Als Pepe am 15. März kurz nach Mitternacht geboren wurde, war er ein vitales Neugeborenes ohne besondere Auffälligkeiten. Die Geburtsklinik im sauerländischen Hüsten verzeichnete erst morgens um sechs Uhr neurologische Auffälligkeiten, die die Ärzte veranlassten, sich mit den Spezialisten der Universitätskinderklinik in Münster in Verbindung zu setzen. „Pepe bekam plötzlich Krampfanfälle, zeigte eine unregelmäßige Atmung mit einem auffälligen Bewegungsmuster der Armen und Beine “, sagt Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Ronald Sträter, der sich seit über 25 Jahren mit dem Thema „Kindliche Schlaganfälle“ beschäftigt.
„Time is brain“ gilt insbesondere auch bei Schlaganfällen von Säuglingen: Pepe wurde innerhalb einer Stunde in das UKM verlegt, um zu schauen, ob die Möglichkeit besteht, das Gerinnsel (Thrombus) aus dem Gehirn zu entfernen und somit die Durchblutung des Gehirns zu normalisieren. Nachdem sich die Diagnose durch eine umgehende Ultraschalluntersuchung bestätigt hatte, entfernten Neuroradiologen Dr. Christian-Paul Stracke, Leiter der Sektion Interventionelle Neuroradiologie am UKM, und sein Team das Gerinnsel mit einem Katheter über die Leiste des Babys aus der Hirnstammarterie. „Ich bin immer noch begeistert, wie hier am UKM alles ineinandergegriffen hat: Das Kind wurde sofort in Narkose versetzt und mit allen erforderlichen Zugängen ausgestattet, sodass wir den Eingriff direkt vornehmen konnten. So etwas ist nur an einem multiprofessionellen Zentrum mit absolutem high-end-Anspruch möglich“, so Stracke. Mit dem minimalinvasiven Eingriff gelang es dem Neuroradiologen im ersten Anlauf, die Hirnstammarterie wieder durchgängig zu machen und den Thrombus vollständig zu entfernen. Was zu diesem Zeitpunkt niemandem bewusst war: Pepe ist weltweit der erste beschriebene Fall einer erfolgreichen Thrombektomie direkt am Tag der Geburt.
Pepe selbst hat den Eingriff gut überstanden, allerdings wurde bei ihm im Zuge der Untersuchungen noch ein kleinerer Herzfehler gefunden, der beobachtet und eventuell behoben werden muss. „Seine Prognose ist generell gut“, freut sich Sträter. Zwar könne man erst auf längere Sicht sagen, ob das Kind den Hirninfarkt ohne Schaden überstanden hat, aber zumindest konnte man den neurologischen Notfall abwenden. Der Schlaganfallspezialist ist zuversichtlich, weil es bei Pepe keine weiteren Hirninfarkte mehr gegeben hat und die Durchblutung des lebenswichtigen Hirnstamms erhalten werden konnte. Und die Neuropädiaterin Dr. Barbara Fiedler ergänzt: „Wir konnten Pepe schon zu Ostern wieder nach Hause entlassen. Er bekommt eine Behandlung mit einem Blutverdünner, damit sich keine weiteren Gerinnsel mehr bilden. Insgesamt sind wir sehr zuversichtlich, dass Pepe ein weitgehend gesundes und glückliches Leben führen wird.“