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Zwei neue Nieren für einen Zweijährigen: Am UKM (Universitätsklinikum Münster) ist erstmals in der Klinikgeschichte eine En-bloc-Nierentransplantation bei einem Kleinkind durchgeführt worden. Für das Chirurgenteam war das absolute Präzisionsarbeit. Etwa vier bis fünf Zentimeter misst ein Organ, kleinste Gefäße von etwa drei Millimetern Durchmesser wurden von Privatdozent Dr. Heiner Wolters und Prof. Dr. Daniel Palmes aus der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie mit der Hauptschlagader des Jungen verbunden. Mit dem Ergebnis sind die Ärzte sehr zufrieden. „Die Nieren werden mitwachsen und wir können aufgrund anderer erfolgreicher Beispiele davon ausgehen, dass Lennart viele Jahre gut mit den neuen Organen leben kann“, sagt Prof. Dr. Martin Konrad aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.
In den meisten Fällen wird bei einer Nierentransplantation – schon mit Hinblick auf die Organknappheit – lediglich eine Niere transplantiert. Bei sehr kleinen Spendern vermittelt Eurotransplant jedoch beide Organe zusammen. So auch bei Lennart. 400 Gramm hatte er nach der Geburt pro Woche zugenommen, fast doppelt so viel wie andere Neugeborene. Mit drei Monaten wurde am UKM eine erbliche Erkrankung diagnostiziert, die sich durch ausgeprägten Eiweißverlust über den Urin äußert. „Wir haben dann eine konservative Behandlung begonnen“, erklärt Kindernephrologin Dr. Birgitta Kranz. „Das primäre Ziel war, den Wasserhaushalt zu kontrollieren, da Lennart wegen der großen Eiweißverluste zu übermäßigen Wassereinlagerungen neigte.“ Mit zehn Monaten wurde dem kleinen Jungen die erste Niere entfernt – mit der vagen Hoffnung, dass sich die Eiweißverluste vermindern und er sich stabilisieren würde. Drei Monate später, im Frühjahr 2013, musste jedoch auch die zweite Niere entfernt werden.
Für die Familie aus dem Sauerland folgten intensive Phasen der Dialyse – und banges Warten. Denn zum einen sollte ein Kind nach internationalen Standards mehr als zehn Kilogramm wiegen, um transplantiert werden zu können. Zum anderen musste ein passendes Organangebot von einem Baby oder Kleinkind kommen. „Wir hatten große Angst, dass es aufgrund der aktuellen Zurückhaltung beim Thema Organspende nicht klappt. Außerdem ist es sicher nicht einfach für Eltern, die gerade ein Kind verloren haben, diese Entscheidung zu treffen“, beschreiben die Eltern ihre Sorgen.
Doch der entscheidende Anruf kam. Vier Tage vor seinem zweiten Geburtstag wurde Lennart in Münster transplantiert, erholte sich anschließend sehr schnell von der OP. „Er ist ein anderes Kind und so agil. Es ist ein Segen“, sagen nicht nur seine Eltern am Tag der Entlassung, sondern auch die Ärzte, die den Jungen seit fast zwei Jahren behandeln. Mehr als 1,5 Kilogramm hat Lennart seit der OP verloren, seine Körperfülle durch die Wassereinlagerungen hatte zuvor das Laufen nicht ermöglicht. Jetzt wird es vermutlich nur noch wenige Tage dauern. „Vielleicht klappt es ja schon kommende Woche“, freut sich Dr. Birgitta Kranz auf das Wiedersehen. Dann steht der erste Kontrolltermin am UKM an.
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