Kinder- und Neugeborenenchirurgie

Nekrotisierende Entercolitis (NEC)


Eine nekrotisierende Enterocolitis ist eine entzündliche Erkrankung des Gastrointestinaltraktes, die zusammenhängend den gesamten Darm oder fleckförmig einzelne Areale betreffen und dort Schäden bis zur totalen Nekrose verursachen kann. Die NEC ist dabei kein isoliertes Problem des Darmes, sondern eine systemische Erkrankung mit schweren Auswirkungen auf den Gesamtorganismus. Hautsächlich betroffen (in ca. 90% aller Fälle) sind unreife Frühgeborene, aber auch bei Reifgeborenen kann die Erkrankung auftreten.

Risikofaktoren zur Entwicklung einer NEC

Frühgeburtlichkeit - 75% alle NEC-Fälle liegen unter 1500g GG und 36 SSW
Geburtsgewicht unter 2000g
Fütterung mit Formelnahrung (protektiver Effekt von Muttermilch) - Inzidenz: 6,2% vs. 2,1
Allg. Keim- und Toxinbelastung
Peri-/postpartaler Stress
Ursachen
Die eigentliche Ursache einer nekrotisierenden Enterokolitis ist nicht bekannt, aber es besteht ein eindeutiger Zusammenhang mit der oralen Ernährung, denn eine NEC kommt z.B. intrauterin oder vor Beginn der oralen Ernährung quasi nicht vor. Allerdings ist – auch und gerade beim Frühgeborenen – ein früher Beginn mit oraler Ernährung ganz wesentlich für die Entwicklung des Magen-Darm-Traktes und des gesamten kindlichen Organismus. Und nicht jedes Frühgeborenes entwickelt im Verlauf des Kostaufbaus eine NEC, die Zahlen sind hier unterschiedlich, aber man geht davon aus, dass nur 1% - 8% aller sehr kleinen Frühgeborenen (unter 1500 gr. Geburtsgewicht) eine NEC entwicklen.
Symptome
Der typische Beginn einer NEC liegt einige Tage nach der Geburt, mitunter vergehen 2 bis 3 Wochen, in denen sich das Frühgeborene gut entwicklet. Dann zeigen die Kinder plötzlich häufigere Bradykardien, d.h. Abfälle der Herzfrequenz, sie werden zunehmend empfindlich und temperaturinstabil und auch die Blutwerte verändern sich und drücken die beginnende, akute Entzündung aus. Die Magenreste steigen, evtl. Erbrechen die Kinder. Der Stuhl wird blutig, der Bauch gebläht, glänzend und zeigt mitunter eine rötlich-livide Verfärbung.
Therapie
Die grundsätzliche Therapie der NEC ist zunächst konservativ, d.h. die Kinder bleiben nahrungskarent, bekommen Antibiotika sowie Atem- und Kreislaufunterstützung. Erst, wenn sich trotz dieser Maßnahmen in den nächsten Tagen keine Besserung einstellt, das Kind bereits schwer krank ist oder eine Perforation zeigt, erfolgt die operative Therapie. Die Perforation, bei der im Bereich der maximalen Entzündung des Darmes ein Loch in der Darmwand entstanden ist, ist dabei eine absolute OP-Indikation. Das Ausmaß der Darmbeteiligung ist unterschiedlich: Von einer isoliert befallenen Stelle über mehrere betroffene Areale, die von gesundem Darm unterbrochen sind bis hin zum vollständigen Befall des gesamten Darmes muss das operative Verfahren dem jeweiligen Befund angepasst werden. Obgleich grundsätzlich abgestorbener Darm entfernt werden sollte, besteht das Risiko, hier ein sog. Kurzdarmsyndrom entstehen zu lassen, bei dem so viel Darm entfernt werden musste, dass die verbleibende Darmlänge nicht ausreicht, um das Kind auf lange Sicht dauerhaft mit Nährstoffen zu versorgen. Deshalb wird die Notwendigkeit für eine operative Korrektur auch nicht sofort gestellt, da eine operative Maßnahme in der Regel immer mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Verlust von Darmlänge einhergeht. Unter maximalem Erhalt an Darmlänge werden daher nur eindeutig abgestorbene Abschnitte entfernt und solche, die „nur“ entzündet sind, belassen. Damit der Stuhl nicht weiter für eine Reizung dieser entzündeten Abschnitte sorgt, wird vorher ein künstlicher Darmausgang angelegt, über den der Stuhl abgeleitet wird. Meist erfolgt nach der operativen Maßnahme eine Stabilisierung des Kindes, vor allem der Anus praeter dient als Entlastung des Darmes. Bei nicht zeitgerechter Erholung kann es aber notwendig werden, nach 1 bis 3 Tagen erneut zu operieren, da evtl. Darmareale, die zuvor belassen wurden, sich nicht erholt haben und jetzt doch entfernt werden müssen. Dieses ist aber nur selten notwendig. Die Rückverlagerung des Anus praeters und Wiederherstellung der Kontinuität des Darmes erfolgt dann 3 – 4 Monate später. Zurück zu Früh- und Neugeborenenchirurgie