ukm/kh
Ein kleiner weißer Kreis von wenigen Millimetern Durchmesser, mehr ist auf dem schwarzweißen Foto des Gehirns – dem so genannten Magnetresonanztomogramm (MRT) - nicht zu sehen. Doch für einen Experten sagt dieser Fleck eine Menge. Der Patient könnte unter einer Multiplen Sklerose leiden, einer chronischen Entzündungserkrankung des Gehirns.„Die hier weiß dargestellte Region der Gehirnsubstanz wäre, einer Läsion entsprechend, ein Zeichen einer Entzündung im Gehirn“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Heinz Wiendl, Direktor der Klinik und Poliklinik für entzündliche Erkrankungen des Nervensystems und Neuroonkologie des UKM Münster. Sie kann nur mithilfe des MRTs sichtbar gemacht werden. Das Gerät erzeugt durch ein Magnetfeld Schnitte durch das Gehirn-Innere, die nur wenige Millimeter dick sind. Sie bilden nicht nur die krankhafte Veränderung ab, die durch die Multiple Sklerose entstehen. „Anhand von Aufnahmen, die innerhalb mehrerer Monate und Jahre gemacht werden, können wir auch die Entwicklung der Krankheit einschätzen“, erklärt Prof. Wiendl. Sogar die Frage, ob ein Medikament wirkt oder ob Medikamente Komplikationen wie z.B. Infektionen des Nervensystems machen, kann so beantwortet werden. Allerdings nur, wenn die Bilder exakt vergleichbar sind. Und genau da liegt das Problem.
Es gibt bisher keinen einheitlichen Standard, nach dem MRT-Bilder erstellt werden. So geht „Lieschen Müller“ bei den ersten neurologischen Problemen zuerst zu ihrem Arzt, im Idealfall zum Neurologen. Der veranlasst das erste MRT-Bild in einer neurologischen Praxis. Später wird Frau Müller z.B. an eine universitäre Spezialambulanz überwiesen, wo nach einigen Monaten Kontrollbilder gemacht werden – an einem anderen Gerät, mit einer anderen Technik. „Und schon aufgrund dessen können beide Bilder nicht optimal verglichen werden. Allein eine unterschiedliche Dicke der Schichten kann dazu führen, dass auf zwei Bildern zwei verschiedene Zahlen an Läsionen festgestellt werden. Dabei hat sich an der Krankheit gar nichts geändert“, erklärt Prof. Wiendl. Oder es entstehen gar neue Entzündungsherde, die allein aufgrund suboptimaler Bilder nicht erkannt werden.
Um das künftig zu verhindert, haben sich Radiologen und Neurologen aus Universitätskliniken, Krankenhäusern und Praxen zusammengeschlossen, um den Multiple Sklerose -MRT-Standard Münsterland zu entwickeln. Die Experten trafen sich in Fachtagungen und diskutierten, nach welchen Regeln künftig MRT-Bilder erstellt und ausgewertet werden sollten. Unterstützt werden Sie dabei von der Arzneimittelfirma Biogen Idec, die mehrere Medikamente für MS-Patienten vertreibt. Als erstes Ergebnis hat die Arbeitsgruppe unter Federführung von Dr. Carsten Lukas, Facharzt für Neurologie und Neuroradiologie an der Ruhr-Universität Bochum, den „MS-MRT-Standard Münsterland“ entwickelt. Ziel ist, dass sich künftig alle Radiologen und Neurologen an diesen Vorgaben orientieren. Nun gilt es, den Standard detailliert auszuarbeiten, bekannt zu machen und in die Praxis umzusetzen. Laut Prof. Wiendl wird das noch einige Monate in Anspruch nehmen.
Ist der Standard erst einmal umgesetzt, ist er ein Gewinn für Patienten und das Gesundheitssystem. Teure Doppeluntersuchungen werden vermieden und so die Gesundheitskosten gesenkt. Und die Patienten können sich sicher sein, dass jeder Neurologe ihre MRT-Bilder optimal auswerten kann – egal, wo sie gemacht wurden. „Mit diesem Standard verbessern Ärzte im Münsterland die Betreuung von MS-Patienten maßgeblich“, erläutert Wiendl.