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Wer operiert wird, muss anschließend mit Schmerzen rechnen – das zumindest halten viele Menschen für unvermeidlich. Anderer Auffassung ist Prof. Dr. Dr. Hugo Van Aken, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Münster (UKM): „Akute Schmerzen im Krankenhaus können heute Dank hoch entwickelter Verfahren und Medikamente effektiv gemessen und therapiert werden. Dennoch werden Schmerzen auch von Medizinern häufig unterschätzt und nicht ausreichend behandelt“, betont der renommierte UKM-Experte und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI).
Für die Patienten bedeutet das unnötiges Leiden und eine verminderte Lebensqualität. Das UKM ist Vorreiter in der Therapie akuter Schmerzen in Deutschland. Prof. Dr. Esther Pogatzki-Zahn, Leiterin der UKM-Akutschmerztherapie und international anerkannte Schmerzspezialistin, weiß um die Problematik in deutschen Krankenhäusern. Gemeinsam mit internationalen Kollegen fordert sie eine bessere Therapie akuter Schmerzen im Krankenhaus, nach Operationen oder in Notaufnahmen. Die Internationale Schmerzgesellschaft IASP (International Association for the Study of Pain) hat das Jahr 2011 daher zum Jahr gegen den Akutschmerz ausgerufen und will so auf die aktuelle Situation vieler Patienten aufmerksam machen und Veränderungsprozesse in den Kliniken anstoßen. Anders als chronischer (dauerhafter) Schmerz ist akuter Schmerz ein zeitlich begrenzter Schmerz, der als Reaktion auf eine Erkrankung oder Verletzung auftritt. Beispiele für akute Schmerzen sind postoperative Schmerzen, Verbrennungen, Sportverletzungen, Wehen oder Zahnschmerzen.
Als nationale Koordinatorin des Jahres gegen den Akutschmerz betont Pogatzki-Zahn, dass auch in Deutschland immer noch ein großer Bedarf an Aufklärung und Weiterentwicklung besteht. „Mehr als 80 Prozent der Patienten erleiden unnötig starke Schmerzen. Das verlangsamt den Heilungsprozess, verursacht Komplikationen und kann zu chronischen Schmerzen führen“, erklärt Prof. Pogatzki-Zahn. Bei etwa zehn bis zu 50 Prozent der Patienten treten nach ihrer Aussage sogar mehrere Jahre nach der Operation noch Schmerzen auf. „Das ist eine erschreckende Erkenntnis, die wir erst seit einigen Jahren haben, aber seitdem intensiv untersuchen“, so die Expertin. Besonders betroffen seien die Patienten, die direkt nach der Operation starke Schmerzen hatten. Ist der Schmerz chronisch geworden, wird es auch für Fachleute immer schwieriger, das Problem in den Griff zu bekommen.
Ein effektives Schmerzmanagement und schriftliche Leitlinien zum Umgang mit Schmerzpatienten in den Kliniken können diese Situation erheblich verbessern. Doch dazu muss bei vielen Medizinern ein Umdenken stattfinden: Häufig wird die vom Patienten geäußerte Schmerzintensität nicht ernst genommen oder der Patient meldet sich erst gar nicht, da er die Schmerzen nach der Operation als „normal“ ansieht. Am Universitätsklinikum Münster ist deshalb seit fünfzehn Jahren ein erfahrenes Team dafür zuständig, Patienten nach großen Operationen nach den neuesten Möglichkeiten optimal zu therapieren. Im Jahr 2005 wurde von der Universität Münster zudem eine Professur für Schmerzforschung und -therapie etabliert. Prof. Esther Pogatzki-Zahn, die diese Professur inne hat, ist in diesem Rahmen auch zuständig für die Therapie akuter postoperativer Schmerzen und ihre Verbesserung. Hierzu gehören sowohl spezielle schmerztherapeutische Verfahren wie z. B. Schmerzkatheter als auch durch den Patienten selbstständig steuerbare Schmerzpumpen und neue Therapiemöglichkeiten.
Darüber hinaus engagiert sich das UKM unter Leitung von Prof. Pogatzki-Zahn in nationalen und internationalen Kooperationsprojekten zur Verbesserung der Postoperativen Schmerztherapie (z.B. „QUIPS“, ein vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Projekt zur Qualitätssicherung postoperativer Schmerzen in Deutschland und „PainOut“, ein mit drei Millionen Euro gefördertes internationales Qualitätssicherungs-Projekt) und im Münsteraner Schmerzprojekt „Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt“. Ziel all dieser Projekte ist, dem einzelnen Patienten eine optimale Therapie zu ermöglichen. Für alle Patienten, die unter Schmerzen leiden, empfiehlt Esther Pogatzki-Zahn dies offen mit ihrem Arzt zu besprechen und nicht vermeintlich tapfer die Zähne zusammenzubeißen: „Wenn Sie Schmerzen haben, haben Sie ein Recht auf Linderung.“Alles rund um die Universitätsmedizin Münster finden Sie unter twitter.com/UK_Muenster.