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Kinderrheuma: UKM-Studie widerlegt bisherige Vermutungen zur Therapiedauer in Remission

Prof. Dr. Dirk Föll
Prof. Dr. Dirk Föll
Weniger hilft genauso viel: Dauer der Medikamentenbehandlung in Remission für Rückfallquote nicht relevant / MRP-Biomarker zeigt Rezidivrisiko an
ukm/jb
Dass Rheuma nicht nur bei älteren Menschen, sondern auch  bei Kindern auftritt, ist in der Medizin längst bekannt. Dank moderner Therapien können rheumatische Erkrankungen im Kindesalter gut therapiert werden. „Im Gegensatz zu Erwachsenen kann bei etwa 50 Prozent der Kinder mit Gelenkrheuma, der so genannten Juvenilen Idiopathischen Arthritis (JIA), die Krankheitsaktivität sogar langfristig vollständig zurückgedrängt werden. Wir sprechen dann von einer klinischen Remission. Unklar war bisher, wie lange die medikamentöse Therapie weiterlaufen muss, um ein Rezidiv (Rückfall) der Symptome zu verhindern“, erklärt Prof. Dr. Dirk Föll, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin – Allgemeine Pädiatrie – am Universitätsklinikum Münster (UKM). Er und Mitarbeiter der UKM-Kinderrheuma-Ambulanz haben aktuell eine Studie zu eben dieser Frage veröffentlicht, die derzeit in Fachkreisen für Aufsehen sorgt. Denn Prof. Föll fand in seiner international angelegten Studie heraus, dass der Zeitpunkt des Absetzens des Standardmedikaments Methotrexat (MTX) nach Erreichen einer Remission keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls hat. Insgesamt 364 Kinder und Jugendliche mit JIA in Remission aus 29 Ländern haben Föll und seine Kollegen untersucht. Die Hälfte von ihnen wurde anschließend sechs Monate mit MTX behandelt, die andere Hälfte erhielt das Medikament über zwölf Monate. Das Ergebnis: Die Rückfallquote war in beiden Untersuchungsgruppen gleich groß. „Unsere Studie widerlegt damit eindrucksvoll die bisherige Vermutung, dass eine längere Weiterbehandlung mit MTX einen Einfluss auf das Rückfallrisiko hat. Sechs Monate Behandlung scheinen zu reichen. Für die Patienten bedeutet das natürlich einen erheblichen Gewinn an Lebensqualität, da sie die Medikamente früher als bisher absetzen können.“

Der Wirkstoff Methrotrexat gilt in der Behandlung von Juveniler Idiopatischer Arthritis als Standardtherapie und relativ nebenwirkungsarm. „Dennoch ist die dauerhafte Einnahme von Medikamenten immer eine Belastung“, weiß Prof. Dr. Dirk Föll. Doch warum erleiden manche Patienten einen Rückfall, während bei anderen die Erkrankung völlig zum Stillstand kommt? Auch darauf haben die Münsteraner Mediziner in der Kinderrheuma-Ambulanz während ihrer langjährigen Forschungen einen Hinweis gefunden: „Wir haben herausgefunden, dass die so genannten MRP-(Myeloid Related Protein; MRP8/14) Biomarker im Blut der Patienten anzeigen, ob ein erhöhtes Rezidivrisiko vorliegt. Bei Kindern mit erhöhtem Risiko macht eine längere MTX-Behandlung daher Sinn. Wir können nun also fundierte Empfehlungen zur Therapie bei Rheuma im Kindesalter geben“, fasst der UKM-Experte zusammen.

Die Studie mit dem Originaltitel „Methotrexate Withdrawal at 6 vs 12 Months in Juvenile Idopathic Arthritis in Remission“ erschien am 7. April im renommierten Journal of the American Medical Association (JAMA).

Literaturhinweis: JAMA. 2010; Vol. 303, No.13: 1266-1273.

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