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Äußerlich ist er ganz ruhig, dennoch ist Günter Werrelmann die Anspannung anzumerken: In wenigen Stunden wird ihm Prof. Dr. Claudia Rudack, Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am UKM (Universitätsklinikum Münster), ein Cochlea Implantat einsetzen. Und dem 50-Jährigen damit wieder ermöglichen, richtig zu hören und den Tinnitus einzudämmen.
Vor sieben Jahren verlor der Familienvater das Hörvermögen auf dem rechten Ohr und ist seitdem nicht nur privat, sondern auch beruflich teilweise eingeschränkt. „Gespräche in größeren Gruppen bereiten mir Probleme – ich schaue zuerst oft in die falsche Richtung, weil ich nicht zuordnen kann, woher das Geräusch kommt”, sagt er. „Starke Nebengeräusche machen es mir unmöglich, so zu reagieren, wie es oft notwendig ist.“
Abhilfe schaffen soll ein Cochlea Implantat, das in den Knochen hinter dem Ohr eingesetzt wird und durch eine Elektrode in der Hörschnecke elektrische Signale direkt an den Hörnerv weiterleitet. Übermittelt werden die Geräusche durch einen Audioprozessor, der von außen hinter das Ohr geklemmt wird und die Schallwellen drahtlos an das Implantat überträgt. „Mehr als vier Fünftel unserer Patienten können nach sechs Wochen wieder Geräusche in Höhe von 60 Dezibel verstehen – das entspricht etwa einer normalen Unterhaltung – und mit etwas Training können noch bessere Ergebnisse erzielt werden“, erklärt Prof. Dr. Claudia Rudack. In der Zeit nach der Operation lernen die Patienten in der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie unter Leitung von Prof. Dr. Antoinette am Zehnhoff-Dinnesen, die empfangenen Geräusche richtig zuzuordnen und mit dem Audioprozessor umzugehen. Denn dieser kann mittels einer Fernbedienung gesteuert und auf bestimmte Gesprächssituationen, wie beispielsweise Telefonate, eingestellt werden.
Etwa 70 Cochlea Implantate werden jährlich am UKM eingesetzt, durchschnittlich 50.000 Euro kostet die Behandlung. In vielen Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Neben Kindern werden zunehmend auch ältere Menschen behandelt. „Meine älteste Patientin war 83“, berichtet Prof. Dr. Rudack, „nach einem vollständigen Hörverlust kann sie heute wieder gut hören.“
Das hofft auch Günter Werrelmann. Jahrelang hatte er mit anderen Hörgeräten versucht, sein Hörvermögen zurückzugewinnen – erfolglos. Jetzt hat er beste Aussichten, rechts wieder gut hören und damit wieder vollends am Privat- und Berufsleben teilhaben zu können. Nur der Tinnitus wird wohl bestehen bleiben, „der tritt aber durch die wahrgenommenen Geräusche des täglichen Lebens hoffentlich in den Hintergrund“, zeigt sich der 50-Jährige optimistisch.
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