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Münster (ukm/dre). Die Hautklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM) wurde jetzt von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) offiziell als zertifiziertes Hautkrebszentrum ausgezeichnet. Im Hauttumorzentrum des UKM arbeiten alle erforderlichen Experten unterschiedlicher Fachgebiete vor Ort in enger Kooperation mit niedergelassenen Medizinern und anderen Kliniken zusammen.Behandelt werden Patienten, bei denen ein gutartiger oder bösartiger Hauttumor diagnostiziert wurde. Die Zahl der Hautkrebserkrankungen in Deutschland ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Am besonders gefährlichen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) erkranken jährlich rund 16.000 Menschen neu in Deutschland. „Ungleich höher ist die Zahl allerdings beim weißen Hautkrebs: Hier gibt es in Deutschland jedes Jahr 120.000 Neuerkrankungen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Thomas A. Luger, Direktor der UKM-Hautklinik und Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft.
Die erst seit 2008 mögliche Fachzertifizierung von Hauttumorzentren sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die steigenden Hautkrebszahlen, so Prof. Luger: „Durch eine zentrale Koordinierung der Patientenbetreuung mit Hauttumoren in solchen Zentren kann, vergleichbar zu den bereits bestehenden Brust- oder Darmzentren, eine dem neuesten Stand der Medizin entsprechende Diagnostik und Therapie garantiert werden. Für die Patienten ist das eine wichtige Orientierungshilfe. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Dermatologen, Chirurgen, internistischen Onkologen, Radiologen und Strahlentherapeuten bietet allen Patienten eine gleiche Versorgung vom ersten Verdacht über die Behandlung bis hin zur Nachsorge.“
Von enormer Bedeutung sei zudem die individuelle Vorsorge. Hier nennt Prof. Luger vor allem das 2008 eingeführte Hautkrebs-Screening als wichtige Maßnahme: „Deutschland war weltweit das erste Land, welches die Hautkrebsvorsorge standardisiert und allumfassend organisiert anbietet. Seit 2008 wird von allen gesetzlichen Krankenkassen für Versicherte ab dem Alter von 35 Jahren im Zwei-Jahres-Rhythmus das Hautkrebs-Screening übernommen. Ein Viertel der über 35-Jährigen hat bereits daran teilgenommen. Ein großer Erfolg für die Prävention.“
Gregor Lutz leidet seit über acht Jahren an verschiedenen Hautkrebs-Erkrankungen. Der 79-Jährige ist emeritierter Professor für Liturgiewissenschaft an der Päpstlichen Universität im brasilianischen Sao Paolo. Bereits seit 40 Jahren lebt der in Siegen geborene Theologe in Brasilien, seit Juli befindet er sich nun erstmals regelmäßig zur Behandlung in der Hautklinik des UKM. „Natürlich habe ich mich regelmäßig mit Sonnenschutzmitteln eingecremt, aber z.B. einen Hut habe ich früher nie getragen.“
Zahlreiche Eingriffe hat er in den vergangenen Jahren bei Ärzten in Brasilien und in Deutschland hinter sich gebracht. An der UKM-Hautklinik wurden nun gleich mehrere Tumorerkrankungen erfolgreich behandelt. An der Wange wurde ihm ein Basaliom (weißer Hautkrebs) entfernt. Auf der Stirn wurde ein malignes Melanom heraus operiert. Und auf der Kopfhaut litt er am beginnenden weißen Hautkrebs, im Fachbegriff „aktinische Keratose“. Dieses frühe Tumorstadium wird oft erst spät erkannt, auf den ersten Blick wirkt der Tumor wie eine oberflächliche nicht heilende Wunde. An dieser Stelle nutzten die UKM-Experten die Möglichkeiten der photo-dynamischen Therapie: Dabei wird die Hautfläche mit einer Creme eingerieben, die einen Lichtsensibilisator enthält. Dann wird diese Fläche mit einem besonderen Licht bestrahlt. Die betroffenen Zellen können so großflächig und komplett zerstört werden.
Speziell die Kopfhaut oder die Wange sind typische Stellen für den beginnenden weißen Hautkrebs: Diese Hautflächen sind oft direkt der Sonnenausstrahlung ausgesetzt. Andere häufige Stellen können etwa die Handrücken oder die oberen Ohren-Enden sein. „Obwohl es sich beim weißen Hautkrebs um den häufigsten Hauttumor bei Menschen mit heller Haut weltweit handelt, sind diese Krebsart und gerade ihre Vorstufen in der Bevölkerung noch relativ unbekannt. Und damit auch leider die Vorbeugung gegen diese Krebsart. Daher zählen auch Aufklärung und Prävention zu den Zielen unserer Arbeit“, so Prof. Dr. Cord Sunderkötter, Leiter des Hauttumorzentrums am UKM.
Enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Medizinern Der Anerkennung als zertifiziertes Hautkrebszentrum ging eine gründliche Prüfung der UKM-Hautklinik und der kooperierenden Kliniken voraus. Das Besondere an dieser Zertifizierung: Dahinter steht ein Profil, das sich an den spezifischen Anforderungen der Behandlung der verschiedenen Hauptkrebsarten orientiert. Voraussetzungen für das Qualitätssiegel sind neben der Erfüllung hoher medizinischer Standards und Leitlinien etwa auch die Behandlung einer genügend hohen Anzahl an Patienten, die enge Kopperation mit niedergelassenen Medizinern und die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen. Hinzu kommen zahlreiche weitere fachspezifische Anforderungen, die zu erfüllen sind, bevor das unabhängige Institut OnkoZert im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft das Qualitätssiegel ausstellt.
Prof. Dr. Cord Sunderkötter betont: „Das Hauttumorzentrum ist nicht nur ein alleiniges Angebot der UKM-Hautklinik. Dahinter steht eine enge Kooperation mit niedergelassenen Hautärzten und den Fachabteilungen anderer Krankenhäuser. Gerade von dieser engen Zusammenarbeit profitieren die Patienten. So können z.B. die behandelnden Hautärzte an den fallspezifischen Tumorkonferenzen teilnehmen und die weiteren Therapieschritte gemeinsam besprochen werden. Gerade diese Kooperation macht die Stärke des Hauttumorzentrums aus. Zudem arbeiten wir natürlich eng mit den anderen Fachdisziplinen am UKM zusammen, so dass ein schneller Informationsaustausch jederzeit möglich ist.“ Als universitäre Hautklinik besteht zudem die Möglichkeit zum Einsatz neuer, viel versprechender Medikamente und Verfahren, die in dieser Form noch nicht flächendeckend verfügbar sind.
Angesichts der starken Zunahme von Hautkrebserkrankungen fordern die Dermatologen des Universitätsklinikums Münster eine bessere und zielgruppenspezifische Prävention. Für den weißen Hautkrebs konnten sie in einer Studie mit über 700 Teilnehmern besonders eine Gruppe identifizieren, die ein erhöhtes Risiko hat, an der Vorstufe des weißen Hautkrebses zu erkranken. Prof. Sunderkötter: „In der Studie haben wir ein wissenschaftlich fundiertes Risikoprofil nachgewiesen. Besonders gefährdet sind Männer über 40 mit hellem Hauttyp, die beruflich viel im Freien arbeiten und bereits eine Hautkrebserkrankung in ihrer Vorgeschichte aufweisen.“
Gregor Lutz trägt nun seit Jahren einen Hut, wenn er nach draußen geht. Auch bei Fahrten mit dem Auto trägt er Sonnenschutz auf seine Hände auf. Die Therapie am UKM hat er sehr gut überstanden. Das daumengroße Loch an der Wange, entstanden durch die Entfernung des Tumors, konnten die UKM-Hautspezialisten durch eine spezielle Hautrekonstruktion („Hautverschiebung“) verschließen. Auch die weiteren chirurgischen Eingriffe waren erfolgreich. Dr. Stefanie Kemper, behandelnde Oberärztin der UKM-Hautklinik, ist zuversichtlich: „Wir konnten alles entfernen, was feststellbar war. Nun ist besonders die richtige Nachsorge und Kontrolle wichtig.“ Die wird Lutz Gregor allerdings in Brasilien bei seinen behandelnden Ärzten vornehmen lassen: „Ich bin sehr zufrieden mit der Behandlung hier am UKM, aber natürlich freue ich mich wieder auf Sao Paolo. Der Rückflug ist bereits gebucht.“