Eine stationäre Aufnahme kann zum Beispiel sinnvoll sein, um bei Menschen mit neu aufgetretenen Anfällen den Verdacht auf eine Epilepsie zu bestätigen und gegen andere mögliche Gründe für anfallsartige Attacken abzugrenzen, zum Beispiel seelische oder kardiologische. Dazu ist in der Regel eine Langzeit-EEG-Aufzeichnung über mehrere Tage und Nächte erforderlich. Diese kann teilweise mit einem tragbaren mobilen Gerät durchgeführt werden, teilweise ist aber auch eine Aufzeichnung mit einem fest installierten System notwendig. Bei Menschen mit schon bekannter Epilepsie führen wir bei Bedarf eine Ursachendiagnostik durch, da bestimmte Ursachen einer Epilepsie auch andere als nur medikamentöse Behandlung erfordern (zum Beispiel eine Operation oder Immuntherapie).
Wenn Patienten durch alleinige medikamentöse Behandlung nicht anfallsfrei werden, können wir mit der sogenannten "prächirurgischen Anfallsdiagnostik" klären, ob eine epilepsiechirurgische Behandlung in Frage kommt oder nicht - und mit welcher Chance und welchen Risiken ein solcher Eingriff verbunden wäre. Dazu müssen die typischen Anfälle provoziert und mittels Video- und Langzeit-EEG aufgezeichnet werden. Diese Untersuchung erfolgt in den Video-EEG-Zimmern auf der Station 14 A Ost. Häufig ist es dazu notwendig, die anfallsschützenden Medikamente vorübergehend zu reduzieren oder zu pausieren. Aus Sicherheitsgründen verordnen wir in dem Fall Bettruhe für die Zeit der Video-EEG-Aufzeichnung. In dieser Zeit können Sie also nicht spazieren gehen und nicht rauchen. Zur prächirurgischen Diagnostik gehört in der Regel auch eine hochauflösende MRT-Aufnahme und eine neuropsychologische Untersuchung, manchmal auch weitere funktionelle bildgebende Untersuchungen (zum Beispiel PET, funktionelles MRT). Falls wir nach Abschluss der Diagnostik einen epilepsiechirurgischen Eingriff empfehlen können, erfolgt dieser aber niemals direkt im Anschluss an die Diagnostik. In einem Entlassungsgespräch werden die Chancen und möglichen Risiken des empfohlenen Eingriffs ausführlich erläutert. Im Anschluss empfehlen wir dann in der Regel noch ein ambulantes Beratungsgespräch in der Klinik für Neurochirurgie, nachdem wir die Befunde in einer gemeinsamen Fallkonferenz mit den Kollegen der Neurochirurgie besprochen haben.
Für Menschen mit schwer behandelbarer Epilepsie, die keine Kandidaten für eine epilepsiechirurgische Behandlung sind oder diese nicht wünschen, bieten wir eine stationäre Komplexbehandlung an. In dem Rahmen kann zum Beispiel eine Medikamentenumstellung erfolgen, die ambulant nicht möglich oder zu riskant ist. Auch andere, nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten (zum Beispiel Stimulationsverfahren, ketogene Diät) können dort erläutert und gegebenenfalls geplant werden. Die Komplexbehandlung erfordert einen stationären Aufenthalt von mindestens einer Woche. Dazu gehören neben der unmittelbar medizinischen Behandlung immer auch weitere Therapieangebote, zum Beispiel psychologische Einzelgespräche, Physiotherapie, Ergotherapie und sozialmedizinische Beratung.