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Mehr als 90.000 Menschen benötigen in Deutschland eine Behandlung mit einem Nierenersatz-Verfahren. Die bekannteste und am häufigsten genutzte Dialyseart ist die in einem Dialysezentrum durchgeführte Hämodialyse. Weniger bekannt und verbreitet sind in Deutschland hingegen die Verfahren der Heimdialyse. „Während in anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden oder in Skandinavien die Heimdialyse bereits ein Standard ist, wissen Patienten und auch Ärzte bei uns noch zu wenig über diese Therapiemöglichkeit“, erklärt Prof. Dr. Gert Gabriëls, Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik die Innere Medizin D am Universitätsklinikum Münster (UKM). Um das zu ändern, informiert das UKM gemeinsam mit dem Herz-Jesu-Krankenhaus Münster und Dialysepraxen des Münsterlandes beim 2. Münsteraner Heimdialysetag am 1. Juli (Freitag) über alle Aspekte dieser Therapie. Organisiert mit und für Patienten werden in gut verständlichen Vorträgen und in Einzelgesprächen Informationen aus erster Hand geboten. An Ausstellungsständen besteht die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Für die Patienten bedeutet eine zu Hause durchgeführte Dialysebehandlung trotz der neuen Aufgabe oft eine Entlastung und deutliche Verbesserung der Lebensqualität, weiß Prof. Gabriëls. Denn während die Patienten bei der klassischen Hämodialyse dreimal pro Woche mehrere Stunden im Krankenhaus bzw. in einem Dialysezentrum verbringen müssen, fällt dieser Aufwand bei der Heimdialyse weg. In der Medizinischen Klinik D am UKM werden Patienten für die Heimdialyse geschult und begleitet. Die meisten Heimdialyse-Patienten setzen die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) ein. Dabei wird das gut durchblutete Bauchfell des Patienten als körpereigene Filtermembran zum Stoffaustausch genutzt: Der Patient selbst lässt mehrmals am Tag eine Dialyselösung in seine Bauchhöhle fließen, welche die zu entsorgenden Stoffwechselprodukte aus dem Blut aufnimmt. Das UKM gehört zu den Einrichtungen in der Region, welche Heimdialyseverfahren besonders fördern und die Bauchfelldialyse bei chronischem Nierenversagen routinemäßig einsetzen. Viele Patienten sind vor Beginn der Heimdialyse noch sehr unsicher: Schließlich sind sie dann zunächst weitgehend selbst verantwortlich für ihre Dialysetherapie. Sie werden aber nicht sich selbst überlassen, betont Prof. Gabriëls. Wichtig sei eine umfassende Schulung der Betroffenen und der Angehörigen sowie eine ständige Ansprechbarkeit der Ratgeber. „Der Patient muss befähigt werden, die Dialyse durchzuführen. Die Patienten, die sich - manchmal noch etwas unsicher - für die Heimdialyse entschieden haben, sind schnell restlos davon überzeugt. Für sie bedeuten die Heimdialyse-Verfahren mehr Diätfreiheit, mehr Bewegungsfreiheit und vor allem mehr Unabhängigkeit.“, schildert UKM-Nephrologe Gabriëls. Statt drei Mal in der Woche zur Blutwäsche müssen die Dialysepflichtigen dann nur noch alle sechs Wochen zum Gespräch über die Therapie in das Dialysezentrum fahren.
Rund fünf Prozent aller Dialysepatienten in Deutschland nutzen eines der Heimdialyseverfahren. Damit in Zukunft mehr Menschen von einer verbesserten Lebensqualität trotz Nierenersatzverfahren profitieren können, informieren Experten verschiedener Einrichtungen am 1. Juli über die Heimdialyse. Neben laienverständlichen Kurzvorträgen haben die Teilnehmer, die Möglichkeit zum direkten Austausch mit Ärzten, Pflegenden und anderen Patienten sowie zu Eigenaktivität an Ständen, die zum Mitmachen einladen.
Auf einen Blick
2. Münsteraner Heimdialysetag
1. Juli (Freitag), 15.30 Uhr – 18 Uhr
Universitätsklinikum Münster, Lehrgebäude
Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude A6
48149 Münster