ukm/evk
Nach Maßgaben des Krankenhausplans NRW müssen Krankenhäuser ohne geriatrische Fachabteilung bei der Identifizierung von Patienten mit geriatrischem Versorgungsbedarf einen ärztlichen Konsiliardienst hinzuziehen. Alle Häuser sind verpflichtet, ab dem 75. Lebensjahr ein geriatrisches Screening durchzuführen, um bereits in der Aufnahmesituation zu erkennen, ob Patienten von einer altersmedizinischen Behandlung profitieren können. Das Ev. Krankenhaus Johannisstift Münster (EVK) hat sich bereits 2002 mit der Gründung einer geriatrischen Abteilung auf die Versorgung dieser Patientengruppe eingestellt. Heute umfasst die Abteilung über 50 Betten, hinzu kommen eine geriatrische Tagesklinik und die Zentren für Alterschirurgie und Alterstraumatologie. Dr. Peter Kalvari, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Geriatrie am EVK, sieht den steigenden Bedarf: „Ältere Patienten sind bei der Krankenhausaufnahme meist schon in vielen Bereichen eingeschränkt. Das Hör- und Sehvermögen lässt nach, die kognitiven Funktionen sind beeinträchtigt, die Beinbeweglichkeit nimmt ab. Somit steigt die Sturzgefahr – vor allem in einer unbekannten Umgebung.“ Zu berücksichtigen sind auch Faktoren wie eine Mehrfachmedikation, eine versteckte Depression oder eine eventuelle Mangelernährung. Um die Versorgung geriatrischer Patienten am UKM (Universitätsklinikum Münster) weiter zu verbessern, setzen die Verantwortlichen nun auf eine enge Kooperation mit dem EVK: „Wir wissen um die langjährige Expertise des EVK in der Altersmedizin und freuen uns, gemeinsam mit den Kollegen die geriatrische Versorgung am UKM auszubauen“, betont Prof. Dr. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor des UKM. Die altersmedizinischen Experten des EVK unterstützten die Einführung eines gestuften Screenings, um den geriatrischen Versorgungsbedarf beurteilen zu können. Des Weiteren sieht das Konzept vor, geriatrische Konsiliar-Untersuchungen und gemeinsame Visiten bei gescreenten Patienten sowie Unterstützung bei der Entlassungsplanung im UKM zu etablieren. Ziel ist es, Patienten mit alterstypischer Multimorbidität und Empfindlichkeit sowie funktionellen Defiziten durch die geriatrische Mitbehandlung zu verbesserten Ergebnissen mit mehr Lebensqualität zu ver-helfen.
Erfolgreiche Kooperation in Intensivmedizin und NeurochirurgieDie Kooperation in der Altersmedizin ist nicht die erste von UKM und EVK: So besteht bereits integriert in das frührehabilitative Konzept des EVK eine erfolgreiche Zusammenarbeit bei der Versorgung so genannter Weaning-Patienten. Mit dem Begriff Weaning bezeichnet man in der Intensivmedizin und der Anästhesie die Phase, in welcher die "Entwöhnung" eines beatmeten Patienten von einer maschinellen Atemunterstützung (Beatmungsgerät) und Atemhilfen stattfindet. Seit Herbst 2014 gibt es zudem eine Kooperation mit der Neurochirurgie des UKM im Bereich der Versorgung von lumbalen Bandscheibenvorfällen. Neurochirurgen des UKM operieren die Patienten in den Räumlichkeiten des EVK und führen gemeinsam mit den Experten des EVK Visiten durch. Die ambulante Versorgung dieser Patienten findet im UKM statt. „Diese Versorgung bietet sich vor allem für Patienten mit einem weniger schweren Verlauf an. Sie werden auf universitärem Niveau behandelt, eingebettet in die Strukturen eines Hauses der Regelversorgung. Hiermit gestalten EVK und UKM gemeinsam die regionale Versorgung in einem gestuften kooperativen Konzept, um unseren Patienten durch Bündelung der Kompetenzen beider Krankenhäuser die bestmögliche Behandlung anbieten zu können“, erklärt Prof. Dr. Norbert Roeder.