Weitere Statements der Podiumsdiskussion: PD Dr. Otfried Debus
Chefarzt Kinderklinik Clemenshospital Münster
„Schwerst Schädelhirn-traumatisierte Kinder, die noch einer intensivmedizinischen Behandlung und Überwachung bedürfen, können noch nicht in eine konventionelle Rehabilitationsklinik übernommen werden. Diese Lücke schließt das Clemenshospital mit seinen Stationen für die neurologische Frührehabilitation neuerdings auch im Bereich der Kinderheilkunde. So können Kinder, die teilweise noch beatmet werden müssen in die Rehabilitationstherapie aufgenommen werden, um das Regenerationspotenzial der teilweise noch sehr kleinen Patienten frühestmöglich zu nutzen.“ Dr. Axel Petershofer
Ärztlicher Direktor Helios Klinik Holthausen
„Die stationäre Rehabilitation von SHT-Patienten bietet die Möglichkeit auf vielfältige Funktionsstörungen, wie sie nach solchen Verletzungen auftreten können, individuell einzugehen, und im multiprofessionellen Behandlungsteam eine größtmögliche Teilhabe an Gesellschaft, Beruf, Schule, Freizeit und Familie zurückzuerobern. Hierbei ist bei der Rehabilitation von Kindern zu berücksichtigen, dass eine sich in Entwicklung befindliche Persönlichkeit mit einem oft nicht ausgereiften und daher besonders sensiblen Gehirn durch ein Schädelhirntrauma aus diesem natürlichen Entwicklungsprozess herausgerissen wird. Es geht um Verbesserungen auf der Funktionsebene und die optimale Förderung von allen Aktivitäten und der Teilhabe. Die altersentsprechende "normale Entwicklung" muss weiter gefördert und begleitet werden. Kinder in der Klinik oder Praxis sind hierbei keine kleinen Erwachsenen. Sie benötigen intensive Begleitung, angepasste „kindgerechte“ Diagnoseinstrumente und Therapie.“ Gertrud Wietholt
Vorsitzende Kinderneurologiehilfe Münster e.V.
„Die Zahl betroffener Kinder und Jugendlicher, im Laufe ihrer Biographie eine erworbene Hirnschädigung zu erleiden, ist weitaus größer als angenommen. Gleichwohl ist das Wissen um die Langzeitfolgen dieser Ereignisse noch wenig verbreitet. Kinder und Jugendliche und ihre Familien haben einen besonderen Beratungsbedarf. Medizinisch wiederhergestellte Erfolge müssen dauerhaft gesichert sein und die Teilhabe in Schule/Beruf und sozialem Umfeld ermöglichen. Es fehlen wohnortnahe Beratungsangebote, die niederschwellig, neurokompetent und Trägerübergreifend neutral arbeiten. Zudem wird eine gesicherte Datenlage zu Langzeitverläufen benötigt. Vorhandene Strukturen im Netz der Anbieter müssen besser miteinander verbunden werden. Die Ergebnisse des SHT-Registers sind ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg.“ Thomas Keck
Erster Direktor Deutsche Rentenversicherung Westfalen
„Die Deutsche Rentenversicherung unterstützt Schädelhirntrauma-Patienten im Kindes- und Jugendlichenalter mit Leistungen der stationären Kinder- und Jugendlichenrehabilitation, die einer Akutbehandlung oder Anschlussheilbehandlung zeitlich nachfolgen. Wesentlicher Schwerpunkt der neurologischen Kinderrehabilitation ist die Sicherstellung der Erwerbsfähigkeit durch Wiederherstellung der vorbestehenden Schul- bzw. Ausbildungsfähigkeit. Es gilt, den Einzelnen bei der Wiedererlangung seiner Fähigkeiten gezielt zu fördern, damit der Eintritt in das Erwerbsleben möglichst nahtlos erfolgen kann.“ Dr. Ursula Marschall
Kompetenzzentrum Medizin und Versorgungsforschung Barmer GEK
„Ein Schädel-Hirntrauma ist nicht nur in der Aktuphase eine große Herausforderung für alle Beteiligten – für die kleinen Patienten und ihre Angehörigen, für die behandelnden Ärzte, Pfleger und andere an der Therapie beteiligten Berufsgruppen, aber auch für uns Kostenträger. Dabei ist das Ziel, die Lebensqualität der betroffenen Kinder so gut wie möglich wiederherzustellen, für alle Beteiligten gleich. Dass dies in unserem weiterhin sektorbestimmten Gesundheits- und Finanzierungssystem nicht immer leicht ist, erleben wir alle fast jeden Tag. Es braucht Konzepte, die die bestehenden Versorgungsdefizite benennen, um im gemeinsamen Dialog Lösungen zu entwickeln.“