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Prof. Dr. Dr. Walter Sibrowski ist neuer Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie(DGTI). Der Direktor des Institutes für Transfusionsmedizin und Transplantationsimmunologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) wurde von den über 1.200 Mitgliedern der Gesellschaft für zwei Jahre gewählt. Zu den Schwerpunkten der DGTI zählt die Sicherheit in der Herstellung und bei der Anwendung von Blutprodukten. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft arbeitet sie hier eng mit dem Robert-Koch-Institut, dem Paul-Ehrlich-Institut und den zuständigen Regierungseinrichtungen in Deutschland zusammen.„Die Versorgung mit Blutkonserven und Blutprodukten steht in Deutschland vor gewaltigen Herausforderungen: Bedingt durch den demographischen Wandel werden in den kommenden Jahren viele langjährige Blutspender ausscheiden. Und dieser Verlust kann nicht durch nachrückende Generationen ersetzt werden. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Blutprodukten, da die Bevölkerung älter und kränker wird. Die Lücke zwischen dem Bedarf und den tatsächlichen Blutkonserven droht daher weiter auseinander zu gehen“, erklärt Sibrowski. In den vergangenen Jahren wurde daher bereits das Höchstalter für Blutspender schrittweise erhöht und liegt bei aktuell 68 Jahren. Sibrowski: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Altersgrenze in der Zukunft weiter angehoben wird.“
Angesichts dieser Entwicklung gelte es aber auch, die Anwendung von Blutkonserven und Blutprodukten in den Krankenhäusern weiter zu optimieren: „Wir erarbeiten momentan neue Konzepte unter dem Stichwort ´Blood Management´. Dahinter steht auch die Frage: Ist jede einzelne Transfusion im klinischen Alltag wirklich sinnvoll eingesetzt oder könnte dem Patienten nicht auch mit anderen Mitteln geholfen werden? Dabei geht es natürlich nicht um schwer verletzte Unfallopfer, die auf eine Blutübertragung angewiesen sind, sondern z.B. um Patienten mit einem schlechten Blutwert. Wir müssen also auch den Blick auf die Anwendungsseite werfen“, so der Transfusionsmediziner.
Gewaltige Fortschritte habe es in den vergangenen Jahrzehnten in der transfusionsmedizinischen Forschung gegeben, gerade dadurch sei die Patientensicherheit permanent weiter ausgebaut worden. Sorge bereitet dem 60-jährigen Blutexperten dagegen die Nachwuchsgewinnung für seine Fachdisziplin: „Viele junge Mediziner wählen einen anderen Schwerpunkt. Dabei ist die Transfusionsmedizin ein Querschnittsfach mit Verbindung zu vielen Fachdisziplinen und spannenden Forschungsfragen. Diese Aspekte müssen wir auch stärker dem medizinischen Nachwuchs vermitteln.“