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Erhöhter Hirndruck, Herzbeutelentzündung, Verdacht auf Leukämie: Der Dezember 2013 war für Familie Hildebrand ein Höllenritt. Von Tag zu Tag ging es Tochter Tina (16) schlechter, plötzlich schwollen auch die Hände und das Gesicht an, die Nieren arbeiteten nur noch eingeschränkt.
Den Ärzten im Krankenhaus in Lippstadt ist es zu verdanken, dass Tina heute, anderthalb Jahre später, mit beiden Beinen fest im Leben steht, nach erfolgreichem Abitur nun auf einen Studienplatz wartet. Denn nachdem Leukämie ausgeschlossen werden konnte, überwiesen die Mediziner sie umgehend an die Experten der Klinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie des UKM (Universitätsklinikum Münster) – mit dem Verdacht auf die seltene Autoimmunerkrankung Lupus, auch Schmetterlingsflechte genannt, der sich bestätigte. „Bei dieser Erkrankung kämpft das Immunsystem gegen den eigenen Körper“, erklärt Funktionsoberarzt Dr. Claas Hinze. „Die Folgen können vielfältig sein, wie sich bei Tina gezeigt hat. Dazu gehören Entzündungen von Organen oder Gefäßen, von Gelenken, Muskeln und Nerven. Auch Hautveränderungen sind typisch.“ Die Entstehung und Ursachen von Lupus sind noch weitestgehend ungeklärt, nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen leiden darunter – Frauen fünf- bis zehnmal häufiger als Männer. Meist tritt Lupus bei ihnen bis zum 25. Lebensjahr auf. So wie bei Tina.
Der Verlauf muss jedoch längst nicht so dramatisch sein wie bei der jungen Frau aus Rheda-Wiedenbrück: „Die meisten Patienten gehen erstmals wegen Gelenkschmerzen oder -schwellungen oder Hautausschlägen zum Arzt“, so Hinze. Die Diagnose erfolgt häufig verzögert. „Das kann später zum Problem werden“, weiß Hinze, „denn bei Lupus ist die frühe Diagnose wichtig, um den Befall innerer Organe rechtzeitig zu erkennen und Folgeschäden zu verhindern.“ Mit Medikamenten ist die Erkrankung, wenn sie frühzeitig erkannt wird, meistens gut in den Griff zu bekommen. Bei Tina waren es in der Akutphase 13 verschiedene an der Zahl, mittlerweile nimmt sie nur noch sechs verschiedene Medikamente.
„Auf einer Skala von 0 bis 10 würde ich meine Beeinträchtigung anfangs bei 9, jetzt nur noch bei 1 einordnen“, sagt die heute 18-Jährige zufrieden. Mit den Gelenken hat Tina ebenso wenige Probleme wie mit geschwollenen Lymphknoten, auch vor den typischen Gefäßveränderungen bei Lupus blieb sie bisher verschont. Ihr Gewicht, das während der Intensivtherapie durch ihren schlechten körperlichen Zustand und eine Kortisontherapie von 48 bis 62 Kilogramm reichte, hat sich normalisiert. Nur vor der Sonne muss sie sich schützen, da die Haut bei Lupus sehr empfindlich ist. „Und meine Kondition ist noch nicht 100-prozentig wieder auf dem Stand wie früher“, sagt die Abiturientin. „Aber sonst fühle ich mich sehr gut.“
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