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Ein rotes Backsteingebäude mit 40 Betten, einem Hörsaal und Augenspiegelkursraum sowie vier Laboratorien – das sind die Ursprünge der Klinik für Augenheilkunde des UKM (Universitätsklinikum Münster), die in diesen Tagen ihr 90-jähriges Bestehen im Rahmen einer Fachtagung feiert. Die roten Backsteine der Außenfassade sind geblieben, im Inneren des Gebäudes und auch personell ist die Klinik längst im 21. Jahrhundert angekommen: Geleitet wird die Klinik mit Direktorin Prof. Dr. Nicole Eter seit 2010 nach sieben Vorgängern erstmals von einer Frau, im Frühjahr wurden neue Räumlichkeiten der Ambulanz eingeweiht, Hybrid-Operationssäle entsprechen dem neuesten Stand der Technik.
Vor allem nach der Gründung entwickelte sich die universitäre Augenklink rasant: Im ersten Jahr wurden 998 Patienten behandelt, nur zehn Jahre später hatte sich die Zahl bereits vervierfacht. In den 60er Jahren wurde ein vierstöckiger Erweiterungsbau mit eigenem OP-Trakt eingerichtet, 1975 erfolgte der Anbau der Poliklinik. Mittlerweile werden jährlich rund 21.000 Patienten in der Klinik an der Domagkstraße versorgt.
Eines der Leuchtturmprojekte in Münster ist die 1995 gegründete Hornhautbank, die zu den ältesten etablierten Deutschlands zählt. „Hornhauttransplantation können helfen, bei hochgradiger Sehminderung oder Erblindung durch Verletzung, Erkrankung oder Entzündung der Hornhaut das Sehvermögen wieder herzustellen oder zumindest eine Verschlechterung zu vermeiden“, erklärt Eter. Seit Gründung der Hornhautbank konnten am UKM mehr als 2060 Hornhäute und rund 500 Amnionmembranen (Hornhautersatz, der aus der Plazenta gewonnen wird) erfolgreich prozessiert und für Transplantationszwecke zur Verfügung gestellt werden.
Ursprünge reichen bis ins Jahr 1803
Von diesen Aktivitäten profitieren auch Studierende; rund 100 werden derzeit an der Klinik ausgebildet. Einst Studierender in Münster war zum Beispiel der Augenarzt Robert Machemer, dem später in Miami die Entwicklung der Vitrektomie (Entfernung des Glaskörpers) gelungen ist, mit der zahlreiche vorher zur Erblindung führende Erkrankungen heute behandelbar sind. „Aktuell forschen wir unter anderem an der Glaukomfrüherkennung und neuen Bildgebungsverfahren in der Netzhautdiagnostik“, gibt Eter einen Einblick. In der Patientenversorgung gewinnen vor allem elektronisch gesteuerte Lasersysteme mehr an Bedeutung, sowohl in der Diagnostik als auch bei chirurgischen Eingriffen.
Die Ursprünge der Augenheilkunde in Münster reichen sogar noch weiter zurück: Seit dem Jahr 1803 gab es Vorlesungen im Fach Augenheilkunde, 1865 wurde die 1. Münsteraner Provinzial-Augenheilanstalt eröffnet, die jedoch 1916 kurz nach der offiziellen Genehmigung zum Ausbau der Universität und dem Bau eines eigenen Klinikgebäudes für die Augenklinik geschlossen wurde. Verzögert durch den Ersten Weltkrieg erfolgte die Fertigstellung der universitären Augenklink dann im Jahr 1925.
2. Internationales Retina CouncilAnlässlich des 90-jährigen Bestehens richtet die Klinik für Augenheilkunde heute, am 5. September 2015, bereits zum 2. Mal das Internationale Retina Council in Münster mit rund 170 Teilnehmern, 17 Vorträgen und vier wissenschaftlichen Sitzungen in der Bezirksregierung Münster aus. Die Referenten kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden.