Kinder- und Neugeborenenchirurgie

Appendizitis (Blinddarmentzündung)


Bei der Appendizitis handelt es sich um eine Entzündung des Wurmfortsatzes, der ein Anhängsel des Blinddarmes, dem ersten Teil des Dickdarmes, darstellt. Die umgangssprachliche Bezeichnung “Blinddarmentzündung“ ist also anatomisch nicht korrekt. Üblicherweise liegt der Wurmfortsatz im rechten Unterbauch, unmittelbar am Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm. Sein Wandaufbau ist typisch für ein in der Peritonealhöhle gelegenes Darmrohr. Darüber hinaus verfügt er über zahlreiche Lymphfollikel und dient so der Immunabwehr des Körpers. Eine Appendizitis kann durch eine bakterielle, virale oder parasitäre (z.B. durch Würmer) Infektion entstehen, die in 60% der Fälle durch eine Verlegung des Lumens durch Kot oder Schleim begünstigt wird.
Vorkommen
Die Appendizitis ist eine häufige Erkrankung (life- time -risk: 7-12%), die prinzipiell in jeder Altersklasse auftreten kann. Am häufigsten wird sie unter 10- bis 18-jährigen beobachtet. Jungen erkranken etwas häufiger als Mädchen. (1,35: 1)
Symptome
Die Symptomatik der Appendizitis ist keineswegs einheitlich und kann sowohl einen akuten wie auch chronischen Verlauf annehmen. Typisch ist ein wandernder Bachschmerz, der zunächst in der Nabelregion bzw. im Oberbauch beginnt und schließlich in den rechten Unterbauch wandern kann. Hinzu können Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Durchfälle oder Verstopfung und (meist leichtes) Fieber kommen. Die Ausprägung dieser Beschwerden hängt von dem Stadium der Entzündung, wie auch von der Lage des Wurmfortsatzes ab.
Diagnostik
Da die Beschwerden der Patienten sehr unterschiedlich ausfallen können und die Erkrankung zum Teil atypische Verläufe annehmen kann, ist ihre Diagnose und ggf. Einleitung einer Operation stets in Zusammenschau aller Befunde und dem klinischen Bild des Patienten zu stellen. Entzündungszeichen im Blut, ein vergrößerter Wurmfortsatz im Ultraschall oder typische Zeichen in der Untersuchung des Patienten können wegweisend sein, ihr Fehlen schließt eine Appendizitis jedoch keineswegs aus.
Therapie
Aufgrund der variablen Klinik kann die Diagnosestellung und somit die Entscheidung zur Operation schwierig sein. In manchen Fällen ist es daher zunächst sinnvoll, die Patienten stationär aufzunehmen und den Verlauf der Erkrankung unter Nahrungskarenz und intravenöser Infusionstherapie überwachen. Fällt die Entscheidung zur Operation , wird in den meisten Fällen ein laparoskopisches Verfahren, also in so genannter Schlüssel- Loch-Technik durchgeführt. Hierbei werden die Kamera sowie die Operationsinstrumente über 3 kleine Hauttschnitte in den Bauchraum eingeführt und der Wurmfortsatz nach Entfernung von ggf. vorhandenen Verwachsungen entfernt. Der stationäre Aufenthalt nach der Operation normalerweise beträgt 3-5 Tage und ist entscheidend von den der Ausprägung der Entzündung, sowie der postoperativen Darmtätigkeit abhängig. Ist dieses Verfahren z.B. bei schwerer Entzündung mit Eiterbildung in der Bauchhöhle oder Durchbohrung des Wurmfortsatzes nicht möglich, kann es sein das eine offene Bauchoperation über einen Unterbauchwechselschnitt notwendig ist. In manchen Fällen wird zunächst eine intravenöse Antibiotikatherapie veranlasst und die Operation nach Abheilen der akuten Entzündung durchgeführt.
In beiden Fällen wird findet eine pathologische Untersuchung des Präparates statt, in der eine Entzündung und ggf. auch ihre Ursache nachgewiesen werden kann.
Prognose
Bei einer unkomplizierten Appendizitis ist die Aussicht auf Heilung nach erfolgter Operation sehr gut. Insgesamt liegt die Sterblichkeit in Deutschland unter 0,001%. Zurück zu Allgemeine Kinderchirurgie