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Mit über zwei Millionen Euro wird der bundesweite Forschungsverbund zu Hautinfektionen, „Skin Staph“, in den kommenden drei Jahren erneut durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es ist bereits die zweite Förderung für den 2007 gegründeten Verbund. Koordiniert wird das Netzwerk von Prof. Dr. Cord Sunderkötter, Oberarzt der Hautklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM).„Wir suchen nach den Ursachen und neuen Therapiemöglichkeiten von Haut- und Weichgewebeinfektionen durch Staphylokokken (Staphylococcus aureus). Er zählt zu den häufigsten Erregern für Hautinfektionen und kann im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führen. Andererseits wohnt er auf der Haut vieler Menschen ohne Schaden anzurichten. Infolge des Anstiegs chronischer Wunden bei der wachsenden Anzahl älterer Patienten und angesichts des Aufkommens hochresistenter S. aureus-Stämme sind neue Konzepte zur Prävention und Kontrolle erforderlich. Das gemeinsame Ziel aller beteiligten Wissenschaftler ist die Entwicklung solcher Strategien“, erklärt Prof. Sunderkötter. In Münster liegt die Projektleitung in der Hautklinik und im Institut für Medizinische Mikrobiologie. Netzwerkpartner sind auch die Universitäten in Bonn, Giessen, Homburg, Kiel, Tübingen und das Helmholtzzentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
Mit neuen Methoden gehen die Wissenschaftler systematisch der Frage nach, welchen Bedingungen die häufige Besiedlung der Haut mit S.aureus unterliegt, und warum es bei Wunden oft bei einer Besiedlung bleibt, während es in anderen Fällen zu Infektionen der Wunde und dann des Weichgewebes kommt oder gar zum Eindringen der Bakterien in das Blut (Sepsis).
Mit der erneuten Förderung durch das BMBF können nun die viel versprechenden Ergebnisse und Ansätze der ersten Forschungsphase weiter vertieft und ergänzt werden. Prof. Sunderkötter: „Einer der Höhepunkte der bisherigen Forschungsarbeit ist z.B. die Erkenntnis, dass Defensine (antimikrobielle Eiweiße) der Haut die Bakterienwand nicht nur schwächen, sondern in der Lage sind, ihre Synthese zu verhindern, ähnlich der Wirkungsweise von Antibiotika.“
In Münster haben die beteiligten Forscher mit Hilfe des Forschungsverbundes u.a. ermittelt, wie manche S.aureus unauffällig in bestimmten Zellen (Haut- oder Gefäßzellen) fortbestehen, aber auch aggressiv über Toxine Leukozyten zerstören. Außerdem fanden sie heraus, dass die Anfälligkeit für Weichgewebeinfektionen durch S.aureus auch von genetisch angelegten Faktoren abhängig ist.
Langfristiges Ziel ist die direkte Verbesserung der Patientenversorgung: „Die Ergebnisse aus einer Gewebebank des Netzwerkes weisen darauf hin, dass chronische Wunden zwar von vielen Bakterien besiedelt werden, aber dass nur ganz bestimmte Bakterien unter ihnen (S.aureus) eine Infektion im Gewebe verursachen. Gerade hierauf können daher Prophylaxe und Behandlung konzentriert werden“, so Sunderkötter.