ukm/Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt
Schmerzen müssen so früh wie möglich behandelt werden - darin sind sich alle Experten einig. Beim ersten bundesweiten Aktionstag gegen den Schmerz heute (5. Juni) bieten das Universitätsklinikum Münster (UKM), das Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster sowie die Apothekerkammer Westfalen-Lippe und die Haus- und Fachärzte der Stadt daher umfangreiche Informations- und Mitmachaktionen an. Im UKM stellen sich unter anderem die Pflegespezialisten für Schmerzmanagement, die Akute - und chronische Schmerztherapie, die Schmerzambulanz, das Brückenteam (Kinderpalliativversorgung), die Weiterbildungsstätte des UKM sowie das Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster vor. Daneben haben Betroffene und Interessierte die Möglichkeit, Therapie- und Entspannungsübungen wie Yoga, Feldenkrais oder die Spiegeltherapie sowie eine Klangmassage mit allen Sinnen zu erleben. Speziell für medizinisches Fachpersonal bieten die Experten des UKM Kurzvorträge sowie die Teilnahme an einer Interdisziplinären Schmerzkonferenz an. „Der bundesweite Aktionstag ist eine tolle Gelegenheit, um Betroffene und Fachpersonal gleichermaßen anzusprechen. Noch zu häufig wird Schmerz zu spät oder gar nicht behandelt. Ich freue mich, dass in Münster so viele Kooperationspartner gemeinsam das Thema Schmerz angehen“, sagt Univ.-Prof. Dr. med. Esther Pogatzki-Zahn, Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie des UKM.
Das Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster bietet heute zusammen mit der Apothekerkammer Westfalen-Lippe eine Beratungsaktion in allen teilnehmenden Apotheken in Münster an. Unter dem Motto „Schmerzfrei in Münster“ erhalten Schmerzpatienten, Angehörige und alle Interessierten umfangreiches Informationsmaterial und Ratschläge zur Schmerzlinderung. Unterstützt wird die Aktion auch von den Haus- und Fachärzten in Münster, die ihre Patienten auf die Beratung hinweisen und zudem fundiert in den Praxen beraten. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink, Leiter des Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt: „Wir freuen uns über die hervorragende Zusammenarbeit der einzelnen Kooperationspartner. Von den Apothekern mit ihrer Beratungsaktion über den Hausärzteverbund und die Facharztinitiative Münster bis zu den Ärzten und Pflegern in Krankenhäusern sind alle gemeinsam im Einsatz gegen den Schmerz.“
Interdisziplinäre und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit notwendig
Rund 17 Prozent der Deutschen leiden nach Angaben der Deutschen Schmerzgesellschaft an chronischen Schmerzen, das entspricht 13 Millionen Schmerz-Patienten in Deutschland. In NRW leben insgesamt ca. 1,7 Millionen Patienten mit chronischen Schmerzen; davon sind mindestens eine Millionen behandlungsbedürftig. Von den 120 in NRW bestehenden speziellen Schmerztherapeutische Einrichtungen kann aber pro Quartal nur ca. ein Fünftel der behandlungsbedürftigen Patienten behandelt werden. Dies führt zu Unter- und Fehlversorgung der Patienten und fördert Chronifizierungsprozesse. Schmerzen sind eine komplexe Erkrankung, die in der Regel auch eine komplexe Therapie erfordert. Diese besteht häufig nicht nur aus einer sondern mehreren Therapieformen besteht, die sinnvoll kombiniert werden. Ärzte verschiedener Disziplinen sowie Pflegende, Physiotherapeuten und weitere Berufsgruppen sind notwendig um den Schmerz in den Griff zu bekommen. „Münster ist dank der guten interdisziplinären und berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit deutschlandweit Vorreiter im Bereich der Schmerztherapie. Doch auch wir können noch besser werden. Wir wollen erreichen, dass jeder Betroffene weiß, was bei Schmerzen zu tun ist, an wen er sich wenden kann und dass niemand starke Schmerzen ertragen muss “, betont Univ.-Prof. Dr. med. Esther Pogatzki-Zahn.
Auf die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit im Schmerzmanagement verweisen auch die Experten des Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster. Unter Einbezug der verschiedenen Berufsgruppen fördert das Team rund um Leiter Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink die Zusammenarbeit der einzelnen Akteure im Schmerzmanagement und verbessert so nachhaltig die Versorgungssituation in Münster. Osterbrink: „Die Kommunikation zwischen Haus- und Fachärzten, Pflegenden sowie Klinikpersonal erwies sich bei vielen unserer Untersuchungen als große Herausforderung. Dabei ist genau diese partnerschaftliche und effektive Zusammenarbeit der einzelnen Berufsgruppen so wichtig für ein gelungenes Schmerzmanagement.“ Eine bedeutende Rolle spielen die Pflegenden in der Schmerztherapie: Sie bilden eine wichtige Schnittstelle zwischen Arzt und Patient. Das Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster ermöglicht insgesamt einhundert Pflegefachkräften münsterscher Einrichtungen eine hochwertige Weiterbildung im Schmerzmanagement. Die ersten 36 dieser sogenannten „Pain Nurses“ wurden vor kurzem zertifiziert und haben ihren Dienst angetreten.
Am UKM stellt seit einem halben Jahr Ruth Boche als Pflegespezialistin für Schmerzmanagement eine Schnittstelle zwischen verschiedenen Berufsgruppen und Patienten dar. Ihre Aufgabe ist es, dem Pflegepersonal Möglichkeiten der Schmerzmessung und Schmerzlinderung vorzustellen. Dabei hält sie auch Kontakt zu den Teams der Physiotherapie und den Ärztinnen und Ärzte, vermittelt bei interdisziplinären Aufgabenbereichen und führt zusammen mit Univ.-Prof. Dr. Pogatzki-Zahn aktuelle Schmerzkonzepte in die verschiedensten Bereiche des UKMs ein. Auch Patientengespräche gehören zu ihren Aufgaben. „Die Patienten erwarten zu Recht eine gute Schmerztherapie. Auch wenn es nicht immer möglich ist, Schmerzfreiheit zu ermöglichen, ist es unser Ziel, dass die Patienten gut mit ihrem Schmerz umgehen können und möglichst selbstständig viele Dinge verrichten können, ohne dass der Schmerz sie daran hindert“, unterstreicht Ruth Boche. Nicht zuletzt durch diese bisher noch in den meisten Krankenhäusern fehlende Schnittstelle im Rahmen der Schmerztherapie will das UKM den Schmerz für Patienten und Mitarbeiter thematisieren und so optimal wie möglich therapieren.