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Im Universitätsklinikum Münster (UKM) wurden im vergangenen Jahr 183 Organe transplantiert. Das sind 40 Organe mehr als im Jahr 2008. Einen besonderen Anstieg gab es bei den Lebertransplantationen: Hier gab es gegenüber dem Vorjahr mehr als eine Verdoppelung. 51 Lebern wurden 2009 am UKM transplantiert, so viele wie noch nie in einem Jahr: ein Rekordwert in der Geschichte des Klinikums. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 wurden 25 Lebern transplantiert.Prof. Dr. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM blickt mit Stolz auf die Leistung der Transplantationsteams: „Als vor 20 Jahren das Leber-Transplantationsprogramm am UKM startete, waren es etwa drei bis vier Lebern im Jahr. Daher sind die 51 Lebertransplantationen eine sehr erfreuliche Zahl. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bedarf an Spenderorganen weit größer ist und sicher angesichts der demographischen Entwicklung weiter steigen wird. Wir brauchen die Unterstützung aller Menschen, damit wir den Patienten helfen können, die ein Spenderorgan benötigen. Es wäre schön und lebensrettend, wenn jeder Bürger einen Organspendeausweis in der Tasche hätte.“
Das bekräftigen auch Prof. Dr. Hartmut Schmidt, Lebertransplantationsexperte am UKM und Dr. Heiner Wolters, Lebertransplantationschirurg am UKM. Sie weisen angesichts der Rekordzahl noch auf einen anderen Aspekt hin: „Ein weiterer Grund für diesen starken Anstieg bei den Lebern lag sicher im Aufbau neuer Versorgungskonzepte für lebererkrankte Patienten am UKM, bei dem Transplantationschirurgen und Transplantationsinternisten Hand in Hand zusammenarbeiten.“
Am häufigsten wurden in 2009 Nieren am UKM transplantiert: Hier lag die Zahl der transplantierten Organe bei 112. Zudem wurde ein Dünndarm transplantiert. Der Bereich der Lungentransplantationen wurde im vergangenen Jahr am UKM ausgebaut: Das Team der Klinik für Thorax-, Herz-, und Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Hans H. Scheld) wird seit Juni 2009 von Privat-Dozent Dr. Karsten Wiebe verstärkt. Lungentransplantationen zählen zu den Schwerpunkten des Thoraxchirurgen. Mit insgesamt 19 thorakalen Organtransplantationen (14 Herzen, darunter ein Säugling, der länger als ein Jahr mit einem Kunstherz unterstützt werden musste, und fünf Lungen) konnte auch in diesem Bereich die Anzahl der Organtransplantationen im Vergleich zum Vorjahr zwar gesteigert werden. Prof. Scheld betont jedoch: „Der Anstieg der Anzahl der Patienten auf der Warteliste konnte aufgrund des bestehenden Organmangels allerdings nicht kompensiert werden. Daher mussten in 2009 so viele Herzunterstützungssysteme (Kunstherzen) implantiert werden wie noch nie zuvor, insgesamt wurden 34 Geräte eingesetzt. Alleine in Münster warten aktuell rund 70 Patienten auf ein Spenderherz. Es besteht weiter ein eklatanter Mangel an Spenderherzen in Deutschland!“
Neuer Transplantationsausweis
Neu eingeführt hat das UKM 2009 auch einen Transplantationsausweis im Scheckkarten-Format, den die Transplantierten jederzeit bei sich führen können für medizinische Notfälle. Auf dieser Karte sind Art und Datum der Transplantation vermerkt sowie mögliche weitere gesundheitliche Risken, z.B. Bluthochdruck oder Diabetes.
Prof. Dr. Norbert Senninger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, in der u.a. die Nieren- und Lebertransplantationen durchgeführt werden, ist froh über den Anstieg der Transplantationszahlen, macht aber ebenfalls deutlich: „Es gibt nach wie vor zu wenig Spenderorgane in Deutschland. Umso wichtiger ist das Engagement der Münsteraner Initiative „No panic for organic“ oder des Vereins „Herzenswünsche“, die sich, wie viele andere Gruppen, aktiv für die Organspende einsetzen und zur hoffentlich wachsenden Akzeptanz in der Bevölkerung beitragen.“
Alleine in Nordrhein-Westfalen warten ca. 3.700 schwerkranke Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan, bundesweit stehen rund 12.000 Patienten auf der Warteliste.
www.nopanicfororganic.de