Der Einsatz von Gadolinium-haltigen MRT-Kontrastmitteln wird in der Presse immer wieder leider unzureichend bzw. unangemessen thematisiert und sorgt bei Patienten für Unsicherheiten. Daher möchten wir die Gelegenheit nutzen, Sie aktuell und wissenschaftlich korrekt zu informieren. Die folgenden Informationen entsprechen den offiziellen Empfehlungen der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung sowie der Deutschen Röntgengesellschaft und entstammen aktuellen wissenschaftlichen Studien.
Bei vielen Patienten ist die Verwendung eines Gadolinium-haltigen MRT-Kontrastmittels wichtiger Bestandteil der Herz-MRT-Untersuchung, da bestimmte Fragestellungen mit Einsatz von Kontrastmitteln am besten zu beantworten sind. Das Kontrastmittel hilft u.a. bei der Visualisierung von Durchblutungsstörungen (Ischämie), Narbenarealen (Vitalität) und entzündlichen Veränderungen (Inflammation). Die bisher vorliegenden Daten zur Sicherheit im Zusammenhang mit Gadolinium-haltigen Kontrastmitteln stellen die Anwendung nicht in Frage.
Gadolinium-haltige MRT-Kontrastmittel sollten nicht mit Röntgen- oder CT-Kontrastmitteln, die in der Regel Jod-haltig sind, verwechselt werden, da es sich hierbei um chemisch ganz anders aufgebaute Substanzen handelt. MRT-Kontrastmittel sind außerordentlich gut verträglich, verursachen nur in seltenen Fällen (<0,2%) allergische Reaktionen und sind primär nicht nierenschädigend. Im Zusammenhang mit sogenannten „linearen“ MRT-Kontrastmitteln (werden bei der Herz-MRT-Untersuchung nicht eingesetzt) sind in der Vergangenheit extrem selten (0,01%) schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten, wie z.B. die nephrogene systemische Fibrose (NSF), bei der es zu krankhafter Vermehrung des Bindegewebes von Haut, Muskulatur und in inneren Organen kommen kann. In den letzten Jahren ist jedoch durch entsprechende Aufklärung und v.a. durch die Nutzung von hochstabilen „makrozyklischen“ (also chemisch kreisförmig aufgebauten) Gadolinium-haltigen MRT-Kontrastmitteln (mit angepasster Dosierung insbesondere bei Patienten mit höhergradiger Niereninsuffizienz) die NSF nahezu weltweit nicht mehr aufgetreten.
Etwas weniger untersucht ist bisher die potentielle Ablagerung von Gadolinium in bestimmten Hirnbereichen. Schon in früheren Studien wurde gezeigt, dass ein minimaler Anteil von Gadolinium (<1%) im Körper zurückbleiben kann. Eine Anreicherung im Gehirn sollte bei intakter chemischer Struktur und bei fehlender Hirnerkrankung (also intakter Blut-Hirn-Schranke) wegen der Größe der Gadolinium-Chelate eigentlich ausgeschlossen sein. Bei Patienten mit gestörter Blut-Hirn-Schranke kommt es jedoch zu geringen Gadolinium-Anreicherungen in bestimmten Hirnarealen, insbesondere wenn wiederholt und kurzfristig mehrere Untersuchungen mit Kontrastmittel erfolgen. Dies ist für Kontrastmittel mit „linearer“ Struktur gezeigt worden (die wie bereits erwähnt nicht mehr bzw. nur für bestimmte Fragestellungen außerhalb des Herzens benutzt werden). Für heute gebräuchliche „makrozyklische“ Kontrastmittel konnte dies bislang (außer bei sehr großen Dosen im Tierversuch) kaum nachgewiesen werden.
Wenn es überhaupt zu einer messbaren Anreicherung von Gadolinium im Gehirn kommt, so konnte bislang in keinem Fall eine wissenschaftlich fundierte Gesundheitsschädigung oder Beschwerdesymptomatik (wie kognitive oder Bewegungsstörungen) beobachtet werden. Da die Langzeit-Erfahrung und das bisherige Wissen in diesem Zusammenhang allerdings begrenzt ist, wurde im Sinne der obersten Patientensicherheit das Ruhen der Zulassung für einige „lineare“ MRT-Kontrastmittel am 28.02.2018 veranlasst. Dies gilt jedoch nicht für die im Herz-MRT-verwendeten „makozyklischen“ Gadolinium-haltigen Kontrastmittel wie z.B. das Gadovist (Gadobutrol), das wir verwenden.
Für Ihre Sicherheit führen wir bei jedem Patienten individuell eine Nutzen-Risiko-Analyse bereits bei der Anmeldung zur MRT-Untersuchung durch, verwenden ausschließlich ein „makrozyklisches“ Kontrastmittel und setzen das Kontrastmittel grundsätzlich in der niedrigsten erforderlichen Dosis, die zu einem auswertbaren Ergebnis führt, ein. Die kurzfristige, wiederholte Gabe wird weitestgehend vermieden. Die Nierenfunktion wird immer aktuell beurteilt und im Falle einer Dialysepflichtig wird auf die Gabe von Kontrastmittel in der Regel verzichtet, da wir die meisten Fragestellungen mittlerweile auch ohne den Einsatz von Kontrastmittel untersuchen können. Eine ausführliche, ärztliche Aufklärung mit Gelegenheit zu Rückfragen ist vor jeder Untersuchung selbstverständlich.
Herz-MRT-Zentrum
Klinik für Kardiologie I
Sektion für Herzbildgebung
Univ.-Prof. Dr. med. Ali Yilmaz
Leiter des Herz-MRT-Zentrums
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