Kinder- und Neugeborenenchirurgie

Hypospadie

Die Hypospadie ist die häufigste angeborene urogenitale Fehlbildung des Jungen. Sie ist definiert durch eine Fehlmündung der Harnröhre durch die verkürzte Harnröhre, eine Verkrümmung des Penisschaftes und eine atypische, gespaltene schürzenhafte Vorhaut („Vorhautschürze“). Dabei kann die Ausprägung sehr stark variieren, angefangen von einer lediglich bestehenden Vorhautschürze mit regelrechter Mündung und fehlender Verkrümmung des Penis (Hypospadia sine Hypospadie = Hypospadie ohne Hypospadie) über eine Fehlmündung der Harnröhre zwischen Eichel und Damm ohne Schaftverkrümmung bis zu Fehlmündungen mit deutlicher Abknickung des Penisschaftes in nicht erigiertem Zustand. Entsprechend der Mündung der Harnröhre werden die verschiedenen Hypospadieformen klassifiziert.

In der Regel fällt die Hypospadie unmittelbar nach der Geburt durch die typische Vorhautschürze auf. Zu achten ist auf die ausreichend weite Öffnung der Harnröhre, damit ein ungestörtes Wasserlassen möglich ist. Auffällig ist ein dünner, weit reichender Harnstrahl als Hinweis für eine Verengung des Meatus (Harnröhrenöffnung). Dies erfordert u.U. eine kleine operative Korrektur vor der definitiven operativen Therapie.

Klassifikation (in Abhängigkeit von der Mündung der Harnröhre)

1. Anteriore Hypospadie (Vordere Hypospadie)
     a. Glandulär (Eichel)
     b. Koronar (Übergang Penisschaft / Eichel)
     c. Penil distal (am Ende des Penisschaftes)

2. Mittlere Hypospadie
     a. Midshaft (Penisschaftmitte)
     b. Penil proximal (körpernaher Penisschaft)
     c. Penoscrotal (Übergang Penis / Hodensack)

3. Posteriore Hypospadie (Hintere Hypospadie)
     a. Scrotal (Hodensack)
     b. Perineal (Damm)

Therapie

Die Therapie der Hypospadie ist immer operativ und richtet sich nach der Lokalisation der Harnröhrenmündung (s. Klassifikation) sowie dem Ausmaß der Verkrümmung des Penisschaftes (in erigiertem Zustand). Unter Umständen ist bei den posterioren Hypospadien ein  mehrzeitiges (mehrere geplante Eingriffe) Vorgehen erforderlich.

Ziel der Operation ist die Verlagerung der Harnröhrenöffnung an die Spitze der Eichel mit normalem Harnstrahl und die Begradigung des Penisschaftes mit zufriedenstellendem ästhetischen Ergebnis.

Die Verlängerung der Harnröhre wird entweder durch den bestehenden hinteren Anteil der Harnröhre erreicht oder es erfolgt die Bildung der Harnröhre aus Anteilen der Vorhaut bzw. in Ausnahmesituationen nach Entnahme in gleicher Sitzung aus der Wangenschleimhaut (Entnahme in gleicher Sitzung), welche dann nach entsprechender Tubularisierung (Röhrenbildung)eingenäht wird. Für wenige Tage wird die Harnröhre mittels eines kleinen Schlauches geschient, über den auch die Urinentleerung erfolgt. Eine Entlassung aus der stationären Behandlung ist auch  bei einliegendem Katheter möglich.

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