Liebe Patient*innen,
die Wiederherstellung bzw. Erhaltung der Brust nach einer Operation im Rahmen einer Brustkrebserkrankung ist von immenser Bedeutung. In vielen Fällen kann dieses auch für uns sehr wichtige Ziel durch herkömmliche, operative Verfahren, bei der ein Silikonimplantat eingesetzt, wird problemlos erreicht werden.
Langfristig kann jedoch die Rekonstruktion durch körpereigenes Gewebe gegenüber einem Silikonimplantat Vorteile bieten.
Wir freuen uns sehr, nun auch Patient*innen den Brustwiederaufbau aus Eigengewebe anbieten zu können, den wir in Kooperation mit der Fachklinik Hornheide, Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie (Chefarzt: Prof. Dr. med. Tobias Hirsch) durchführen. Als zertifiziertes rekonstruktives Brustzentrum der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) haben wir damit einen kompetenten Partner zur Ergänzung unseres Behandlungsspektrums gefunden.
In unserer neu eingerichteten interdisziplinären Sprechstunde für Eigengewebsrekonstruktion werden Sie durch Ihren behandelnden Senologen und einen Plastischen Chirurgen umfassend informiert.
Leistungsspektrum:
DIEP (Brustrekonstruktion mit Gewebe vom Bauch):
Bei dieser am häufigsten verwendeten Methode wird überschüssiges Haut- und Fettgewebe vom Bauch für die Rekonstruktion verwendet. Die Bauchmuskulatur wird dabei geschont und vor Ort gelassen, so dass keine Einbußen in der Funktion der Bauchwand entstehen. Das entnommene Gewebe aus der Bauchregion wird mikrochirurgisch an das Gefäßsystem der zu rekonstruierenden Brust angeschlossen und eine neue Brust modelliert. Die Bauchdecke wird gestrafft im Sinne einer Abdominoplastik. Im Bereich der Brust wird die alte Narbe eröffnet um das Gewebe einzusetzen. Am Unterbauch wird eine quer verlaufende Narbe , ähnlich der eines Kaiserschnittes, von einem Hüftknochen zum anderen im Bereich der oberen Schamhaargrenze verbleiben. Voraussetzung für die Durchführbarkeit ist das Vorhandensein von ausreichend Bauchgewebe.
TMG (Brustrekonstruktion mit Gewebe vom Oberschenkel):
Bei dieser Methode wird Gewebe von der Innenseite des Oberschenkels entnommen. Diese Technik bietet sich an, wenn nicht ausreichend Unterbauchfettgewebe vorhanden ist. Hierbei wird ein feiner Muskel (M. gracilis) inklusive einer Haut- und Fettgewebsspindel entnommen. Durch den Defekt entsteht keine Funktionseinschränkung des Beines. Die Narbe verläuft horizontal in der Leiste und ist somit kaum sichtbar.
SGAP-/IGAP-Lappenplastik (Brustrekonstruktion mit Gewebe vom Gesäß):
Die SGAP (Superior Gluteal Artery Perforator-Flap) u. IGAP (Inferior Gluteal Artery Perorator-Flap) Lappenplastik ist eine Rekonstruktionsmethode, bei der das Gewebe vom Gesäß entnommen wird. Diese Technik bietet sich bietet sich ebenfalls an, wenn nicht ausreichend Unterbauchfettgewebe vorhanden ist. Dabei kann die Narbe quer über dem Gesäß oder in der Untergesäßfalte zu liegen kommen. Der Gewebetransfer erfolgt analog zum DIEP-Lappen.
Latissimus dorsi (Brustrekonstruktion mit Gewebe vom Rücken):
Bei dieser Rekonstruktionsvariante wird der Muskel (M. latissimus dorsi) mit Fettgewebe und einer Hautspindel vom Rücken unterhalb der Achsel nach vorne in den Brustbereich rotiert, um die Brust zu rekonstruieren. Dabei wird die primäre Gefäßversorgung des Muskels genutzt ohne einen Anschluss an neue Gefäße zu benötigen. Da der Muskel relativ dünn ist und das Gewebe häufig nicht ausreicht, um eine ausreichend große Brust zu rekonstruieren, muss in diesen Fällen häufig zusätzlich ein Implantat eingesetzt werden. Aufgrund dieser Nachteile wird diese Methode heute nur noch selten und meist als Reserveverfahren genutzt.
Liposuktion/Lipofilling:
Sollten nach Vortherapie mittels brusterhaltender Operation und Bestrahlung unzufriedenstellende kosmetische Resultate entstanden sein, gibt es die Möglichkeit, durch Eigenfetttransfer Substanzdefekte zu verbessern oder eingezogene Narben zu korrigieren. Hierbei wird durch schonende Wasserstrahl-Fettabsaugung Eigenfett abgesaugt und an anderer Stelle wieder eingebracht (Lipofilling). Voraussetzung für den Eigenfetttransfer ist ein ausreichendes Fettdepot.
Rekonstruktion/Pigmentierung der Brustwarze:
Für betroffene Frauen ist nach einer Brustkrebsoperation neben einer Krebstherapie mit größtmöglicher Sicherheit auch ein gutes kosmetisches Ergebnis nach der Operation von großer Bedeutung.
Dieses gilt besonders auch für Frauen, bei denen die Brustdrüsen aufgrund einer Krebserkrankung komplett entfernt werden müssen. Dabei kann eine vollständige oder teilweise Entfernung der Brustwarze notwendig sein. Eine Brustwarzenrekonstruktion ist anschließend fast immer möglich.
Die medizinische Mikropigmentierung der Brustwarze und des Brustwarzenhofs ist eine einfache und effektive Methode, Farbpigmente linienförmig und/oder flächendeckend in die Hautoberfläche einzubringen. Die Mikropigmentierung der kompletten Brustwarze ist eine Option der Wiederherstellung ohne operativen Eingriff, wobei die fehlende Projektion der Brustwarze mit gezieltem Einsatz von Farben in 3D Technik imitiert werden kann.
Nach einer operativen Rekonstruktion des Nippels durch Nipple-Sharing (Teilung der Brustwarze und Transplantation auf die Gegenseite) oder einer Skate-Flap -Rekonstruktion (Neugestaltung des Nippels aus normaler Haut) ist häufig auch eine ergänzende Pigmentierung des Warzenhofs notwendig.
Entscheidend für ein ästhetisch schönes Gesamtresultat sind nicht nur die Form, sondern auch die Farbe der neuen Brustwarze, das Erreichen der Symmetrie der Mamillenposition und die Größe des Warzenhofs.
Vor der Behandlung erfolgt daher ein ausführliches Beratungsgespräch. Um eine Kostenübernahme der jeweiligen Krankenkasse zu beantragen, wird anschließend ein ärztliches Gutachten erstellt.
In der Regel übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine medizinische Pigmentierung, wenn sie im Rahmen einer Brustkrebs-Operation notwendig ist.
Terminvereinbarung:
T +49 251 83-48278
Dr. med. Joke Tio
UKM Brustzentrum
Bereich Senologie
Sekretariat: Frau F. Martens
T +49 251 83-44111
brustzentrum(at)ukmuenster(dot)de