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Das Universitätsklinikum Münster (UKM) baut den Schwerpunkt Transplantationsmedizin weiter aus: Zum 1. Juni 2010 übernimmt Prof. Dr. Hartmut Schmidt die Leitung der damit neu gegründeten internistischen Spezialklinik für Transplantationsmedizin am UKM. Nicht nur die Patientenversorgung wird damit ausgebaut, sondern auch die Ausbildung junger Mediziner auf diesem Gebiet gestärkt: Es handelt sich um den ersten Lehrstuhl für Transplantationsmedizin bundesweit. In der Krankenversorgung wird die neue Klinik in Ergänzung zu den weiteren spezialisierten Kliniken und Einrichtungen (etwa die Herzchirurgie, die Viszeralchirurgie oder die Nephrologie) die Versorgung von Patienten und Patienten vor und nach einer Transplantation von Bauchorganen weiter verstärken. Die Klinik betreut Patienten vor und nach der Transplantation von Leber, Bauchspeicheldrüse (Pankreas) oder Dünndarm. „Lebererkrankungen, wie z.B. die chronische Hepatitis B und C, können zu Leberkrebs oder einem Leberversagen führen. Diese Erkrankungen können oftmals durch eine Transplantation geheilt werden. Auch spezielle Stoffwechselerkrankungen der Leber können selbst im Falle einer noch normalen Leberfunktion manchmal nur durch eine Transplantation geheilt werden“, erklärt Prof. Schmidt.
Von wachsender Bedeutung sind dabei auch die Transplantationen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) oder des Dünndarms. Schmidt: „Wir können heute bestimmte Formen von Darmerkrankungen mit Ernährungsproblemen und auch schwere Verlaufsformen von Patienten mit Blutzuckerkrankheit durch Transplantation von Dünndarm oder Bauchspeicheldrüse heilen. Am UKM arbeiten hierfür die Experten aus den verschiedenen Disziplinen Hand in Hand zusammen, so dass eine umfassende Versorgung sichergestellt ist.“
Prof. Schmidt ist als Gastroenterologe und zugleich als Leberspezialist ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. Er ist aktiv in verschiedenen Gremien, etwa in der Bundesärztekammer, und in Fachgesellschaften national und international vertreten. Der 47-Jährige ist bereits seit 2005 am UKM tätig. Zuletzt war er Leiter der Transplantationshepatologie (Hepatologie: „Lebermedizin“).
Prof. Dr. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM, betont: „Mit dieser neuen Klinik unter der Leitung von Prof. Schmidt können wir unseren starken transplantationsmedizinischen Schwerpunkt weiter ausbauen, sowohl in der Krankenversorgung als auch in der Forschung. Mit Prof. Schmidt als Leberspezialisten und renommierten Wissenschaftler können wir nun aktuell und auch langfristig in Münster die Krankenversorgung entscheidend verbessern. Er wird als Hochschullehrer und Direktor die neu gegründete Klinik mit dem speziellen Forschungsschwerpunkt an unserem Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät leiten. Davon profitieren die betroffenen Patienten zukünftig.“
Die Transplantationsmedizin hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wesentlichen Bestandteil in der Behandlung von Patienten mit z. B. Stoffwechselstörungen, Organversagen und Krebs entwickelt. So werden in Deutschland jährlich über 1.000 Lebertransplantationen durchgeführt. Im Bereich der Transplantation der Bauchspeicheldrüse werden über 150 Transplantationen pro Jahr durchgeführt und auch die Dünndarmtransplantation entwickelt sich aktuell in Deutschland zu einem Routineverfahren. Prof. Schmidt: „Dieses ist nur möglich durch die komplexe interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Fortschritten sowohl in den operativen Techniken als auch in den Möglichkeiten, neue Medikamente einsetzen zu können. Abstoßungsreaktionen stellen heutzutage kaum noch ein Problem dar. Durch die inzwischen zum Glück erreichten langen Überlebenszeiten nach einer Transplantation stehen aktuell auch zunehmend internistische Probleme im Vordergrund.“ Deshalb werden am UKM diese Patienten in Spezialambulanzen betreut. Darüber hinaus bietet dieser Schwerpunkt auch alternative Therapien, wie z. B. Leberersatzverfahren als auch in Kürze Leberzelltherapien an.
„Neue Therapiestrategien entwickeln“
Schmidt ist überzeugt, dass der medizinische Universitätsstandort Münster dafür exzellente Voraussetzungen bietet: „Münster hat eine Exzellenz in der Stammzellforschung und bietet über die Breite der Transplantationsmedizin hinaus die Möglichkeit, zukünftig neuartige Therapiestrategien z. B. in Kombination von Zell- und Organtransplantation zu kombinieren.“ Und eine weitere Kernfrage ist in der jüngsten Vergangenheit immer stärker in den Vordergrund gerückt, betont der Transplantationsexperte: „Wie wird der Patient auch nach einer Transplantation langfristig optimal betreut? Auch daran werden wir am UKM gemeinsam arbeiten.“
Ebenso deutlich betont er aber: „Wir haben nach wie vor zu wenig Organspenden in Deutschland. Viele Patienten sind auf die Organspende angewiesen, die Wartelisten sind voll. Um so wichtiger ist es, weiter engagiert für die Organspende zu werben, wie es die Münsteraner Initiative „No panic for organic“ macht.“
Zur Person
Hartmut Hans-Jürgen Schmidt, Jahrgang 1963, wurde im niedersächsischen Kirchweyhe geboren. Er studierte Medizin in Hannover und an den National Institutes of Health in Bethesda, USA. Er nahm seine klinische Tätigkeit 1988 an der Medizinischen Hochschule in Hannover in der gastroenterologischen Abteilung auf und absolvierte einen zweijährigen Forschungsaufenthalt im Rahmen eines Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft an den National Institutes of Health in Bethesda. Er erwarb die Äquivalenz des Medizinischen Staatsexamens für die USA 1989 und führt neben dem Facharzt für Innere Medizin auch die Weiterbildung im Fach Gastroenterologie und Zusatzbezeichnung Rettungsmedizin und Ernährungsmedizin. 1999 bis 2005 war er als Oberarzt, zuletzt als leitender Oberarzt an der Berliner Charité in der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie tätig.
2005 übernahm er eine Professur für Experimentelle Transplantationshepatologie am Universitätsklinikum Münster. Schmidt hat bislang über 300 Beiträge in Fachjournalen und Buchbeiträgen veröffentlicht. Für seine wissenschaftlichen Aktivitäten erhielt er unter anderem zweimal den Präventionspreis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (1996 und 2001), den Ludolph-Brauer-Preis der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin (1998) sowie den Forschungspreis für Transplantation der Deutschen Transplantationsgesellschaft (1998). Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.