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Als am 20. August 2003 nachts um halb zwei mit dem Anruf „Wir haben ein Spenderherz für Sie!“ für die herzkranke Mareike Rotthege alles auf Anfang gestellt wurde – da konnte das UKM (Universitätsklinikum Münster) schon auf eine langjährige Expertise bei Herztransplantationen bauen. Unter der Leitung des damaligen Klinikdirektors der Herzchirurgie, Prof. Dr. Hans H. Scheld, wurde Mareike ein neues Herz eingepflanzt. Damit wurde der heute 31-Jährigen ein weitgehend normales Leben ermöglicht.
"Endlich!“ So muss es der Teenager damals empfunden haben. Denn die junge Frau aus Everswinkel kam mit einem komplizierten angeborenen Herzfehler mit nur einer Herzkammer auf die Welt. Durch mehrere Eingriffe konnte sie zwar bis zur Jugendlichen heranwachsen, doch die Pumpschwäche des Herzens hatte bereits zu Schäden an lebenswichtigen Organen geführt. Mareike kam auf die Warteliste für ein Spenderherz. Einfach war diese Zeit nicht für die damals 18-Jährige. „Aber wenn man so eine Situation überstehen will, dann muss man durch und durch positiv eingestellt sein“, sagt sie rückblickend.
Auch die erste Zeit nach der Transplantation war kompliziert. Durch die schon vorhandenen Organschäden war der Verlauf in den ersten Monaten nach dem Eingriff erschwert und mehrere Organversagen mussten auf der Intensivstation behandelt werden. Erst kurz vor Weihnachten 2003 konnte sie nach Hause entlassen werden. Und danach ging das Leben tatsächlich richtig los. Sie konnte ihre Ausbildung beenden, ihren ersten Job anfangen und in die erste eigene Wohnung nach Münster ziehen. „Jetzt bin ich gerade mit meinem Freund zusammengezogen“, freut sich Mareike. „Eigentlich ist es jetzt ein ganz normales Leben. Ich muss nur zweimal am Tag Tabletten nehmen und in regelmäßigen Abständen ins UKM zur Kontrolle.“
Heutzutage Überlebensraten von ca. 70 Prozent nach fünf Jahren
Die erste Herztransplantation am UKM wagte Prof. Dr. Hans H. Scheld schon dreizehn Jahre früher, in der Nacht vom vierten auf den fünften April 1990. Dem damals 37 Jahre alten Patienten wurde nach mehreren Herzinfarkten und nach einer Bypass-Operation ein Spenderherz eingepflanzt – und damit 18 zusätzliche Lebensjahre geschenkt. Mittlerweile wurden am UKM 462 Herztransplantationen, elf Herz-Lungen-Transplantationen und 402 Kunstherzimplantationen durchgeführt. Dank der Entwicklung neuer Medikamente, die eine Abstoßung verhindern, durch ausgefeilte und verbesserte Operationstechniken und vor allem durch die standardisierte und innovative Vor- und lebenslange Nachbehandlung durch ein Spezialisten-Team können die Patienten immer länger mit ihrem „neuen" Herzen leben. „Heute werden Überlebensraten von ca. 70 Prozent nach fünf Jahren, 50 Prozent nach zehn Jahren und selbst nach 20 Jahren von mehr als 30 Prozent erreicht. Das Ziel, die transplantierten Patienten wieder ins Berufsleben zu integrieren – sei es im alten Beruf oder auch durch eine Neuausrichtung – kann in vielen Fällen erreicht werden“, freut sich der jetzige Direktor der Klinik für Herzchirurgie am UKM, Prof. Dr. Sven Martens.
Mangel an Spenderorganen
Aber auch die UKM-Experten kämpfen mit dem gravierenden Mangel an Spenderorganen. „Es ist für uns schwer zu ertragen, dass eine große Zahl an schwer herzkranken Menschen noch während der Wartezeit auf ein Organ verstirbt“, sagt Martens. „Wo es möglich ist, implantieren wir deshalb sogenannte Kreislaufunterstützungssysteme, auch als „Kunstherzen“ bekannt.“ Martens befürchtet, dass mangels Spenderorganen die Zahl der Herztransplantationen noch weiter absinken könnte. Im Gegenzug sei bei den mechanischen Unterstützungssystemen weiterhin mit einem Anstieg zu rechnen. Dennoch: „Die beste Lebensqualität und auch die höchste Lebensdauer kann weiterhin nur mit einem Spenderherz erreicht werden“, betont der Herzspezialist.
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