ukm/dre
ungenspezialisten des Universitätsklinikums Münster (UKM) ist es gelungen, bei einem krebskranken Patienten erfolgreich 81 Metastasen aus einem Lungenflügel chirurgisch zu entfernen. „Die Herausforderung bestand darin, möglichst viel Lungengewebe zu erhalten, um die Lungenfunktion nicht zu stark zu beinträchtigen“, erklärt Thoraxchirurg Privatdozent Dr. Karsten Wiebe, der den Eingriff durchgeführt hat. Zwar sind schon mehrfach erfolgreich über 30 Metastasen pro Lungenflügel entfernt worden, die hohe Anzahl von „81 entfernten Metastasen sei jedoch bislang nicht dokumentiert“, so Wiebe. Der Patient leidet ursprünglich an einem Knochentumor (Osteosarkom). Ende 2009 wurde dann bei einer Kontrolle eine starke Zunahme der Anzahl und der Größe der Lungenmetastasen festgestellt, die einen schnellen chirurgischen Eingriff nötig machte. Wiebe: „Sarkome metastasieren häufig in die Lunge, nicht jedoch in andere Organe. Eine Chemotherapie kann unterstützen, die langfristige Prognose des Patienten hängt jedoch von der kompletten chirurgischen Entfernung der Metastasen ab. Durch ein optimales chirurgisches Vorgehen gelingt es bei ca. einem Drittel der Sarkompatienten mit Lungenmetastasen noch eine dauerhafte Heilung zu erreichen.“ Aus diesem Grunde ist eine komplette Entfernung der Lungenmetastasen enorm wichtig – und natürlich die regelmäßige Kontrolle der Metastasen.
In dem konkreten Fall war dies jedoch angesichts der großen Anzahl eine besondere chirurgische Herausforderung. UKM-Lungenexperte Wiebe: „Unklar ist nach wie vor die Frage, wie viele Metastasenentfernungen eine Lunge verkraftet. Wann funktioniert sie noch? Wann wird sie zu stark geschädigt?“ Wichtig sind daher bei solchen Eingriffen so genannte parenchymsparende Operationstechniken (Parenchym = spezielle Funktionszellen), damit möglichst viel Lungengewebe erhalten bleibt. Denn häufig werden diese Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung mehrmals an der Lunge operiert, speziell wenn sehr viele Metastasen vorhanden sind. Dabei werden die Metastasen mit Lasern und Elektromessern mit einem minimalen Sicherheitsabstand aus dem gesunden Gewebe „ausgeschält“ (Enukleation). Mit speziellen Nähten werden dann die „Löcher“ in der Lunge wieder verschlossen.
Wiebe: „Bei vielen Metastasen ist die Operation sehr zeitaufwändig. Entscheidend dabei ist es, das Lungengewebe immer wieder systematisch durchzutasten, um alle Metastasen, auch die nur zwei Millimeter großen, zu entdecken und zu entfernen.“ Die nun durchgeführte Operation dauerte fünf Stunden. Das Wichtigste: Der 50-jährige Patient konnte das UKM inzwischen verlassen und befindet sich erfolgreich in einer Anschlussnachbehandlung.