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Die kleinen weißen Flecken auf dem MRT-Bild des Gehirns können Vieles sein: Eine Multiple Sklerose (MS)? Ein kleiner Schlaganfall? Oder ein harmloser Fehlalarm? Für Patienten sind sie allemal beunruhigend. Für Ärzte sind sie wie ein Fahndungsfoto, das die Suche nach möglichen Übeltätern im Nervensystem anstößt. Wollen sie mehr wissen, brauchen sie die Fingerabdrücke der Krankheit, ihre Fußspuren, kurzum: ihr Profil. Das findet sich oft durch eine Nervenwasseranalyse.
Wo Kriminalisten Tatortspuren sichern, erstellen Neurologen Zellprofile, bestimmen die Zusammensetzung bestimmter Immunzellen, Eiweiße und Zucker im Liquor des Patienten. Die Methode ist jung und Labors, in denen diese Signaturen erstellt werden, sind noch selten. Das deutschlandweit größte gehört zur Klinik für Allgemeine Neurologie am UKM (Universitätsklinikum Münster). Für seine hohen Standards bei der Untersuchung von Nervenwasserproben wurde das Laborteam nun von der unabhängigen Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) zertifiziert. Das Siegel bescheinigt, dass alle Testmethoden der gültigen DIN-Norm entsprechen.
„Die Analyse von Liquorproben ist ein wichtiges Puzzlestück, das uns hilft, die richtige Diagnose, aber auch die optimale Therapie für viele neurologische Erkrankungen zu finden“, erläutert Dr. Catharina Groß, die für das Qualitätsmanagement zuständig ist. So sehen die Wissenschaftler durch die Analyse nicht nur, ob eine Entzündung im Gehirn vorliegt, sondern auch, welche Zelltypen verändert sind. Dies ist wichtig, um das optimale Medikament zur Behandlung zum Beispiel der Multiplen Sklerose zu wählen. „Wir können dann eine Therapie wählen, die diese Art von Zellen gezielt angreift“, erklärt der stellvertretende Klinikdirektor und Laborleiter Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Sven Meuth. Auch weil die Therapieoptionen bei MS immer unübersichtlicher werden, sind diese Analysen sehr gefragt. Seit 2013 stieg die Zahl untersuchter Proben von 3.000 auf 5.000 Stück jährlich.
Dieser Wachstumstrend hält auch angesichts der zunehmenden Zahl neurologischer Patienten an. Denn nicht nur recht seltene Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Autoimmunenzephalitiden lassen sich mithilfe einer Liquoruntersuchung eindeutig erkennen. Auch zur Diagnose der häufiger auftretenden Demenzerkrankungen ist der Liquorbefund oft ausschlaggebend.
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