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Was hat ein großer Schiffsdampfer mit einer Knochenmarktransplantation zu tun? Und ist eine Isolierstation im Krankenhaus der richtige Schauplatz für ein Kinderbuch? Vier Studierende des Fachbereichs Design der FH Münster näherten sich mit diesen Ideen kindgerecht dem schwierigen Thema Stammzelltransplantation – mit Erfolg. Im Rahmen einer Seminararbeit entwickelten sie für das Knochenmarktransplantations-Zentrum am UKM (Universitätsklinikum Münster) im ersten Schritt das Maskottchen „Trudi“, das durch eine Nähanleitung von jedem Freiwilligen als Geschenk für die Kinder auf der Isolierstation hergestellt werden kann. Jetzt lassen sie Trudi in einem eigenen Buch und einem Animationsfilm lebendig werden.
„Als wir Trudi vor anderthalb Jahren vorstellten und über die Medien Nähpaten suchten, waren wir überwältigt von der Resonanz“, erzählen Lara Ludwigs (23) und Sabrina Raap (26) von ihrem Projekt „Nähe für Morgen“. Binnen weniger Wochen erreichten sie Stofftiere in allen Farben und Variationen. Seither erhält jedes Kind auf der KMT-Station sein ganz persönliches Maskottchen – und die beiden Design-Studierenden hat das Projekt nicht mehr losgelassen. Sie entwickelten unter Betreuung von Prof. Dipl.-Des. Cordula Hesselbarth gemeinsam mit Kommilitone und Illustrator David Scheffel (32) das Buch „Die Abenteuer deines Trudis“, ein liebevoll gestaltetes Heft, das anhand von Malvorlagen, Mit-Mach-Animationen und Fotoecken die Brücke zwischen der Isolation und dem Leben draußen schlagen soll. „Trudi ist ein Begleiter in der strapaziösen Zeit der Behandlung“, erklärt Sabrina Raap, „und das kleine Buch ist ein Ideenkatalog, der den Familien helfen soll, das Maskottchen in den Alltag miteinzubinden und zum Beispiel Feste wie den Geburtstag der Oma möglichst aktiv mit dem Kind im Klinikum zu teilen.“
Mit dem Kommilitonen Lukas von Berg (25) holten sich Raap und Ludwigs noch einen angehenden Experten in Sachen Bewegtbild ins Boot. Und der setzte das Wort „Boot“ gleich wörtlich um. „Eine Schiffsfahrt, das ist eine Isolation von der Außenwelt. Man kann seekrank werden und Übelkeit haben, auch vor Infektionen ist man auf hoher See nicht geschützt. Das alles passte zu dem, was ich über einen Aufenthalt auf der Knochenmarktransplantation-Station erfahren habe und so entstand die Idee, die Zeit auf der Isolierstation in dem Film wie eine Schiffsfahrt zu erzählen“, sagt von Berg, der zu Beginn des Films ein Foto der beiden Türme des UKM durch zwei Schornsteine eines großen Dampfers übermalen lässt und den Zuschauer dann in neuer Szenerie mit Trudi auf Reisen schickt. Für die kindgerechte Vertonung konnte mithilfe der Agentur Schwarz (Agentur für Nachwuchs- und Jungschauspieler) die 13 Jahre alte Fiona Häger honorarfrei gewonnen werden.
Mit ihren Ideen trafen die Studierenden nicht nur den Nerv der Kinder. „Wir sind sehr beeindruckt von dieser Kreativität. Das ist einfach toll", sagt Prof. Dr. Claudia Rössig, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am UKM. „Genau deshalb ist es für uns kein Projekt, das in der Schublade verschwinden darf und ich freue mich umso mehr, dass der Freundeskreis KMT Münster e.V. sich bereit erklärt hat, die Kosten für den Druck der Hefte zu übernehmen.“ Bis auf Weiteres soll jedes Kind auf der KMT-Station mit einem Maskottchen und einem Buch ausgestattet werden, auf den Aufklärungsfilm sollen Eltern und Kinder bereits im Vorfeld verwiesen werden. Dieser ist ebenso wie die Nähanleitung für Trudi im Internet zu finden unter www.freundeskreis-kmt.de.Direkt zum Film geht's hier!Hintergrund
Den Kontakt zwischen der FH Münster und dem UKM stellte Prof. Dr. Heribert Jürgens (ehem. Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie) während eines Vortrags von Prof. Dipl.-Des. Cordula Hesselbarth (Professorin für Wissenschaftsillustration) her, die anschließend mit ihrer Klasse das KMT-Zentrum am UKM besuchte. Im Gespräch darüber, wie Patienten gestalterisch eine Freude bereitet werden könne, entwickelten Ludwigs und Raap das Projekt „Nähe für Morgen“.
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