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Das Universitätsklinikum Münster (UKM) baut den Schwerpunkt Neuromedizin weiter aus: Zum 1. Mai übernahm Prof. Dr. Heinz Wiendl die Leitung der mit seinem Dienstantritt neu am UKM gegründeten neurologischen Spezialklinik für „Entzündliche Erkrankungen des Nervenssystems und Neuroonkologie“. Diese Klinik wird in Ergänzung zur von Prof. Dr. E. Bernd Ringelstein geleiteten Klinik und Poliklinik für Neurologie die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit den entsprechenden Erkrankungen wahrnehmen. Damit wird die Besonderheit der neuen, vom NRW-Innovationsministerium geförderten, wissenschaftlichen Schwerpunktprofessur von Prof. Wiendl „Molekulare Grundlagen entzündlicher Ereignisse bei neurodegenerativen Erkrankungen“ auch in der Krankenversorgung umgesetzt.Zu den bekanntesten entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems zählt etwa die Multiple Sklerose (MS). Auch bei degenerativen Erkrankungen wie der Alzheimererkrankung spielen entzündliche Prozesse eine sehr bedeutende Rolle. Die Neuroonkologie umfasst die Versorgung von Patienten mit Hirn- oder Rückenmarkstumoren oder mit Beeinträchtigungen des Nervensystems durch Krebserkrankungen. Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems bilden einen Schwerpunkt der forschenden und klinischen Tätigkeit von Prof. Wiendl, der ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet ist. Er ist Sprecher des Vorstandes im bundesweiten BMBF-geförderten Kompetenznetzwerk Multiple Sklerose (KKNMS) und Vorstandsmitglied im Ärztlichen Beirat der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG). Der 41-Jährige wechselt von Würzburg nach Münster: In Würzburg war er zuletzt Leitender Oberarzt in der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg und Leiter der Klinischen Forschungsgruppe für Multiple Sklerose und Neuroimmunologie.
Prof. Dr. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM, betont: „Mit der Berufung von Prof. Wiendl können wir unseren sehr starken neuromedizinischen Schwerpunkt weiter ausbauen, sowohl in der Krankenversorgung und in der Forschung. Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Prof. Wiendl einen Neurologen und Wissenschaftler mit internationalem Renommee für Münster gewinnen konnten. Er wird als Hochschullehrer und Direktor die neu gegründete Klinik mit dem speziellen Forschungsschwerpunkt an unserem Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät leiten. Davon werden unsere Patienten unmittelbar und auch zukünftig profitieren.“
Dazu beitragen sollen speziell auch die Entwicklung, Umsetzung und die Überprüfung neuer therapeutischer Verfahren bei entzündlichen Erkrankungen sowie bei Tumoren des Nervensystems– im engen Austausch mit den anderen Kliniken und Forschungseinrichtungen am UKM und an der Medizinischen Fakultät. Aktuell ist die Neuroimmunologie von einem rasanten Wandel gekennzeichnet, gerade in Bezug auf die therapeutischen Möglichkeiten. Ein Beispiel: Jedes Jahr erhalten ca. 2.500 Menschen in Deutschland die Diagnose „MS“. Experten wie Prof. Wiendl gehen von insgesamt mehr als 150.000 Erkrankten bundesweit aus. „In der Diagnose und in der Therapie bewegt sich enorm viel. Allerdings gibt es hier eine Kernfrage: Welche Therapie ist die richtige für welchen Patienten, wie können wir die Prognose der Erkrankung individuell besser einschätzen? Hier wollen wir mit wissenschaftlichen Untersuchungen u.a. das Nutzen-Risiko-Profil von Therapien bei Patienten noch besser verstehen und damit wichtige Kenntnisse für die Therapieentscheidung gewinnen und die Versorgung weiter verbessern.“ Wiendl ist überzeugt, dass der medizinische Universitätsstandort Münster dafür exzellente Voraussetzungen bietet: „Münster hat eine sehr forschungs- und patientenorientierte Universitätsphilosophie, die breit aufgestellt, aber dennoch fokussiert ist. Und das UKM ist ein modernes und dynamisches Klinikum.“
Mit Prof. Wiendl wurde nun bereits die zweite Schwerpunktprofessur in Münster besetzt. In ganz NRW gibt es sieben solcher vom Land NRW geförderten Schwerpunktprofessuren.
Zur Person
Heinz Wiendl, Jahrgang 1968, wurde in Rötz in der Oberpfalz geboren. Er studierte Medizin in Erlangen, Basel und an der Duke University North Carolina, begann dann seine neurologische Ausbildung an der Universitätsklinik in Erlangen und absolvierte Forschungsaufenthalte in der Neuroanatomie Erlangen sowie, mit einem Postdoktorandenstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, am Max-Planck-Institut für Neurobiologie/Neuroimmunologie in Martinsried.
Von 2000 bis Ende 2004 war er in der Neurologischen Klinik in Tübingen tätig. Dort leitete er eine Nachwuchsgruppe für Neuroimmunologie. 2005 trat er die Würzburger C3-Professur für Neurologie mit dem Schwerpunkt Neuroimmunologie an, bevor er nun nach Münster wechselte.
Im Jahr 2009 erhielt Heinz Wiendl mit dem Heinrich-Pette-Preis die bedeutendste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Zudem wurde er mit dem Felix-Jerusalem-Preis der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) und mit dem Sobek-Preis der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft ausgezeichnet. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.