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Pressemeldungen Archiv 2014

Demenz: Therapie greift am effektivsten, wenn sie frühzeitig ansetzt

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Duning, Leiter der Gedächtnisambulanz am UKM
Interview mit Priv.-Doz. Dr. Thomas Duning (Leiter der Ambulanz für Gedächtnisstörungen der Klinik für Allgemeine Neurologie des UKM)
ukm/jug
Schon heute leben ca. 1,4 Millionen Demenzkranke in der Bundesrepublik – in 20 Jahren wird sich diese Zahl verdoppelt haben. Demenz ist (noch) nicht heilbar, aber Ärzte können den Krankheitsverlauf entscheidend abmildern. Über Ursachen, Symptome und Vorbeugung informiert Neurologe Priv.-Doz. Dr. Thomas Duning. Der Demenz-Experte leitet die Ambulanz für Gedächtnisstörungen in der Klinik für Allgemeine Neurologie am UKM (Universitätsklinikum Münster). Was genau verstehen wir unter Demenz?
Duning:
(O-Ton: UKM_Demenz_1.mp3; 36 sec.)
Die Demenz ist keine Krankheit, sondern ein Syndrom. Unter der Demenz fasst man verschiedene Krankheiten zusammen, die die Kognition betreffen – das sind Gehirnerkrankungen. Man weiß mittlerweile, dass es verschiedene Ablagerungen am Gehirn – zum Beispiel bei der Alzheimerischen Erkrankung – gibt, die giftig sind und die Nervenzellen abtöten. Bis heute weiß man aber immer noch nicht, ob das der eigentliche Auslöser ist oder ob es während der Krankheit entsteht. Im gleichen Atemzug wird häufig auch über Alzheimer gesprochen. Was ist der genaue Unterschied?
Duning:
(O-Ton: UKM_Demenz_2.mp3; 30 sec.)
Alzheimer ist eine Krankheit des Gehirns, die zu dem Syndrom Demenz führt. Eine Demenz kann jedoch auch durch viele andere Gehirnerkrankungen ausgelöst werden. Bis heute ist es nicht möglich, die Alzheimer-Krankheit zu heilen. Es gibt aber mittlerweile viele zugelassene Medikamente, die gezeigt haben, dass sich ein Voranschreiten der Krankheit abmildern lässt. Wenn nach der Diagnose frühzeitig die richtigen Medikamente gegeben werden, lässt sich der Verlauf der Krankheit deutlich verlangsamen. Welche Ursachen hat Demenz?
Duning:
(O-Ton: UKM_Demenz_3.mp3; 81 sec.)
Man nahm an, dass die Alzheimer-Erkrankung der häufigste Grund für eine Demenz sei. Mittlerweile weiß man aber, dass die Alzheimer-Pathologie nur einen gewissen Aspekt ausmacht: Die meisten Demenz-Erkrankten haben wahrscheinlich eine Alzheimer-Pathologie des Gehirns und gleichzeitig aber auch chronische Durchblutungsstörungen. Das heißt, dass die reine Alzheimer-Demenz wahrscheinlich viel seltener ist, als wir derzeit noch denken. Die meisten Formen sind eine Mischung aus Alzheimer-Demenz und Durchblutungsstörungen des Gehirns. Die Therapie greift natürlich am effektivsten, wenn sie frühzeitig ansetzt. Wir wissen, dass die Alzheimer-Ablagerungen bereits Jahrzehnte vor Ausbrechen der Demenz entstehen, meistens zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Wenn man in dieser Zeit sehr ungesund lebt, werden diese Ablagerungen mehr. Bewegungsmangel, erhöhte Blutfette, ein schlecht eingestellter Blutzucker und das Rauchen sind Risikofaktoren, die sich beeinflussen lassen und daher vermieden werden sollten. Die größten Risikofaktoren sind das Alter und Veranlagung. Welche Fähigkeiten und Funktionen des Gehirns werden durch die Demenz eingeschränkt?
Duning:
(O-Ton: UKM_Demenz_4.mp3; 37sec.)
Es sind allgemein kognitive Fähigkeiten, die eingeschränkt sind: Das kann die Sprache betreffen, die Orientierung, die Koordination von Bewegungen und natürlich auch Gedächtnisleistungen. Dann gibt es natürlich noch unterschiedliche Subtypen der Demenz. Bei der Alzheimer-Demenz ist es z.B. ganz typisch, dass Gedächtnisstörungen auftreten, besonders was das Neu-Gedächtnis anbetrifft. Was viele nicht wissen: Alleine Gedächtnisstörungen reichen noch nicht aus für die Diagnose Demenz – es muss mindestens noch eine weitere kognitive „Domäne“, wie Orientierung oder Sprache, betroffen sein. Stichwort demografischer Wandel: Wird die Zahl der Demenz-Patienten zwangsläufig größer, wenn wir alle älter werden?
Duning:
(O-Ton: UKM_Demenz_5.mp3; 23 sec.)
Das Alter ist der größte Risikofaktor für eine Demenz. Wir haben derzeit eine Zahl von ca. 1,4 Millionen Demenz-Erkrankten in Deutschland. Aus vielen guten Studien ist ersichtlich, wie sich die Demenz entwickeln wird: Die Zahl der Patienten wird sich bis zum Jahr 2035 ungefähr verdoppeln. Das bedeutet eine erhebliche sozio-ökonomische Belastung für unsere Gesellschaft. Welche besonderen Schwerpunkte setzt das UKM in der Behandlung von Demenz-Patienten?
Duning:
(O-Ton: UKM_Demenz_6.mp3; 17 sec.)
Die Klinik für Allgemeine Neurologie am UKM hat einen Schwerpunkt bei den neurodegenerativen Erkrankungen. Das sind Krankheiten, bei denen Nervenzellen des Gehirns zugrunde gehen, ohne dass die Ursache ersichtlich ist. Unser Fokus liegt dabei auf der frühen Diagnostik dieser Krankheiten, in diesem Bereich haben wir eine hohe Expertise entwickelt. Wir bieten jedoch am UKM auch Therapien für Demenzerkrankte an, z.B. ein neues krankengymnastisches Trainingsprogramm. Informationen
www.demenz-muenster.de
www.neurologie.ukmuenster.de
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