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Es begann mit einer Erkältung: Als die 17-jährige Theresa S. Ende November zu husten begann, ahnte sie nicht, welcher Leidensweg ihr bevorstehen würde. Innerhalb weniger Tage verschlechterte sich ihr Zustand trotz Antibiotikabehandlung und sie wurde auf die Intensivstation der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Clemenshospitals verlegt. „Ihr Zustand war schon sehr schlecht und wir mussten Flüssigkeit, die sich zwischen Lunge und Brustkorb gebildet hatte ablassen und sie beatmen“, berichtet Dr. Georg Hülskamp, Kinder-Pneumologe und Chefarzt der Klinik. „Zunächst konnten wir noch mit ihr sprechen, aber wegen der schweren Entzündung der Lunge musste die Beatmung binnen weniger Stunden bis an die Grenzen des Möglichen intensiviert werden und starke Kreislaufmedikamente wurden erforderlich.“ Hier kann nur eine ‚künstliche Lunge‘ (Lungenersatztherapie) helfen, die in Münster ausschließlich am UKM durchgeführt werden kann, wusste Hülskamp und rief seinen Kollegen, Dr. Claudius Werner, Leiter der Kinder-Pneumologie am UKM an. „Wir kommen!“, war Werners knappe Antwort und: „Notfalls beginnen wir die Behandlung mit der ‚künstlichen Lunge’ schon im Clemenshospital.“ Damit gab er das Startsignal für eine außergewöhnliche, fachbereichs- und krankenhausübergreifende Zusammenarbeit, bei der zehn Pflegekräfte und Ärzte beider Kliniken Hand in Hand um Theresas Leben kämpften.„Glücklicherweise ist die Zusammenarbeit mit den Kollegen des Clemenshospitals sehr zuverlässig und gut“, so Dr. Claudius Werner. „Wie auch in anderen Fällen konnten wir uns auf die Einschätzung der Situation genau verlassen.“ Innerhalb kürzester Zeit stellte er ein Team aus zwei Thoraxspezialisten, zwei Anästhesisten und einem Kardiotechniker zusammen, die sich rasch auf den Weg machten. Da Theresa, die bis zum Eintreffen der UKM-Ärzte nur mit massivster Medikamenten- und Beatmungstherapie stabil gehalten werden konnte, so nicht transportfähig war, entschlossen sich die Ärzte zum Beginn der Lungenersatztherapie vor Ort. Bei dieser sogenannten ECMO-Therapie (extrakorporale Membranoxygenierung) handelt es sich um ein spezialisiertes Verfahren, bei dem durch den Einsatz einer ‚künstlichen Lunge‘, der lebensnotwendige Gasaustausch maschinell durchgeführt wird. „Dem Patienten werden sowohl in der Leiste als auch im Hals jeweils eine Kanüle in die Vene gelegt“, beschreibt PD Dr. Karsten Wiebe, Leiter der Thoraxchirurgie am UKM, das Verfahren. Dabei wird durch die untere Kanüle Blut angesaugt und in die künstliche Lunge eingespeist. Hier wird das Blut nun mit Sauerstoff angereichert, während ihm gleichzeitig Kohlendioxid entzogen wird. Jetzt kann das Blut durch die obere Kanüle wieder dem Patienten zugeführt werden. „Wir waren sehr erleich-tert, dass durch die ECMO-Therapie Theresa so weit stabilisiert werden konnte, dass wir sie sicher zur weiteren Behandlung in die Uniklinik verlegen konnten“, so Werner. Die Genesung der Schülerin verlief zügig. Schon nach wenigen Tagen konnte die Gymnasiastin wieder ohne die Unterstützung der ‚künstlichen Lunge‘ auskommen und auch von der ‚normalen‘ Beatmung entwöhnt werden.
Prof. Heymut Omran, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin – Allgemeine Pädiatrie am UKM äußert sich stolz: „Dieser Einsatz ist in mehrfacher Hinsicht großartig. So sind wir mehr als froh, dass Theresa wieder vollständig genesen ist und Weih-nachten mit ihrer Familie zuhause feiern wird. Darüber hinaus steht er jedoch für eine professionelle fachbereichs- und krankenhausübergreifende Zusammenarbeit.“