Hinweis für Pressevertreter

Bitte richten Sie zur Entlastung unserer Patientenversorgung sämtliche Anfragen zum SARS-CoV-2 (Corona) direkt an die UKM-Unternehmenskommunikation.

Bitte beachten Sie, dass Sie sich nur in Abstimmung mit der UKM-Unternehmenskommunikation auf dem UKM-Klinikgelände aufhalten und auch nur mit einer gültigen Drehgenehmigung auf dem UKM-Klinikgelände drehen dürfen.


Anja Wengenroth
Pressesprecherin
T +49 251 83-55800
M +49 170 5420566  
anja.wengenroth@ukmuenster.­de

 

Pressemeldungen Archiv 2014

Frühjahrsmüdigkeit: Aktive Lebensweise mit viel Bewegung ist die beste Therapie

Prof. Dr. Peter Young, Direktor der Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen
Interview mit Prof. Dr. Peter Young (Direktor der Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen)
ukm/jug
Jeder kennt das Gefühl, sich gerade im Frühjahr mal mehr, mal weniger müde und geschwächt zu fühlen. Warum fühlen wir uns zu dieser Jahreszeit häufig besonders müde und träge? Welche Ursachen hat diese Form der Müdigkeit?
Young: (O-Ton: UKM_Frühjahrsmüdigkeit_1.mp3; 45sec.)
Das ist eine der schwierigsten Fragen, die man überhaupt stellen kann in der Schlafmedizin. Wir wissen es nicht wirklich genau. Wir wissen, dass sich die wichtigsten Taktgeber verändern – wie z.B. Licht. Die Tage werden wieder länger und das ist auch einer der wichtigsten äußeren Faktoren, der in unserem Körper beispielsweise Hormone verändert.  Und gleichzeitig haben wir bei uns – wahrscheinlich genetisch bedingt aus unserer stammesgeschichtlichen Entwicklung – noch Gene, die aus dem Tierreich stammen. Das Frühjahr ist eine Zeit, die eine besondere Zeit in der Biologie des Säugetieres ist. Und das haben wir wahrscheinlich immer noch nicht ganz abgelegt. Wissenschaftlich ganz verstanden hat man dieses Phänomen aber noch nicht. Welche Symptome treten bei Betroffenen neben der Müdigkeit auf?
Young: (O-Ton: UKM_ Frühjahrsmüdigkeit _2.mp3; 37 sec.)
Frühjahrsmüdigkeit ist tatsächlich eher eine Frühjahrserschöpfung. Das heißt, die Menschen sind nicht wirklich schläfriger, sie schlafen nicht schneller ein. Das kann man ganz gut zeigen: Man weiß zum Beispiel, dass nicht mehr Verkehrsunfälle passieren in der Frühjahrszeit als im Herbst oder in der Sommerzeit. Aber die Menschen fühlen sich subjektiv erschöpfter, eher gerädert, unkonzentrierter. Und wir unterscheiden davon immer ganz klar – die im Krankheitssinn – eigentliche Schläfrigkeit, das liegt bei der Frühjahrsmüdigkeit meistens gar nicht vor. Wie können Menschen der Frühjahrsmüdigkeit vorbeugen? Wie viele Stunden Schlaf brauchen Kinder, erwachsene Menschen?
Young: (O-Ton: UKM_ Frühjahrsmüdigkeit _3.mp3 49 sec.)
Wenn ein Mensch mehr als tatsächlich nur erschöpft ist, sondern eine richtige Schläfrigkeit entwickelt – das heißt für uns, dass er in Situationen einschlafen kann, in denen man eigentlich nicht einschläft – dann ist das in der Regel mehr als eine normale Frühjahrsmüdigkeit. Dann muss man gucken, ob nicht eine ganz eigenständige Schlaferkrankung dahinter steckt, oder eine internistische Erkrankung, die auch zu Schläfrigkeit führen kann. Das kann dann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Aber die Frühjahrsmüdigkeit ist ja gerade dadurch gekennzeichnet, dass man an sich gesund ist. Wie kann man vorbeugen?
Young: (O-Ton: UKM_ Frühjahrsmüdigkeit _4.mp3; 38 sec.)
Die beste Vorbeugung gegen diese Erschöpfungszustände überhaupt ist, raus an die frische Luft zu gehen und sich körperlich eher etwas mehr betätigen als weniger. Das ist tatsächlich wichtig, dass man zum Beispiel den Spaziergang am Wochenende mal etwas länger macht. Das sind Maßnahmen, um den Körper zu aktivieren und gegen diese Erschöpfung, diese Frühjahrsmüdigkeit anzugehen. Natürlich muss man auch ausreichend schlafen, wie es immer notwendig ist. Wie viele Stunden Schlaf brauchen Kinder, erwachsene Menschen?
Young: (O-Ton: UKM_ Frühjahrsmüdigkeit _5.mp3; 55 sec.)

Man meint immer, dass man diese Frage mit einem Satz beantworten könnte, das geht leider nicht. Eins kann man erst einmal sagen: Das Schlafbedürfnis ist individuell und ganz stark genetisch festgelegt. Man weiß aber, dass die meisten Menschen um die sieben Stunden benötigen. Nach der Pubertät zeigt sich das „wahre Gesicht“, dann lernt man eigentlich erst wirklich, wie viel das eigene individuelle Schlafpensum ist. Zwischen fünf und zehn Stunden ist alles normal. Gibt es besondere Risikogruppen, bei denen Symptome der Frühjahrsmüdigkeit vermehrt auftreten?
Young: (O-Ton: UKM_ Frühjahrsmüdigkeit _6.mp3; 52 sec.)

Das gibt es tatsächlich: Das sind insbesondere Patienten, die sowieso an Schlafstörungen leiden – also krankhaft an Schlafstörungen leiden; in der Medizin nennen wir das Insomnie (Schlaflosigkeit). Und das ist nicht die kurze Schlaflosigkeit, die jeder Mensch mal haben kann, weil er aufgeregt ist, weil er eine Prüfung hat, weil er irgendwelche speziellen Situationen oder Sorgen oder auch Freuden hat; sondern es sind die Menschen, die über vier Wochen durchgehend einschlafgestört oder durchschlafgestört sind. Diese Menschen empfinden die Frühjahrszeit als belastender. Sie sind dann erschöpfter, also frühjahrsmüder. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Young: (O-Ton: UKM_ Frühjahrsmüdigkeit _7.mp3; 40 sec.)
Eine Therapiemöglichkeit besteht in der Regel nicht darin, Medikamente einzunehmen, sondern sich zu aktivieren. Wenn die Erschöpfung besonders stark ist, sollte man dann den zehn- oder zwanzigminütigen Spaziergang machen – statt sich auszuruhen, wie man es eigentlich gerne täte. Das wäre die wichtigste Therapiemaßnahme. Können wir Menschen auch mit einer guten, gesunden Ernährung vorbeugen?
Young: (O-Ton: UKM_ Frühjahrsmüdigkeit _8.mp3; 55 sec.)
Nein. Man kann höchstens mit falscher Ernährung dazu beitragen, dass alles schlimmer wird. Aber man sagt, die normale mitteleuropäische Ernährung – und das ist nicht unbedingt immer nur die mit ganz viel Obst und Joghurt, sondern einfach die ganz normale ausgewogene Ernährung mit ausreichenden Kohlenhydraten, Eiweißen, Vitaminen, die eigentlich jede normale Ernährung in Mitteleuropa bieten sollte – reicht aus. Was man natürlich weiß, ist, dass Ernährung und auch spezielle Formen der Ernährung einen gewissen Placebo-Effekt haben können. Wenn ich jetzt am Tag drei Smoothies zum Beispiel trinke, dann fühle ich mich besser – da wäre gar nichts gegen zu sagen. Es gibt nur einen Tipp – wieder sozusagen umgekehrt -, nicht zu versuchen mit Kaffee oder Aufputschmitteln gegen diese Frühjahrsmüdigkeit anzukämpfen, weil das immer einen Bumerang-Effekt hat. Dann ist man aufgedreht, und wenn das „Aufdrehen“ sozusagen „runterdreht“, fühlt man sich viel stärker erschöpft.
Zurück
 
 
 
 

Folgen Sie uns bei Twitter

Alles rund um die Universitätsmedizin Münster finden Sie unter  twitter.com/UK_Muenster.