Am 1. Juni, dem bundesweiten Aktionstag gegen den Schmerz, organisiert das UKM (Universitätsklinikum Münster) eine digitale Informationsveranstaltung für Interessierte. Prof. Daniel Pöpping, Leiter der Schmerzambulanz und Schmerztagesklinik gibt einen Überblick über multimodale Behandlungsmöglichkeiten chronischer Schmerzen.
Barbara Estner ist Schmerzpatientin: Die 59-Jährige leidet seit über 10 Jahren an Schmerzen am ganzen Körper. Zunächst waren Rheuma und Arthrose die Diagnosen und sie erhielt verschiedene Medikamente – die Schmerzen aber blieben. Sie konsultierte viele Experten, fühlte sich oft nicht richtig ernst genommen und im Stich gelassen. In ihrer Hilflosigkeit entwickelte sie eine Depression, die sich zusätzlich ungünstig auf den Umgang mit ihren Schmerzen auswirkte. Ein Teufelskreis. „Seelische Faktoren spielen im Bereich Schmerz eine sehr große Rolle“, sagt Prof. Daniel Pöpping. „Es ist die seelische Belastung durch den Schmerz, die dazu führt, dass der Schmerz noch verstärkt wahrgenommen wird.“ Estner erfuhr später, dass sie an Fibromyalgie erkrankt ist, dem sogenannten Weichteilrheumatismus, bei dem eine andere Therapie notwendig ist. Solche Leidensgeschichten stehen exemplarisch für das, was viele Patientinnen und Patientenmit chronischen Schmerzen durchmachen: Oft sind sie jahrelang auf der Suche nach der richtigen Diagnose und Behandlung.
Ist der Schmerz einmal chronifiziert, brauchen Betroffenen auf jeden Fall eine Behandlung durch Schmerzexperten. „Niemand muss den Schmerz einfach nur aushalten. Wir haben multimodale Therapieansätze. Das bedeutet, dass wir im interdisziplinären Team zunächst umfassende Diagnostik durchführen und die bisherige medikamentöse Einstellung überprüfen. Nach eingehender Beratung im Team versuchen wir, Betroffenen zu helfen, ihre Schmerzerkrankung besser zu verstehen und mit Hilfe von medizinischen, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Methoden wieder zu einem aktiveren, selbstbestimmten und erfüllten Leben zurückzufinden. Patientinnen und Patienten sollen zu Experten im Umgang mit sich und ihren Beschwerden werden, und Möglichkeiten erlernen, sich selbst zu helfen.“
Bei Estner war ein vierwöchiger Aufenthalt in der Schmerztagesklinik der entscheidende Schritt in die richtige Richtung. Bei Ankunft habe sie sich vor Schmerzen kaum von A nach B bewegen können, beschreibt sie. Jetzt, kurz vor der Entlassung nach Hause, sagt sie, könne sie am Walking teilnehmen und gehe mit Leichtigkeit Treppen, was zu Beginn des Aufenthalts unvorstellbar gewesen sei. Sie gebe dem Schmerz nicht mehr so viel Macht. Sie habe physiotherapeutische und mentale Übungen kennengelernt, die sie eigenständig durchführe. Wichtig sei es, die Aufmerksamkeit immer wieder auf andere Dinge als den Schmerz zu lenken. „Ich hätte nie geglaubt, dass es so relativ einfach sein kann, wenn man weiß, wie es geht.“ Barbara Estner hat in der Therapie zu Malen begonnen. Entstanden sind fröhliche bunte Bilder - sie selbst zeigt sie in den Bildern als Löwin, die gelassen die Situation bewältigt.