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Im Knochenmarktransplantationszentrum des Universitäts-klinikums Münster (UKM) können zukünftig doppelt so viele Patienten wie bislang versorgt werden. Am Samstag (12. März) eröffnete NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze die neue Station II des Zentrums.Für die neue Station wurde das Gebäude um eine komplette Etage aufgestockt. Nun stehen für die Versorgung von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen insgesamt 20 Patientenzimmer zur Verfügung, zuvor waren es zehn Zimmer. Für die Baumaßnahme standen 4,63 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung. „Im Zentrum für Knochenmarktransplantationen wird hervorragende Arbeit geleistet und diese Einrichtung hat ein große Bedeutung für die Versorgung im Münsterland“, sagte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. „Ich freue mich, dass mit der Erweiterung zukünftig noch wesentlich mehr Menschen hier Hilfe auf höchstem Qualitätsniveau finden werden.“
„Die Erweiterung des Zentrums war dringend nötig: Denn wie in den Vorjahren war unser KMT-Zentrum auch 2010 komplett ausgelastet. Im letzten Jahr wurden erstmals über 100 Erwachsene im KMT-Zentrum behandelt sowie 28 Kinder und Jugendliche. Seit der Eröffnung des Zentrums 1999 ist die Zahl unserer Patienten permanent angestiegen. Diese Entwicklung unterstreicht den enormen Bedarf an zusätzlichen Plätzen zur Sicherstellung dieser hochspezialisierten Versorgung, die wir nun mit der neuen Station bieten können. Daher sind wir sehr froh, dass diese Erweiterung nun in so schneller Zeit mit Mitteln des Konjunkturpaketes II realisiert werden konnte“, betonte Prof. Dr. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM.
Das Knochenmarktransplantationszentrum am UKM wurde 1999 fertig gestellt und gleich so geplant, dass eine spätere Erweiterung möglich war. Die jetzige Baumaßnahme begann im Mai 2010, insgesamt entstand eine zusätzliche Fläche von rund 1.000 Quadratmetern auf dem bisherigen Dach des Gebäudes. Das Einzugsgebiet des KMT-Zentrums reicht von den Nordsee-Inseln bis nach Ost-Westfalen und in das nördliche Ruhrgebiet. Speziell die Tatsache, dass im KMT-Zentrum am UKM sowohl Kinder und Erwachsene durch ein gemeinsames Ärzte- und Pflegeteam behandelt werden, ist in Deutschland eine Besonderheit.
Von den nun insgesamt 20 Behandlungsplätzen stehen 15 für Erwachsene zur Verfügung und fünf für Kinder und Jugendliche. Prof. Dr. Wolfgang E. Berdel, Direktor der Medizinischen Klinik A (Hämatologie und Onkologie): „Für die Versorgung krebskranker Patienten in unserem Versorgungsgebiet ist die neue Station ein Meilenstein. Auch angesichts der medizinischen Fortschritte des letzten Jahrzehnts stieg die Anzahl unserer erwachsenen Patienten stetig: 2005 lag die Anzahl der Stammzelltransplantationen bei 45 erwachsenen Patienten im Jahr, heute bei über 100. Durch von unserer Klinik mit entwickelte neue Verfahren können wir heute Patienten mit schwierigeren Verläufen, z.B. einer Leukämie und auch wesentlich ältere Patienten als noch vor zehn Jahren transplantieren.“
Prof. Dr. Heribert Jürgens, Direktor der UKM-Kinderonkologie, weist auf einen weiteren Aspekt hin: „Das KMT-Zentrum in Münster wurde als erste Einrichtung in Deutschland überhaupt mit dem europäischen Qualitätssiegel der JACIE-Zertifizierung ausgezeichnet. Das ist ein zusätzlicher Beleg für die erfolgreiche Arbeit, die hier in Münster bereichs- und fachübergreifend geleistet wird.“ Ein weiterer entscheidender Vorteil für die jungen Patienten und speziell für die Angehörigen: „Durch die zusätzlichen Plätze in der Region kann die wohnortnahe Versorgung weiter ausgebaut und lange Fahrten zu anderen Standorten vermieden werden“, so Jürgens.
Hintergrund „KMT-Station“
Die größte Patientengruppe im KMT-Zentrum sind Menschen, die an unterschiedlichen Leukämien erkrankt sind. Speziell bei akuten Leukämien ist die Transplantation von Knochenmark-Stammzellen ein wichtiger Bestandteil der Therapie.
Die Patienten verbringen mehrere Wochen auf den streng isolierten Stationen des KMT-Zentrums. Alle Zimmer sind mit einer Vorschleuse versehen und mit einer Filtereinheit ausgerüstet, um maximale Keimfreiheit zu gewährleisten. Diese strengen hygienischen Bedingungen sind unabdingbar für die Betreuung der abwehrgeschwächten Patienten. Denn damit die gesunden Blutstammzellen des Spenders das Knochenmark des Empfängers ersetzen können und von dort die Produktion von Blutzellen aufnehmen können, muss zuvor das kranke Knochenmark „beseitigt“ werden. In den kommenden Tagen wird die neue Station speziell steril gereinigt, bevor die ersten Patienten eintreffen.