Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie

Weltpankreaskrebstag 2023 – Frühstück für Betroffene und Angehörige

Anlässlich des Weltpankreaskrebstags öffnete das WTZ-Pankreaszentrum am UKM seine Türen für Betroffene und ihre Angehörigen. Unter dem Motto „Frühstücks-Symposium“ wurde Expertise aus verschiedenen Fachbereichen über Bauchspeicheldrüsenkrebs geteilt.

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22.11.2022: Forschen & Heilen: Robotische Chirurgie bei einem Gatrinom

Rainer Cremer hat sich aufgrund eines Gastrinom einer roboter-assistierten Operation am UKM unterzogen.
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26.11.2022: „Robotische Chirurgie“ - Forschen & Heilen – der Talk | mit Prof. Andreas Pascher und Dr. Jens Hölzen aus der UKM-Allgemeinchirurgie

27.10.2022: UKM wird Hospitationsstätte für robotische Chirurgie

Zum Welt-Pankreaskrebstag am 18.11.2021: „Mit einer erfolgreichen OP allein ist es nicht getan!“

Für eine ganzheitliche Behandlung arbeiten die Mediziner im UKM-Pankreaszentrum eng mit Matthias Erlenburg vom AdP (Arbeitskreis der Pankreatektomierten) e.V. zusammen, der die Patienten in Schulungen auf die Zeit nach der Entlassung vorbereitet.

 

Münster (ukm/lie). Operation überstanden – Patient geheilt? „Beim Pankreaskarzinom, also Bauchspeicheldrüsenkrebs, ist die chirurgische Entfernung des bösartigen Gewebes zwar ein wesentlicher, aber nicht der einzige wichtige Therapiebaustein“, erklärt Prof. Andreas Pascher, Direktor der Chirurgischen Klinik am UKM (Universitätsklinikum Münster) und Ärztlicher Leiter des dortigen Pankreaszentrums. Gemeinsam mit seinem Kollegen und Zentrumskoordinator Privat-Dozent Dr. Benjamin Strücker organisiert er daher im WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster am UKM regelmäßig Schulungen für Patienten durch Matthias Erlenburg von der Regionalgruppe Münster des AdP (Arbeitskreis der Pankreatektomierten) e.V. Bauchspeicheldrüsenkrebs wird aufgrund der unspezifischen Symptome wie unklaren Rückenschmerzen, Gelbsucht und Gewichtsverlust häufig erst spät erkannt. Dazu trägt auch die versteckte Lage des Organs im Körper bei“, so Pascher. Bei der Diagnosestellung ist die Erkrankung zumeist schon so weit fortgeschritten, dass circa Dreiviertel der Betroffenen zunächst eine intensive Chemotherapie benötigen, um den Tumor operabel zu machen. Auch nach der Operation schließt für das bestmögliche onkologische Ergebnis häufig noch eine Chemotherapie an. „Das ist für die Patienten körperlich und auch psychisch sehr anstrengend“, ergänzt Strücker. „Nach der Entlassung besteht dann die Gefahr, dass sie mit den auftretenden Problemen durch die teilweise oder vollständige Entfernung des Pankreas überfordert sind.“ Daher seien die Zusammenarbeit mit dem AdP und Erlenburgs Schulungen von besonderer Bedeutung für den langfristigen Behandlungserfolg.

Circa alle zwei Wochen, je nach Bedarf, kommt Matthias Erlenburg dafür von seinem Wohnort Diepenau ans UKM nach Münster und besucht die Patienten auf Wunsch auf der Station und berät sie unter anderem zu Fragen rund um die Verhaltensweisen nach dem Eingriff. „Die Bauchspeicheldrüse hat eine zentrale Bedeutung für die Verdauung und die Regulierung des Blutzuckers. Sie produziert sowohl Verdauungsenzyme als auch Hormone wie Insulin und Glukagon. Wenn die Patienten nach der OP wieder zuhause sind, merken sie schnell, dass sich vieles verändert hat“, sagt Erlenburg. „Als meine Frau 2004 erkrankte, hat uns die Diagnose getroffen wie ein Hammerschlag. Nach der Operation waren wir erstmal euphorisch, sind dann aber in ein tiefes Loch gefallen, weil nichts mehr wie vorher war. Damals haben uns die Informationen des AdP sehr weitergeholfen“, blickt er zurück. Heute ist der 56-Jährige selbst in dem Arbeitskreis aktiv, weil er andere Betroffene informieren und unterstützen möchte.

„Wir haben in spezialisierten Zentren die Möglichkeit, die Prognosen dank moderner Therapeutika und minimal-invasiver sowie robotischer Operationsverfahren zur effektiven und zugleich schonenden Entfernung des Tumors deutlich zu verbessern“, so Prof. Pascher. Dabei arbeiteten alle beteiligten Fachbereiche Hand in Hand. „Mit einer erfolgreichen OP allein ist es aber nicht getan.“ Weitere wichtige Bausteine seien eine gute Aufklärung sowohl vor als auch nach dem Eingriff – für die optimale Versorgung und mehr Lebensqualität.

 

Zentrale Säule der Krebsbehandlung: Onkologische Chirurgie am UKM


Neben der Behandlung von Krebserkrankungen durch beispielsweise Strahlen- oder Chemotherapie ist die Chirurgie eine der zentralen Disziplinen in der Krebstherapie. Dank modernster Entwicklungen wie dem robotischen oder minimalinvasiven Operieren können mittlerweile Eingriffe durchgeführt werden, die früher kaum möglich waren. Davon profitieren Patient:innen unmittelbar durch geringere postoperative Symptome und einen kürzeren Aufenthalt im Krankenhaus. „Unsere Zukunft wird sehr technisch und digital sein. Die Abstimmung, wer hat wann die beste Therapie für einen Patienten, ist etwas, was wir zum Beispiel durch künstliche Intelligenz unterstützen können“, erklärt Prof. Andreas Pascher, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. Unsere Kolleginnen und Kollegen der Chirurgie arbeiten bei der Behandlung onkologischer Patient:innen stets eng mit den Expertinnen und Experten des Westdeutschen Tumorzentrums Münster zusammen, um Betroffenen durch eine fächerübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit die bestmögliche Therapie anbieten zu können.

Ausgezeichnete Zusammenarbeit in der Krebsmedizin

Freuen sich über die Förderung durch die Deutsche Krebshilfe: Die Vertreter des WTZ-Netzwerks Essen und Münster.
Deutsche Krebshilfe fördert das Westdeutsche Tumorzentrum in Essen und Münster als Onkologisches Spitzenzentrum

wtz

Damit jeder Krebspatient in Deutschland Zugang zur bestmöglichen Diagnostik und Therapie auf dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens erhält, unterstützt die Deutsche Krebshilfe den Ausbau des Netzwerks sogenannter Onkologischer Spitzenzentren. Das Team des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) konnte bei der Begutachtung durch eine erfahrene internationale Gutachterkommission auf ganzer Linie überzeugen und ist nun von der Deutschen Krebshilfe zum vierten Mal in Folge als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet worden. Das WTZ, 2007 als Comprehensive Cancer Center der Universitätsmedizin Essen (UME) gegründet, wurde im Herbst 2019 durch die Kooperation mit dem Universitätsklinikum Münster (UKM) erweitert. Die Auszeichnung, um die sich die beiden Kooperationspartner Essen und Münster nun erstmalig gemeinsam beworben hatten, ist mit einer Förderzusage über vier Jahre verbunden.

Die Gutachter lobten nach der intensiven Prüfung, dass das WTZ bundesweit eine Vorreiterrolle mit Modellcharakter für die Zusammenarbeit von Krebszentren innerhalb sogenannter Konsortien einnehme. „Die positive Beurteilung zeigt, dass wir uns durch den Zusammenschluss mit Münster im vergangenen Jahr auf den richtigen Weg gemacht und das Leistungsspektrum signifikant erweitert haben“, sagt Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor der Universitätsmedizin Essen. „Mit Münster als starkem Partner an unserer Seite arbeiten wir nun als Konsortium daran, das Netzwerk zur Versorgung von Menschen mit Krebserkrankungen gemeinsam weiter auszubauen“, ergänzt Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Direktor des WTZ Essen. Denn nur so könne das Ziel des Förderschwerpunktprogramms „Onkologische Spitzenzentren“ der Deutschen Krebshilfe erreicht werden, wirklich allen Patienten – auch außerhalb der Ballungszentren – den Zugang zu onkologischer Spitzenmedizin, modernster Technik und innovativen klinischen Studien zu ermöglichen. Das WTZ Konsortium deckt die gesamte Ruhrregion, Westfalen sowie Teile Niedersachsens und der angrenzenden Niederlande ab.

„Wir freuen uns, erstmalig in den Kreis der Onkologischen Spitzenzentren aufgenommen zu sein“, erklärt auch Prof. Dr. Dr. h.c. Hugo Van Aken, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Münster (UKM). „Die damit verbundene Förderung ermöglicht es den hiesigen Krebsspezialisten, die zahlreichen Projekte rund um Behandlung, Forschung, Lehre und Ausbildung gemeinsam mit Essen voranzutreiben und damit die Qualität der Krebsmedizin stetig weiter zu verbessern. Dafür haben wir bereits im Vorfeld in erheblichem Maße in die Onkologie am Standort Münster investiert.“ Es galt unter anderem, neue Strukturen zu schaffen, Prozessabläufe zu optimieren und auch die technischen wie räumlichen Möglichkeiten für einen reibungslos funktionierenden Austausch aller an der Behandlung beteiligten Experten zu schaffen.
„Von besonderer Bedeutung ist für uns auch das gemeinsame Studienportal des WTZ, das den Patienten einen schnellen Zugang zu neuen und innovativen Therapien ermöglicht“, betont Prof. Dr. Annalen Bleckmann, Direktorin des WTZ Münster. Wichtig sei zudem die starke Einbindung der Betroffenen selbst – zum Beispiel über den gemeinsamen Patientenbeirat. „Durch interdisziplinäre Sprechstunden, vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote wollen wir sicherstellen, dass unsere Patienten rundum gut informiert und versorgt sind.“

Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, betont: „Mit diesem Comprehensive Cancer Center (CCC)-Konsortium will die Deutsche Krebshilfe ihre vor fast 14 Jahren auf den Weg gebrachte Initiative der CCC fortentwickeln, die Versorgungsstrukturen weiter prägen und somit die Versorgung von Krebspatienten in der Region kontinuierlich verbessern.“
Unter dem Dach des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) arbeiten Experten der Universitätsmedizin Essen und des Universitätsklinikums Münster eng bei der Versorgung von Menschen mit Krebserkrankungen zusammen. Jährlich werden an beiden Standorten mit insgesamt 130 Kliniken, Abteilungen und Instituten zusammen rund 40.000 Patienten mit Krebserkrankungen behandelt. Damit gehört das Konsortium zu den größten Krebszentren Deutschlands.

Ansprechpartner Presse:

WTZ Essen:

Thorsten Schabelon

Tel.: 0201 723-3564

thorsten.schabelon@uk-essen.de

WTZ Münster:

Anja Wengenroth

Tel.: 0251 83-55800

anja.wengenroth(at)­ukmuenster(dot)­de

Noch mehr Präzision: Neuer High-Tech-Operations-Roboter in der UKM-Chirurgie

Foto (UKM): Oberarzt Dr. Jens Peter Hölzen (l.) und Klinikdirektor Prof. Andreas Pascher (r.) konnten Tim Busklas schon am zweiten Tag nach dem Eingriff entlassen.
Seit Mitte 2018 operieren die eigens dafür ausgebildeten Chirurginnen und Chirurgen der Klinik für Allgemein, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) prä-zisionsgenau mit dem Roboter-assistierten Operationssystem da Vinci®. Jetzt werden die sogenannten „Schlüsselloch-Operationen“ noch genauer: Mit dem neuen „da Vinci Xi®“ steht den Chirurgen ab sofort das modernste Operationssystem zur Verfügung.
ukm/aw

Univ.-Prof. Andreas Pascher und das Operations-Team aus weiteren vier seit vielen Jahren in der Robotik-erfahrenen Chirurginnen und Chirurgen seiner Klinik haben wochenlang mit dem neuen „da Vinci Xi®“ trainiert. Die Erwartungen des Direktors der Klinik für Allgemein, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKM waren entsprechend hoch, als sein Team jetzt zum ersten Mal mit dem neuen System operierte. „Mit der Beseitigung einer Zwerchfell-Hernie haben wir eine Standard-OP gewählt. Das war für uns sozusagen die Feuertaufe, bevor es in dieser Woche nun mit den für uns in der Krebsmedizin typischen komplexen Eingriffen weitergeht“, sagt Pascher mit einem Augenzwinkern. Der erste Patient, der mit dem neu-en OP-Roboter operiert wurde heißt Tim Busklas und ist 36 Jahre alt. Ein Jahr lang konnte der Berufskraftfahrer sich praktisch nicht mehr aus dem Haus bewegen, weil ihn wegen seiner Zwerchfellhernie ständige Übelkeit mit unkontrollierbarem Erbrechen plagte. „Ich selbst habe meinem Hausarzt dann vorgeschlagen, mich möglichst schnell zu operieren“, so Busklas. So kam er schließlich ans UKM, wo die Entscheidung zu minimalinvasiven Eingriff per Roboter gefällt wurde. „Heute ist der zweite postoperative Tag und wir können den Patienten schon nach Hause entlassen. Der neue „da Vinci Xi®“ als OP-Roboter der jetzt vierten Generation erlaubt uns eine noch bessere Sicht auf das Operationsfeld. Dementsprechend können wir noch präziser arbeiten und das praktisch ohne Blutverlust“, sagt der leitende Oberarzt Dr. Jens Peter Hölzen. „Wir sind mit dem Roboter maximal beweglich in allen Quadranten des Bauchraums. Weil die Operationswunden sehr klein sind und an der Bauchdecke kaum manipuliert wird, verläuft die Heilung schnell und der Patient hat weniger Schmerzen.“, ergänzt der Chirurg.

Klinikdirektor Pascher plant durch das neue Operationssystem künftig das Spektrum der robotischen Operationen in seiner Klinik noch deutlich zu erweitern. „Wir werden die Möglichkeit haben, uns in der Krebstherapie noch breiter aufstellen und auch in der Transplantationschirurgie lassen sich Organe mit dem Roboter transplantieren. Da gibt es weltweit nur wenige Zentren, die das bisher tun. Wir wollen am UKM künftig helfen, die Roboter-assistierte Chirurgie hierzulande dahingehend konsequent weiterzuentwickeln“, so Pascher. Und weiter: „Eingriffe wie zum Beispiel an der Bauchspeicheldrüse werden hierzulande zumeist offen und in wenigen Zentren minimalinvasiv durchgeführt. Wir bieten diese komplizierte Operation schon seit längerem robotisch an, können dank des neuen Gerätes aber noch präziser arbeiten. Das ist ein erheblicher Schritt vorwärts.“

Mehr als zehn verschiedene Operationen – von der Speiseröhre (Oesophagus) über den Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse und (Neben-)Nieren bis hin zum Enddarm werden schon jetzt am Robotischen Zentrum der UKM-Chirurgie durchgeführt. Jens Peter Hölzen alleine hat als einer der wenigen Chirurgen deutschlandweit bereits mehr als 500 roboter-assistierte OPs durchgeführt, 100 davon beim Speiseröhrenkrebs. Darauf hat sich die Klinik mit dem Robotik-Zentrum neben Eingriffen bei Leber-und Bauchspeicheldrüsentumoren spezialisiert. „Wir gehören mit 200 bis 250 robotischen Eingriffen pro Jahr zu den Top 3 Krebsbehandlungs-Zentren in diesem Bereich bundesweit“, freut sich Pascher.

 

Weiterleben mit sehr jungen Organen

Foto Patienten Organtransplantation
Foto (UKM/Wibberg): Versöhnlicher Abschluss eines nicht ganz einfachen Jahres: Klinikdirektor Prof. Andreas Pascher (l.), sein Stellvertreter, Prof. Jens Brockmann (r.), Nephrologe Prof. Stefan Reuter und Patientin Sandra Giese.
Sandra Giese war seit rund 40 Jahren Diabetikerin (Typ-I), als sich im Herbst ihre Werte so dramatisch verschlechterten, dass sie drohte dialysepflichtig zu werden. Nach der Transplantation zweier Nieren in Kombination mit einer Bauchspeicheldrüse (Pankreas) lebt die Beckumerin nur wenige Wochen später mit den jüngsten Organen, die je in Deutschland transplantiert wurden, weiter.
ukm/aw

 

Es ist eine der Nachrichten, die ein wenig mit 2020 aussöhnen: Sandra Gieses Leben ist gerettet und noch dazu ist es besser geworden in diesem Jahr. Erst im September hatten die Ärzte der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) sie auf die Warteliste für Organtransplantationen gesetzt. „Nach über vierzig Jahren mit Diabetes versagten Frau Gieses Nieren zunehmend den Dienst und sie drohte, dialysepflichtig zu werden“, so der stellvertretende Klinikdirektor, Prof. Jens Brockmann. „Weil unter einer Dialyse die eigene Gesundheit noch schneller als mit dem Diabetes allein geschädigt wird, setzten wir Frau Giese auf die Warteliste für eine Transplantation zweier Nieren in Kombination mit dem Pankreas. In der Regel warten die Empfänger ein bis zwei Jahre auf ein Angebot“, fügt er hinzu.“ Doch es ging schneller als gedacht. Wenige Wochen nach der Listung klingelte es abends bei Familie Giese in Beckum: Die Polizei gab Bescheid, dass es ein Organangebot für sie gab. „Ich war noch gar nicht wirklich vorbereitet, hatte meine Sachen nicht gepackt“, so Sandra Giese. Bei Ankunft im UKM dann die Nachricht, dass es sich um die Organe eines weit unter ein Jahr alten Kindes handelt - aus Gründen des Datenschutzes erfährt der Empfänger nichts über die näheren Umstände der Organspende.

Medizinisch gesehen sind ist es nicht selbstverständlich, dass die Organe eines Kleinkindes überhaupt transplantiert werden – die technischen Risiken werden landläufig als zu groß eingeschätzt. Während alle anderen Zentren die durch die Stiftung Eurotransplant angebotenen Nieren ablehnten, nahm das UKM das kombinierte Angebot aus Nieren und Pankreas an. Die Expertise, die kleinen Organe zu transplantieren ist im Team vorhanden und ein kombiniertes Organangebot für eine Patientin wie Sandra Giese ein absoluter Glücksfall. „Wir haben eine neue Operationstechnik angewendet, die weltweit nur von wenigen Chirurgen überhaupt durchgeführt wird“, sagt Brockmann. Bei dieser Technik bleiben die eigenen Organe im Körper und der Empfangende bekommt sozusagen diese Organe in zweiter Ausführung noch einmal hinzu. „Außerdem wurde das Pankreas „Huckepack“ auf den beiden winzigen Nieren des Spenders in den Körper der Empfängerin implantiert, was hinsichtlich der Funktionalität der Organe perspektivisch weitere Vorteile hat.“ Einer der Vorteile ist, dass die Organe sehr schnell im Körper des Empfängers weiterwachsen. Maßen die Nieren im konkreten Fall zum Zeitpunkt der Transplantation kaum vier Zentimeter, so sind sie jetzt im Ultraschall schon fast doppelt so groß. Auch scheint es so zu sein, dass juvenile Organe seltener abgestoßen werden. Dadurch dass es sich um „naive Zellen“ handelt, so Brockmann, sei die Akzeptanz dieser Organe durch das Immunsystem des  Empfänger besser.

Sandra Giese ist durch die Transplantation der Bauspeicheldrüse nicht mehr insulinpflichtig: Das junge Spenderorgan verhilft ihr zu einem weitgehend einschränkungsfreien Leben.

Nicht ausblenden will Giese, die selbst Mutter ist, dabei, dass der Tod eines Kindes ihr selbst zu einem völlig neuen Leben verholfen hat. „Leid und Glück sind in der Transplantation untrennbar miteinander verknüpft“, sagt Klinikdirektor Univ.-Prof. Andreas Pascher. Und Brockmann, der die Transplantation mit seinem Team durchgeführt hat, ergänzt: „Es muss ein unvorstellbar schwerer Schritt für Eltern sein, die Organe des eigenen Kindes zur Transplantation freizugeben.“ Gleichzeitig beschreibt er es für Mütter und Väter auch als tröstend, zu wissen, dass sie mit diesem Einverständnis mehreren Menschen das Leben retten. „Das hilft, ein Stück weit bei der Verarbeitung.“

Nach großem Lebertumor: Kaum Narben dank minimalinvasiver Operation

Foto (UKM): (v.l.) Ralf Maluga und seine Tochter Nina sind froh, dass PD Dr. Benjamin Strücker den Lebertumor ohne große Komplikationen entfernen konnte.
Bei einer Routineuntersuchung wurde 2017 bei der damals 16-jährigen Nina Maluga ein gutartiger Lebertumor entdeckt: zunächst war das aber kein Grund zur Beunruhigung. Zwei Jahre später allerdings war der Tumor von vier auf nunmehr zehn Zentimeter angewachsen. Die Ärzte der Klinik für Chirurgie am UKM rieten dringend zu einer OP. Dabei musste die halbe Leber entfernt werden. Aber nicht klassisch per Bauschnitt, sondern minimalinvasiv per Laparoskop.
ukm/aw

Wenn man Nina Maluga wenige Tage nach ihrem 20. Geburtstag fragt, wie es ihr geht, sagt sie. „Ich merke nichts. Es ist als ob nie etwas gewesen wäre“. Wenn man bedenkt, dass die junge Detmolderin seit einer Leber-OP im Juni nur noch eine halbe Leber hat, liegt diese Antwort nicht unbedingt nahe. „Wir haben bei der Operation im Juni Frau Maluga ein 16 Zentimeter großes Stück ihrer Leber entnommen“ sagt Oberarzt PD Dr. Benjamin Strücker aus der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, der Maluga auch operiert hat. „Das entspricht in ihrem Fall der linken Leberhälfte.“

Und sein Kollege Dr. Haluk Morgül ergänzt: „Wir hatten den Plan, die Resektion minimalinvasiv per 'Schlüssellochtechnik', also mit dem Laparoskop durchzuführen. Schließlich ist Frau Maluga eine noch sehr junge Frau und die konventionelle Operationsmethode per Bauchschnitt hätte unschöne und große Narben hinterlassen. Das wollten wir unbedingt vermeiden.“ Eine La-paroskopie zur Entfernung der halben Leber (Hemihepatektomie) ist in Deutschland kein Standard und wird nur von wenigen Kliniken überhaupt angeboten.
Die Vorbesprechung der Operation und das Aufklärungsgespräch erfolgten übrigens zuvor per Videokonferenz – auch das ein Novum und durch Corona erzwungen. „Allerdings empfinden wir Videokonferenzen mit den Patienten inzwischen als gute Alternative für beide Seiten“, sagt Strücker. Schließlich werden so Infektionsgefahren minimiert und den Patienten Wege erspart.

Den Eingriff im Juni hat Nina Maluga inzwischen schon fast vergessen. Dank der minimalinvasiven Operationsmethode erinnert nur eine recht unschein-bare Narbe, ähnlich der bei einem Kaiserschnitt, daran. „Wir konnten das Leberstück allein über diesen kleinen Schnitt oberhalb des Schambeins ent-fernen“, erklärt Morgül. „Frau Maluga war extrem schnell wieder fit. Weil die Wunde nämlich recht klein war, ist sie dementsprechend auch schneller verheilt.“ Die angenehme Folge: Schon nach sechs, statt der bei Bauch-OPs üblichen rund 14 Tage konnten die Ärzte ihre junge Patientin nach Hause entlassen.

Bereits ab August wird Maluga wieder arbeiten können. Nach der auf den ersten Blick beunruhigenden Diagnose ist die gesundheitliche Prognose er-staunlich gut: Wenn alles gut läuft, hat das Leben mit nur einer halben Leber keinerlei Auswirkung auf ihre Lebenserwartung: Die verbliebene rechte Seite der Leber wird größer und entwickelt in der Folge wieder die volle Funktionsfähigkeit.

Revolution der Organtransplantation: Leberperfusionsmaschine im Einsatz am UKM

Impressionen der Langen Nacht der Robotik

Kabel Eins - Die Klinik | Bauch-OP mit Hilfe eines Roboters: So hilft die Technik dem Menschen!

 
 
 
 

Kontakt

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Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Pascher
Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude W1
Waldeyerstraße 1
48149 Münster

T +49 251 83-56361
F +49 251 83-56414
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