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Erasmo Zano war gerade auf einer Feier, als es zum ersten Mal passierte. „Mein Herz raste und stolperte, ich bekam Atemnot, musste mich hinsetzen und konnte nichts mehr machen.“ Wenige Minuten später ist der Spuk vorüber, das Herz des 53-Jährigen schlägt wieder normal. In den folgenden Wochen kommen die Anfälle mehrmals wieder, bis der Hausarzt die Diagnose stellt: Vorhofflimmern. Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland, hauptsächlich im höheren Alter, leiden daran.
Vorhofflimmern ist zwar nicht unmittelbar lebensbedrohlich, kann aber zu schweren Komplikationen führen. „Während des Flimmerns wird das Blut im linken Herzvorhof nicht richtig durchmischt, so dass Gerinnsel entstehen können“, erklärt Prof. Dr. Lars Eckardt, Leiter der Abteilung für Rhythmologie im Department für Kardiologie und Angiologie des UKM (Universitätsklinikum Münster). „Gelangt solch ein Gerinnsel bis in den Kopf, kann ein Schlaganfall entstehen.“ Da zudem das Herz während des Vorhofflimmerns viel zu schnell schlägt, was zu Herzschwäche führen kann, muss die Erkrankung in der Regel mit Medikamenten behandelt werden.
Bei Erasmo Zano werden Blutgerinnungshemmer und Betablocker eingesetzt – mit mäßigem Erfolg. Die Anfälle kommen zwar seltener, doch ganz verhindern lassen sie sich nicht. Und die Wirkung lässt mit der Zeit nach. „Ich hatte keine Lebensqualität mehr. Ich konnte nicht mehr Fußball spielen und mein Krafttraining nicht mehr machen. Und Alkohol konnte ich gar nicht mehr trinken, denn jedes kleine Schlückchen hat sofort Vorhofflimmern ausgelöst“, erinnert sich der Sauerländer, der sich nach eigenen Recherchen schließlich an die Abteilung für Rhythmologie des UKM wendet. Dort unterzieht er sich im Juni 2013 einer Katheterablation, bei der Gewebe im Herzen verödet wird, um die Ursprungsorte, von denen die Rhythmusstörung ausgeht, unschädlich zu machen. „Dieser Eingriff ist nur bei einer gewissen Patientengruppe sinnvoll und erfolgversprechend. In den meisten Fällen ist eine rein medikamentöse Behandlung angeraten. Die Erfolgschancen einer Ablation sind am größten, wenn das 60. Lebensjahr noch nicht erreicht ist, das Vorhofflimmern anfallsweise kommt, also nicht dauerhaft vorliegt, und insgesamt noch nicht allzu lange besteht“, so Eckardt. „Ob das Vorhofflimmern bei Herrn Zano dauerhaft beseitigt wurde, wird man in einigen Monaten abschließend sagen können.“
Der Patient selbst ist optimistisch. Denn seit der Ablation ist das Flimmern bis jetzt nicht wieder aufgetreten. „Ich freue mich schon, bald endlich wieder mit dem Kraftsport anfangen zu können“, definiert Erasmo Zano sein Ziel klar.
Veranstaltung „Vorhofflimmern – neue Medikamente“
Mit einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 9. Juli, die das AFNET und das UKM gemeinsam durchführen, wollen Prof. Dr. Lars Eckardt und sein Team Betroffenen die Möglichkeit geben, sich einen Überblick über die neuen Medikamente und Therapiemöglichkeiten bei Vorhofflimmern zu verschaffen. Im Anschluss an die Vorträge gibt es ausreichend Zeit, Fragen zu stellen.
Termin: Dienstag, 09.07.2013, 18:00 – 20:00 Uhr Ort: Universitätsklinikum Münster, Albert-Schweitzer-Campus 1, Lehrgebäude, Hörsaal L20 Weitere Informationen zum AFNET: www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de