Kinder- und Neugeborenenchirurgie

Hämangiome


Infantile Hämangiome treten bei bis zu 8-10% aller Säuglinge auf und sind damit die häufigsten gutartigen Tumoren des Kindesalters. Ihre genaue Ursache ist bislang noch ungeklärt und Gegenstand intensiver Forschungen. Allen Hämangiomen gemein ist, dass sie die gleichen Entwicklungsphasen durchlaufen und sich immer vollständig zurückbilden.
Blutschwämmchen
Meistens sind „Blutschwämmchen“ nach der Geburt nicht oder nur als kleine Hautpunkte zu erkennen. Nach einer sogenannten Latenzphase von einigen Wochen beginnt das eigentliche Wachstum der Hämangiome.
  • Proliferations-/Wachstumsphase: In den ersten Lebensmonaten beginnt das Hämangiom ein in seinem individuellen Ausmaß nicht vorhersehbares Dicken- und Flächenwachstum. Die Blutschwämmchen erscheinen in dieser Zeit prall und kräftig hellrot. In den ersten 3-6 Monaten ist das Wachstum besonders stark, lässt mit der Zeit jedoch deutlich nach.
  • Stillstandphase: Mit ca. 12-14 Monaten hört das Hämangiomwachstum auf.
  • Rückbildungsphase: Diese Phase kann manchmal mehrere Jahre (zum Teil auch bis zur Pubertät) dauern. Das Hämangiom wird zunächst dunkler, dann gräulich und blasst schließlich  zunehmend ab. Bis zum 5. Lebensjahr sind 50% aller Hämangiome zurückgegangen, mit 7 Jahren bis zu 70% und mit 9 Jahre 90%.
Obwohl das Hämangiom als vaskulärer Tumor vollständig zurückgeht, wird das betroffene Gewebe (meist Haut und Unterhaut) während des Wachstums verletzt, so dass entsprechende „Narben“ resultieren können, z.B.: Teleangiektasien („Besenreißer“), Cutis laxa (faltige, schlaffe Haut) u.a. Gerade an kosmetisch relevanten Körperstellen sollte das Hämangiomwachstum aus diesem Grund frühzeitig gestoppt werden.
Körperregionen
Körperregionen, an denen Hämangiome zu irreversiblen Schäden führen können und daher in der Regel unbedingt an einem uneingeschränkten Wachstum gehindert werden sollten, sind u.a.:
  • Augenregion (Erblindungsgefahr)
  • Nasenspitze (Zerstörung des Nasenknorpels, bleibende Nasenverformung)
  • Ohrmuschel (s.o.)
  • Lippe (Trinkhindernis, Zerstörung der Lippenkontur)
  • Hautfalten (z.B. Hals, Leiste; hohes Risiko der Entwicklung offener Wunden)
Überschätzt wird dagegen häufig das Blutungsrisiko von Hämangiomen. Diese können zwar nach Verletzungen oder bei Ulcerationen vermehrt bluten, „platzen“ aber nicht ohne Grund oder ohne entsprechende Verletzung der Haut. Die meisten Hämangiome treten in der Haut oder im Unterhautgewebe auf, in seltenen Fällen findet man sie auch in inneren Organen oder im Verdauungstrakt.
Neben der Lokalisation ist für das weitere Vorgehen aber auch entscheidend, wie stark das Hämangiom wächst, ob Problemen drohen, und nicht zuletzt wie alt der Patient ist.
Therapien
Die wenigsten Hämangiome müssen wirklich behandelt werden, meistens reicht es, das Wachstum regelmäßig zu kontrollieren.
Sollte dies nicht ausreichen und eine Therapie erforderlich sein, gibt es hierfür unterschiedliche Verfahren, von denen an unserer Klinik alle verfügbar sind:
  • Kryotherapie (Vereisung)
  • Lasertherapie (Verödung)
  • Operation (Entfernung, Verkleinerung, Korrektur von Hämangiom-Narben)
  • Propranolol-Therapie (sowohl als orales Medikament wie auch als Gel zum Auftragen)
In erster Linie ist das Ziel dabei nicht, das Hämangiom zu entfernen, denn dies schafft die Natur in der Regel alleine, sondern dem weiteren Wachstum und den damit einhergehenden Komplikationen vorzubeugen.

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