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Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Bohn
Der Wert der präklinischen Thrombolyse bei Herz-Kreislaufstillständen nichttraumatischer Genese ist Gegenstand vieler Studien. Die Forderung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie für jedes notarztbesetzte Rettungsmittel ein fibrinspezifisches Thrombolytikum vorzuhalten, ist bis heute nicht flächendeckend umgesetzt. Es besteht ein Interessenkonflikt zwischen den hohen Vorhaltekosten für die Thrombolyse im Rettungsdienst, der ethisch-moralischen Verpflichtung der Ärzte und den Ansprüchen der Patienten. Wir untersuchten, ob die Einführung eines Indikationskataloges für die Einzelfallentscheidung gemäß internationaler Empfehlungen und aktuellen Daten, verbunden mit einem Qualitätsmanagement (QM) eine finanzierbare und dem aktuellen medizinischen Stand entsprechende thrombolytische Therapie bei der Reanimation ermöglicht.
Der Rettungsdienst der Stadt Münster versorgt ca. 280.000 Einwohner. Pro Jahr werden ca. 150-170 Patienten im Rettungsdienst reanimiert. Mit Einführung eines Thrombolytikums zur Anwendung bei Reanimationen wurde ein Indikationskatalog erstellt und ein QM gestartet. Die Indikationen zum Einsatz der Thrombolyse während der Reanimation wurden fest definiert und die Fortführung der Reanimation für mindestens 60 Minuten nach Applikation des Thrombolytikums vorgeschrieben gemäß der Giudelines des European Resuscitation Council. Die Notärzte wurden geschult und jede durchgeführte Thrombolyse an die Ärztliche Leitung Rettungsdienst (ÄLRD) zur Durchführung des Qualitätsmanagements gemeldet. Desweiteren wurde der Einsatz der Thrombolyse bei der Reanimation im Deutschen Reanimationsregister erfasst und die Outcome Daten nach Utstein-Kriterien dokumentiert.
Im Zeitraum vom 10.01.2006 bis zum 22.06.2007 wurden im Rettungsdienstbereich der Stadt Münster 13 Patienten unter Reanimationsbedingungen lysiert. In einem Fall entsprach die dokumentierte Indikation nicht den Empfehlungen. Insgesamt konnte in 10 Fällen ein Spontankreislauf (ROSC) wiederhergestellt werden. In den 3 Fällen ohne ROSC betrug die Dauer der Reanimation mehr als 60 Minuten. In lediglich in 5 von 13 Fällen wurde eine begleitende Therapie mit Antikoagulantien durchgeführt.
Wir konnten zeigen, dass ein undifferenzierter Einsatz der Thrombolyse unter Reanimation durch die ausgesprochenen Empfehlungen vermieden werden konnte. Trotz Steigerung der Medikamentenkosten führte die stringente Durchführung des QM zur Restriktion der Maßnahme auf ausgewählte Einsätze. In der ersten SOP Reanimation ist die Verwendung von Antikoagulantien in Kombination mit der Thrombolyse nicht explizit genannt. Dies bewerten wir als Ursache dafür, dass in nur 5 von 13 Fällen zu dem Thrombolytikum additiv Antikoagulantien verabreicht wurden. Die weitere SOP Version werden auf Empfehlungen zur begleitenden Antikoagulation erweitert. Ein einheitliches Qualitätsmanagement zur präklinischen Lyse bei der Reanimation würde eine Vergleichbarkeit von überregionalen Daten ermöglichen.
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