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Volksleiden Bandscheibenvorfall: Fast jeder dritte Deutsche leidet daran oder hat bereits einen erlitten. Starke Schmerzen sind häufig die Folge. Schaffen Physiotherapie und Medikamente keine Besserung, ist eine Operation häufig der letzte Ausweg. Um an den Bandscheibenvorfall zu gelangen, müssen die Mediziner bisher in der Regel das Muskelgewebe vom Knochen des Wirbeldornfortsatzes ablösen, um sich Zugang zum „Ort des Geschehens“ zu verschaffen. Die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Münster (UKM) bietet seit März ein vollständig endoskopisches Operationsverfahren für laterale (seitlich gelegene) Bandscheibenvorfälle an, bei dem das Muskelgewebe nur auseinander gedrängt, nicht aber abgelöst wird. „Bei diesem besonders schonenden Verfahren ist im Gegensatz zum Standardverfahren lediglich ein kleiner Schnitt von etwa sieben Millimeter notwendig. Für die Patienten bedeutet das weniger Schmerzen und eine nur minimale Narbenbildung“, erklärt Klinikdirektor Prof. Dr. Walter Stummer die Vorteile der OP-Methode. Auch Susanne Wupper konnte bis vor wenigen Tagen vor Schmerzen kaum Laufen, Sitzen oder Schlafen. Daher entschied sie sich für eine Operation in der UKM-Neurochirurgie. Jetzt kann sie sogar schon wieder problemlos Treppensteigen. „Wenn mir jemand vor einer Woche gesagt hätte, dass es mir jetzt wieder so gut geht – ich hätte es nicht geglaubt. Ich bin froh, dass ich mich zur OP entschlossen haben“, sagt die 50-jährige aus Telgte. Zwar sind nicht alle Bandscheibenvorfälle für die neue OP-Methode geeignet, die endoskopische Technik stellt jedoch eine sinnvolle Ergänzung zu dem etablierten mikrochirurgischen Verfahren dar, weiß Dr. Mark Klingenhöfer: „Dieses Verfahren können wir bisher nur bei lateralen, das heißt seitlich gelegenen Bandscheibenvorfällen sowie in bestimmten Fällen auch bei medio-lateralen Bandscheibenvorfällen nutzen, da wir hier nicht mit den Wirbelknochen in Berührung kommen. Liegt der Bandscheibenvorfall an einer anderen Stelle der Wirbelsäule, kommt das bisherige mikrochirurgische Verfahren zum Einsatz“, erläutert UKM-Experte, der Susanne Wupper zusammen mit Klinikdirektor Prof. Dr. Walter Stummer operiert hat.
Doch auch Knochen sollen nach Wunsch der Mediziner bald kein Hindernis mehr für das endoskopische Verfahren sein: „Wir forschen momentan intensiv an einer endoskopischen OP-Methode, bei der wir den Wirbelknochen abtragen können“, gibt Dr. Mark Klingenhöfer einen Ausblick in die Zukunft.