ukm/jb
Eritrea ist eines der ärmsten Länder der Welt. Seit 1993 ist der Staat im Nordosten von Afrika nach dreißigjährigem Krieg erstmals wieder unabhängig. Seitdem leisten viele internationale Organisationen Aufbauarbeit in Eritrea. Auch Helfer aus Münster sind regelmäßig vor Ort, um im Internationalen Operationszentrum in der Hauptstat Asmara herzkranke Kinder zu versorgen: Unter der Koordination und Leitung der Hilfsorganisation „Hammer Forum e. V.“ waren in den vergangenen zwei Wochen zwei Herzspezialisten und fünf Krankenschwestern der Intensivpflege des Universitätsklinikums Münster (UKM) in Eritrea und übernahmen dort gemeinsam mit einem Team aus St. Augustin und Leipzig die Operationen und Pflege herzkranker Kinder. Für den UKM-Kinderkardiologen Dr. Dirk Stege war es bereits die siebte Reise nach Afrika. Zwei Operationen werden von den Herzchirurgen unter der Leitung von Dr. Andreas Urban, ehemaliger Leiter des Herzzentrum St. Augustin, und seinen Kollegen täglich im größten Krankenhaus des Landes, dem IOCCA („International Operation Center for children in Asmara“), durchgeführt. Das Krankenhauszentrum wurde 2002 eröffnet und ist seitdem Anlaufpunkt für kranke Kinder aus dem gesamten Land. Dr. Dirk Stege und sein Team behandelten während ihres Aufenthalts Kinder mit leichten bis mittelschweren Herzfehlern. „Kinder, die mit schwersten Herzfehlern auf die Welt kommen, versterben häufig bevor sie im IOCCA versorgt werden können“, erklärt der Münsteraner Mediziner. „Ohne das Programm des Hammer Forums hätten Kinder mit angeborenen Herzfehler keine normale Lebenserwartung“, ist er sich sicher. Daher nutzen er und sein Team der Pädiatrischen Kardiologie am UKM gerne ihren Urlaub, um diesen Kindern zu helfen. „Es ist wirklich toll, dass sich für jeden Einsatz so viele Kolleginnen und Kollegen melden, um in ihrem Urlaub hoch motiviert zu arbeiten“, lobt Stege den Einsatz von Pflegern und Ärzten.
Drei Beatmungsgeräte haben die Mediziner in Eritrea zur Verfügung. Bei zwei Operationen pro Tag bedeutet das, dass die Kinder möglichst schnell nach dem Eingriff von der maschinellen Beatmung entwöhnt müssen. „Es ist faszinierend zu sehen, dass wir auch ohne Hightech-Medizin sehr gute Erfolge erzielen können“, berichtet Dr. Dirk Stege von seinen Erfahrungen. Seit seinem ersten Aufenthalt in Eritrea hat sich bereits einiges verändert: „Das Hammer Forum hat in den vergangenen Jahren enorme Aufbauarbeit geleistet. Die technische Ausstattung des Zentrums ist mittlerweile auf einem Stand, den wir vor sechs bis acht Jahren hatten. Es ist schön, diese Fortschritte zu sehen.“
Langfristiges Ziel ist die stetige Qualifizierung und Schulung der Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Besonders die ärztliche Ausbildung stellt eine Herausforderung dar: Im gesamten Land gibt es nur rund 50 Ärzte, ein Medizin-Studium ist erst seit 2005 möglich. Daher wird Eritrea noch lange auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen sein. Dr. Dirk Stege und seine UKM-Kollegen möchten auch im nächsten Jahr wieder nach Asmara reisen und dort arbeiten: „Die Herzlichkeit der Einheimischen ist einfach überwältigend und Eritrea ein faszinierendes Land. Daher kommen wir gerne wieder.“ Spenden unter: Hammer Forum e.V. , Sparkasse Hamm, BLZ 41050095, Konto-Nr.: 4070181, Stichwort: Herzhilfe Eritrea