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Der Großteil der Patienten an Krankenhäusern ist mittlerweile älter als 60 Jahre. Von ihnen sind knapp 40 Prozent gefährdet, während des Krankenhausaufenthaltes ein Delir (vorübergehende Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen) zu entwickeln. „Das größte Risiko für ein Delir sind leichte Demenzsymptome, die im Alltag noch unentdeckt geblieben sind“, erklärt Prof. Dr. Thomas Duning, Leiter der neu geschaffenen Stabstelle "Demenzsensibles Krankenhaus" des UKM (Universitätsklinikum Münster) und Oberarzt der Klinik für Neurologie. Gemeinsam mit einem weiteren Mediziner, einer Apothekerin und drei speziell ausgebildeten Pflegekräften kümmert sich Prof. Duning ab sofort um diese zunehmende Herausforderung und die steigende Zahl älterer, gefährdeter Patienten.Das Konzept der Stabstelle wurde von einem interdisziplinären Team aus Kollegen der Psychiatrie, der Neurologie, der Inneren Medizin, der Unfallchirurgie und der Pflegedirektion des UKM erarbeitet.
Inzwischen weiß man, dass sich die Prognose für einen guten Krankheitsverlauf von schon kleineren Eingriffen wesentlich verbessert, wenn ältere Patienten von Beginn an gezielt behandelt und versorgt werden. Hierzu gehören neben festen Ansprechpartnern auf der Station auch eine spezielle pflegerische, medizinische und pharmakologische Struktur. „Unabhängig von der hohen körperlichen Belastung, die eine Operation oder Untersuchung mit sich bringen, kann schon allein die ungewohnte und teils unübersichtliche Umgebung in einem großen Klinikum zu ersten Anzeichen eines Delirs führen, von dem sich einige Patienten schwer wieder erholen“, so Duning. „Unser Anliegen ist, dass so viele ältere Menschen wie möglich auch nach ihrem Krankenhausaufenthalt ihr selbständiges Leben weiterführen können. Ein Krankenhaus soll ja nicht krank machen!“Bereits bei der Aufnahme älterer Patienten wird auf freiwilliger Basis eine kurze Untersuchung gemacht. Weist der Patient erste Anzeichen von kognitiven Einschränkungen auf, wird ihm eine speziell geschulte Pflegekraft zur Seite gestellt. Bis zur Entlassung ist sie auch direkte Ansprechpartnerin für die Angehörigen und die Pflegekräfte auf der Station. So bekommt der Patient eine nötige klare Struktur während des Klinikaufenthalts. Zudem werden die bestehenden und neu angesetzten Medikamente mit der Apothekerin passend abgestimmt sowie z.B. Narkosebedingungen geprüft. Die Ärzte des Teams untersuchen gezielt auf dementielle Symptome und stimmen die Behandlung mit den Stationsärzten ab.
Das interdisziplinäre Team ist zunächst in der Klinik für Unfall- und Handchirurgie und der Medizinischen Klinik D (Allg. Innere Medizin sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie) im Einsatz, den Kliniken mit den meisten Patienten, die ein Delir-Risiko besitzen. Neben einer auf die Themen Demenz und kognitive Störungen Visite ist auch eine Hotline für das gesamte Klinikum eingerichtet, sollte ein Patient mit Demenzsymtomen oder sogar akuten kognitiven Defiziten auffallen.
Das UKM ist das erste Universitätsklinikum, das eine demenzsensible Versorgung mit eigenem Team umsetzt. Da es derzeit noch wenig Studien zu dem Thema gibt, wird der Erfolg dieses multidisziplinären Projektes am UKM wissenschaftlich ausgewertet werden.
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