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Der eine lebt seit über 30 Jahren mit seinem Spenderorgan, bei dem anderen arbeitet die neue Niere erst seit wenigen Tagen. Eines haben Hubert Teigel und Michael Solz jedoch gemeinsam: Beiden wurde im Universitätsklinikum Münster (UKM) eine neue Niere transplantiert. 1964 erfolgte in Münster und zeitgleich in München die erste Nierentransplantation. 1979 startete am Münsteraner Klinikum ein strukturiertes Nierentransplantationsprogramm, im gleichen Jahr wurde auch das Transplantationszentrum gegründet. Das UKM gehört somit zu den Pionieren im Bereich der Nierentransplantation. 32 Jahre nach Beginn des Transplantationsprogramms ist Michael Solz nun der 3000. Patient, dem hier ein neues Organ verpflanzt wurde. Hubert Teigel hingegen gehörte im Mai 1980 zu den ersten Patienten, die am UKM-Transplantationszentrum eine neue Niere erhielten. „In den vergangenen Jahrzehnten hat sich speziell die Nachsorge der Transplantationspatienten enorm verbessert. Wir können unseren Patienten heute eine individuelle auf ihre Lebensumstände abgestimmte Betreuung bieten. Von allen Nierenersatzverfahren führt die Transplantation zur besten Überlebensrate und besten Lebensqualität“, erklärt Prof. Dr. Hermann-Joseph Pavenstädt, stellvertretender Ärztlicher Direktor des UKM und Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin D (Allg. Innere Medizin sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie). Ab dem Tag der Transplantation muss der Organempfänger täglich Medikamente einnehmen, die verhindern, dass der Körper das neue Organ als fremd erkennt und abstößt. Diese Medikamente nennt man Immunsuppressiva. „Vor 30 Jahren wurde noch rund die Hälfte der transplantierten Organe abgestoßen und die Sterblichkeit der Patienten war sehr hoch . Dank moderner Medikamente liegt die Abstoßungsrate heute im ersten Jahr nach der Transplantation nur noch bei zehn bis 15 Prozent. Und selbst wenn eine Abstoßungsreaktion vorliegt, können wir diese mittlerweile sehr gut medikamentös behandeln,“ schildert Prof. Dr. Barbara Suwelack, leitende Oberärztin Sektion Transplantationsmedizin der Medizinischen Klinik D, die Fortschritte der Transplantationsmedizin.
Bereitschaft zur Organspende ist entscheidend
Die eigentliche Transplantation wird von den Chirurgen der Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie vorgenommen. Als Teil des UKM-Transplantationszentrums werden dort nicht nur Nieren, sondern alle Organe des Bauchraumes – Leber, Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und Dünndarm – transplantiert. „Damit ist die UKM-Chirurgie die einzige Universitätsklinik, die die Transplantation sämtlicher Organe des Bauchraumes anbietet. Besonders wichtig für den Patienten ist darüber hinaus die sehr gute interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Bereiche“, unterstreicht Prof. Dr. Norbert Senninger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Noch entscheidender als eine ausgezeichnete medizinische Betreuung in einem Transplantationszentrum ist für die betroffenen Patienten jedoch vor allem eines: Die Bereitschaft der Bevölkerung zur Organspende. In Deutschland warten derzeit rund 8000 Menschen auf eine neue Niere. „Allein am UKM stehen aktuell 510 Personen auf der Warteliste. Durch die Möglichkeit der Lebendspende ist die Situation bei Nierenpatienten nicht ganz so dramatisch wie bei anderen Organen, dennoch sind Aufklärung und Information über die Organspende zentrale Themen unserer Arbeit“, sagt Priv.-Doz. Dr. Heiner Wolters, Leiter der Sektion Organtransplantation an der UKM-Chirurgie.
Nierentransplantationen am UKM
- 1964: Erste Nierentransplantation in Münster
- 1979: Start eines strukturierten Transplantationsprogramms, Gründung des Transplantationszentrums
- 1985: Erste Lebendspende
- 1999: Start des Old-for-Old-Programms (European Senior-Programm)
- 2009: blutgruppeninkompatible Lebendspende
- 2011: 3000. Nierentransplantation