Definition und Folgen des Schielens
Das Schielen ("Strabismus") ist eine meist beständige oder immer wieder auftretende Fehlstellung der Augen, von der rund 2 Millionen Mitbürger betroffen sind.
Schielen ist nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern oft eine schwere Sehbehinderung, die sich nicht "auswächst" und zu schwerwiegenden Folgen führen kann:
Beim Schielen weicht ein Auge von der Blickrichtung des anderen ab. Dadurch können störende Doppelbilder entstehen, die aber vom kindlichen Gehirn unterdrückt werden können. Dabei wird das schielende Auge nicht zum Sehen benutzt, so daß sich eine Sehschwäche am ansonsten organisch gesunden Auge entwickelt. Diese Sehschwäche nennt man Amblyopie. Wenn diese Schielschwachsichtigkeit nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird, dann bleibt sie lebenslang bestehen. Eine weitere Folge ist fehlendes räumliches Sehen, was zu Unfällen und Beeinträchtigungen bei der Berufswahl führen kann.
Ursachen des Schielens
- erblich bedingt,
- Risikofaktoren während der Schwangerschaft und Geburt,
- Fehlsichtigkeiten der Augen,
- andere Augenerkrankungen,
- Kinderkrankheiten mit hohem Fieber,
- Unfälle (z.B. Gehirnerschütterung).
Alarmzeichen
Als Alarmzeichen für ein eventuelles Schielen und somit für einen Besuch beim Augenarzt mit Orthoptistin gelten:
- Schielen, Abweichen eines Auges,
- Augenzittern,
- ständiges Schiefhalten des Kopfes,
- Vorbeigreifen,
- Ungeschicklichkeiten (Stolpern, Anstoßen),
- häufiges Blinzeln, Zwinkern, Zukneifen,
- "Lesen mit der Nase",
- Unlust am Lesen.
Schielformen
Beim Schielen unterscheidet man:
- Innenschielen (ein oder beide Augen stehen zur Nase),
- Außenschielen (Augen stehen nach außen),
- Höhenschielen,
- Verrollungsschielen.
Diese Formen unterteilt man noch einmal in immer vorhandenes, also sichtbares Schielen (mit Ausnahme von Mikrostrabismus, d.h. Schielen mit einem sehr kleinen, kosmetisch unauffälligem Winkel mit den gleichen Folgen) und dem nur zeitweise sichtbaren Schielen.
Behandlung
Zur Behandlung der Sehschwäche wird überwiegend die Okklusionsbehandlung angewandt, das heißt das Abdecken des besser sehenden Auges zur Aktivierung des sehschwachen Auges (siehe Abb.).
Auch die Brillengabe kann bei manchen Kindern das Schielen verringern oder beseitigen. Bei auffälligem Schielen ist zusätzlich eine Augenmuskeloperation erforderlich. Die genannten Behandlungsmöglichkeiten müssen aber individuell auf das Kind und dessen Schielen abgestimmt werden.
Es ist wichtig für die Eltern, daß sie nicht nur bei groben Auffälligkeiten des Sehvermögens, sondern bereits bei Verdachtsmomenten ihr Kind beim Augenarzt mit Orthoptistin vorstellen. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Orthoptistinnen, die hierfür speziell ausgebildet sind, kann die Diagnose festgestellt und die Therapie rechtzeitig eingeleitet werden, denn nur so kann ein bleibender Schaden für das Sehen des Kindes verhindert werden.
Allerdings beschränkt sich die Arbeit der Orthoptistin nicht nur auf Kinder, denn wirft man einen Blick ins Wartezimmer, dann fällt auf, daß nicht nur Babys und Kleinkinder, sondern auch ältere Menschen in die Orthoptik ("Sehschule") kommen. Das sind Menschen jeden Alters, bei denen Symptome wie Schielen oder Doppelbilder auftreten.