Kompass D²

Was ist ein Delir?

Ein Delir ist ein akuter Verwirrtheitszustand, der durch das Auftreten folgender Symptome gekennzeichnet sein kann:

  • Relativ plötzlicher Beginn mit wechselndem Verlauf
  • Störung der Aufmerksamkeit (z.B. abnorme Schläfrigkeit, schnelle Ablenkbarkeit)
  • Störung der Orientierung (z.B. werden Ort und Datum nicht gewusst)
  • Störung der Wahrnehmung (z.B. Wahrnehmung von Dingen, die nicht vorhanden sind)
  • Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Körperliche Unruhe, Schreckhaftigkeit oder Teilnahmslosigkeit
  • Denkstörungen (z.B. Überzeugung verfolgt, bedroht oder vergiftet zu werden).

Was sind die Risikofaktoren und Folgen eines Delirs?

Prinzipiell kann fast jede körperliche Erkrankung ein Delir auslösen, besonders gefährdet sind ältere Patienten und Patienten mit Gedächtnisstörungen. Diese machen sich im Alltag in der vertrauten Umgebung nicht zwangsläufig bemerkbar, sondern bedingen erst im Stress des Krankenhausaufenthaltes ein erhöhtes Risiko, ein Delir zu entwickeln.

Ein Delir kann weitreichende Konsequenzen haben: Untersuchungen haben gezeigt, dass Betroffene nach Delir einen deutlich schlechteren Krankheitsverlauf haben. Etwa 40% der zuvor selbstversorgenden Patienten, welche im Krankenhaus ein Delir erlitten, konnten sich einen Monat nach Entlassung nicht mehr selbst versorgen und waren dauerhaft in einem Pflegeheim versorgt. Daher ist es uns ein wichtiges Anliegen, dem Auftreten eines Delirs vorzubeugen.

Welche Ziele werden mit dem Kompass D² Projekt verfolgt?

Langfristig verfolgen wir mit dem Projekt Kompass D² das Ziel, eine Verbesserung der Regelversorgung zu erreichen, indem die Delirraten durch gezielte Delirpräventionsmaßnahmen verringert werden. Wirksame Delirpräventionsmaßnahmen können dazu beitragen, dass signifikant weniger Patienten während ihres Krankenhausaufenthaltes ein Delir entwickeln. Sollte dennoch ein Delir auftreten, zielen wir mit gezielten Maßnahmen darauf ab, die negativen Folgen dieses Syndroms zu verringern.  

Was erwartet mich bei einer Studienteilnahme

Am Tag der stationären Aufnahme führen wir mit Ihnen einen kurzen Test zur Einschätzung ihres persönlichen Delir-Risikos durch. Konnte ein Delir-Risiko festgestellt werden und wurde der Studienteilnahme durch Sie zugestimmt, erfolgen weitere Kurztests zur Einschätzung Ihrer selbstständigen Lebensführung. Gleichzeitig bitten wir Sie darum, uns einen nahestehenden Angehörigen zu benennen, welcher einen standardisierten Fragebogen zur Beurteilung Ihrer Alltagsaktivitäten unter Anleitung einer Projektmitarbeiterin ausfüllt.

Am Tag nach Ihrer stationären Aufnahme werden Sie täglich durch eine unserer Projektmitarbeiterinnen besucht, um einen kurzen Delir-spezifischen Test durchzuführen.

Nach stationärer Entlassung möchten wir gerne einen Fragebogen mit Ihnen ausfüllen. Dies geschieht entweder im Rahmen eines Hausbesuches oder durch ein telefonisches Interview durch eine unserer Projektmitarbeiterinnen.

    Im Rahmen der Studie werden Patientinnen und Patienten innerhalb der Interventionsgruppe mit den Patientinnen und Patienten einer Kontrollgruppe verglichen. Welcher dieser beiden Gruppen Sie für die gesamte Dauer Ihrer Teilnahme zugeordnet werden, entscheidet der Zufall. Das Zufallsverfahren, in welchem Patienten entweder der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugewiesen werden, wird „Randomisierung“ genannt. Erfolgt eine Zuordnung in die Kontrollgruppe, werden Sie nach dem derzeitig etablierten Standard innerhalb der behandelnden Klinik versorgt. Patienten, die der Interventionsgruppe zugewiesen werden, erhalten neben der etablierten Behandlung zusätzlich die neue Versorgungsform, deren Wirksamkeit wir im Rahmen des Forschungsvorhabens untersuchen. Unabhängig der Zuordnung in die Interventions- oder Kontrollgruppe entstehen Ihnen keine Nachteile.

    Studienpatienten, die der Interventionsgruppe zugewiesenen teilnehmenden Patientinnen und Patienten, erfolgt eine spezielle Versorgung durch die Mitarbeiter eines multidisziplinären Teams (bestehend aus Ärzten, speziell ausgebildeten Pflegefachkräften und auch klinischen Pharmazeuten). Die Betreuung durch das multidisziplinäre Team beinhaltet im Wesentlichen bei allen Patientinnen und Patienten folgende Aspekte:                                                                                                       

    • Durch eine gezielte pharmazeutische Aufnahme wird geprüft, ob die Ihnen verordneten Medikamente ein Delir begünstigen können.
    • Telemedizinische Vorstellung/Beratung Ihres Falles im multi- bzw. interdisziplinären Team, bestehend aus Ärzten aus den Fachbereichen Neurologie, Psychiatrie, Geriatrie, Anästhesie und Innerer Medizin sowie einer klinischen Pharmazeutin und Pflegefachkräften).
    • Begleitung und Betreuung durch speziell ausgebildete Pflegefachkräfte (Begleitung zu Untersuchungen (u.a. auch zu Operationen), das Geben von Orientierungshilfen, kognitive Aktivierung, Beobachtung zur Früherkennung möglicher Delir-Symptome).
    • Einbindung und Beratung der Angehörigen in die Abläufe des Krankenhauses während Ihres Aufenthaltes

    Sollten Sie trotz der oben genannten präventiven Maßnahmen ein Delir entwickeln, werden folgende Maßnahmen, sofern Sie der Interventionsgruppe zugewiesen wurden, initiiert:

    • Telemedizinische fachärztliche Beratung/Visite hinsichtlich auftretender Delir-Symptome
    • Kontaktaufnahme zur Datenübermittlung an den behandelnden Hausarzt mit dem Ziel, einen gemeinsamen Therapie- und Behandlungsplan für Sie festzulegen.
    • Während und bis sechs Monate nach dem Krankenhausaufenthalt werden Sie gemeinsam mit ihren Angehörigen u.a. während der studienspezifischen Hausbesuche geschult und beraten, um eine mögliche Rückgewinnung Ihrer eigenständigen und selbstbestimmten Lebensführung zu erreichen.

    Kontakt

    Bei Fragen zur Studienteilnahme können Sie sich an kompassd2(at)­ukmuenster(dot)­de wenden