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23.000 Menschen wird in Deutschland jährlich ein Defibrillator implantiert, um sie vor einem plötzlichen Herztod zu schützen. Der „Defi“ überwacht rund um die Uhr den Herzrhythmus der Patienten und behebt Störungen, indem er mit einem exakt dosierten Stromstoß eine Korrektur der lebensbedrohlichen Rhythmusstörung durchführt („Defibrillation“). Für die schwer herzkranken Patienten bedeutet der Defibrillator somit zwar Schutz vor dem plötzlichen Herztod, dennoch kann die Implantation und das Leben mit dem Defibrillator für viele Betroffene eine große vor allem psychische Belastung sein. „Mit der Implantation erfahren die Patienten einen tiefen Einschnitt in ihre bisherige Lebenssituation, verbunden mit vielen Fragen, Ängsten und Einbußen an Lebensqualität. Sie fühlen sich abhängig von einem technischen Gerät, haben Zweifel an dessen Zuverlässigkeit und gleichzeitig Angst vor einem Stromstoß bei einer Rhythmusstörung. Denn der ist sehr schmerzhaft“, erklärt Angelika Däne, erste Vorsitzende der Selbsthilfegruppe HERZ IN TAKT Defi-Liga e. V. Aufklärung um Ängste zu nehmen
Medizinisch ist ein Defibrillator für die Betroffenen die beste Lösung weiß Prof. Dr. Lars Eckardt. Er ist Leiter der Abteilung Rhythmologie im Department für Kardiologie und Angiologie am Universitätsklinikum Münster (UKM). 363 Defibrillator-Implantationen wurden dort im vergangenen Jahr vorgenommen. „Neue Entwicklungen verbessern die Technologie der Geräte immer weiter und machen das Tragen für den Patienten risikoarm. Dennoch wird er von vielen als Fremdkörper gesehen“, sagt der UKM-Experte Prof. Eckardt. Er kennt die Ängste und Sorgen vieler Patienten und setzt daher vor allem auf Aufklärung und die enge Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen wie die Defi-Liga. Informationen und Raum für persönliche Fragen bietet die Jahrestagung „Leben mit dem Defibrillator“ der Akademie Franz-Hitze-Haus, die in enger Kooperation mit der HERZ IN TAKT Defi-Liga und der Abteilung für Rhythmologie des UKM am 26. und 27. Februar veranstaltet wird: Neben neuen Entwicklungen in der Technologie der Geräte und bei der medikamentösen Behandlung von Herzrhythmusstörungen werden auch psychologische Aspekte wie der Umgang mit Angst sowie das richtige Verhalten von Angehörigen diskutiert. „Ein Schwerpunkt der Jahrestagung liegt außerdem in der Kleingruppenarbeit, um Patienten und Angehörigen viele Möglichkeiten für einen persönlichen Austausch und ein Forum für unbeantwortete Fragen und Sorgen anbieten zu können“, erklärt Tagungsleiter Dr. Klaus Hampel von der Akademie Franz-Hitze-Haus. Die Themen Sport und Defibrillator, die wichtige Rolle des Hausarztes und auch Tipps zur mediterranen Ernährung liegen außerdem im diesjährigen Blickfeld. Die Tagung wird durch ein gemeinsames Abendessen und ein Rahmenprogramm abgerundet.
Moderne Systeme erhöhen Lebensqualität
Die Weiterentwicklung implantierbarer Defibrillatoren und Schrittmacher ist ein ausgewiesener Schwerpunkt des UKM: So hat ein Team der UKM-Rhythmologie und der Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie vergangenes Jahr erstmals in Deutschland ein neues Defibrillator-System implantiert, das ausschließlich unter die Haut gelegt wird und ohne Zugang zum Herzen auskommt. „Diese Methode ist ein Meilenstein in der Behandlung von Herzrhythmusstörungen und verbessert die Behandlung der Patienten entscheidend“, erklärt Prof. Dr. Lars Eckardt. „Durch die stetige Weiterentwicklung der bestehenden Systeme wollen wir die Lebensqualität der Betroffenen verbessern um neben den körperlichen Beschwerden auch die psychosozialen Probleme zu minimieren.“
Auf einen Blick
Jahrestagung „Leben mit dem Defibrillator“: Medizinische und psychosoziale Aspekte bei chronischen Herzkreislauferkrankungen
26.-27. Februar 2011
Akademie Franz-Hitze-Haus
Kardinal-von-Galen-Ring 50
Weitere Informationen erhalten Interessierte unter Tel. 0251 / 98 18 422 (Akademie Franz-Hitze-Haus) oder unter www.defi-liga.de