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Die stimmliche Belastung von Sängern, Schauspielern und Sprechern in ihrem Berufsalltag ist hoch und ein Krankheitsfall kann schnell existenzgefährdend werden. Ein Hauptaspekt in der medizinischen Betreuung dieser Berufsgruppe liegt daher in der Prävention und Früherkennung von möglichen Stimmstörungen. Vor diesem Hintergrund wurde in der Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am Universitätsklinikum Münster (UKM) eine speziell konzipierte „Sprechstunde für Sänger, Schauspieler und Berufssprecher“ neu eingerichtet.„Das Arbeitsfeld von professionellen Sängern oder Schauspielern ist durchaus mit dem eines Hochleistungssportlers zu vergleichen, eine medizinische Betreuung von Spezialisten ist notwendig. Mit dem Angebot wollen wir Stimmproblemen vorbeugen und besonders bei akuten Beschwerden schnell eine umfassende medizinische Versorgung bieten“, erklärt Prof. Dr. Antoinette am Zehnhoff-Dinnesen, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am UKM. Zu den häufigsten Gründen für Stimmprobleme zählen Fehl- oder Überbelastung des Stimmapparates, Infektionen und psychosomatische Faktoren.
„Speziell bei Sängern wird im Berufsalltag auf der Bühne die Stimme enorm strapaziert, gerade wenn es nur relativ kurze Schonungsphasen gibt. Die Stimme zählt zu den zentralen Elementen des künstlerischen Ausdrucks. Eine schnelle Hilfe bei Problemen ist daher extrem wichtig“, so Wolfgang Quetes, Generalintendant der Städtischen Bühnen Münster. Annette Koch, Mezzosopran und Professorin für Gesang und Bühnenpräsenz an der Musikhochschule Münster, weist auf einen weiteren Aspekt hin: „Ein praxisorientierter Unterricht soll den zukünftigen Sängern ermöglichen, eine Rolle, eine Arie oder ein Lied mit stimmlichem Leben zu erfüllen. Neben der künstlerischen Ebene hat der richtige Umgang mit der Stimme bei professionellen Sängern aber noch eine ganz andere Ebene: Krankheitsbezogene Ausfälle können zu finanziellen Einbußen oder gar zu einem Prestigeverlust führen. Auch die Ausbildung eines eigenen Bewusstseins für Störungen des Stimmapparates ist daher von hoher Bedeutung.“
Der Prävention und der Früherkennung von Stimmstörungen kommt daher im Rahmen der Sprechstunde eine ebenso große Bedeutung zu, wie der schnellen Behandlung bei akuten Stimmbeschwerden. Oberarzt Dr. Dirk Deuster (UKM): „Unser Ziel ist es, bereits am ersten Tag eine fundierte Einschätzung der Einsatzfähigkeit geben zu können. Dazu setzen wir auch modernste und schonende Technik ein. So können wir mittels eines Spezialgerätes die Schwingungen der Stimmlippen exakt erfassen. Diese Aufnahmen (Fachbegriff: Laryngo-Stroboskopie) erfolgen durch die Nase, um während der Untersuchungen eine möglichst störungsfreie Stimmbildung zu ermöglichen.“ Zusätzlich stehen verschiedene weitere Verfahren der Stimmdiagnostik zur Verfügung. „Wichtige Faktoren sind natürlich die aktuelle Stimmbelastung und die Art und Intensität des Stimmcoachings“, ergänzt Assistenzarzt Dr. Ken Rosslau (UKM). Er ist, ebenso wie Dr. Deuster, selbst ausgebildeter und aktiver Sänger. Eine Kombination, von der die Patienten profitieren: „Wir schauen nicht nur aus der medizinischen Perspektive. Wir kennen auch die Anforderungen und den Druck, unter dem Sänger stehen können. Das erleichtert viele Gespräche“, betonen Deuster und Rosslau. Von besonderer Bedeutung sei zudem die Zusammenarbeit mit externen Logopäden und Stimmtherapeuten, Gesangspädagogen und anderen Spezialisten. Auch besteht die Möglichkeit zu einer dreiwöchigen intensivierten Stimmtherapie in der Tagesklinik.
Der Bedarf an einer speziellen Sprechstunde sei gerade in NRW gegeben, betont Prof. am Zehnhoff-Dinnesen: „In Westfalen und im angrenzenden Ruhrgebiet besteht ein großes Umfeld an Opern- und Schauspielhäusern und an Musikhochschulen. Und natürlich richtet sich das Angebot nicht nur an professionelle Künstler und Berufssprecher, sondern z.B. auch an Laiensänger.“
Weitere Informationen zur Sprechstunde gibt es telefonisch unter 0251/83-56871.
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