Frau Claudia Middeldorf
Sekretariat
T 0251 83-48344
F 0251 83-44697
claudia.middeldorf(at)ukmuenster(dot)de
Die Harnblase als Muskel ist von einer regulären Steuerung der versorgenden Nerven abhängig. Ein Reflex sorgt bei entsprechender Füllung der Harnblase für eine automatische Meldung an das Steuerzentrum im Kreuzbein-nervengeflecht, wo dieser direkt auf muskuläre Neurone umgeschaltet und die Blasenentleerung durch ein Zusammenziehen des Blasenmuskels eingeleitet wird. Im Kleinkindalter gewinnt das übergeordnete Steuerzentrum im Gehirn zunehmend die Kontrolle über die reflexgesteuerte Blasenentleerung, sodass wir in der Lage sind, das Zusammenziehen und somit Entleeren der Blase hinauszuzögern.
Normwerte bei einer Trinkzufuhr von 2-3l/ Tag:
Blasenvolumen 350-500ml, 5-8 Toilettengänge am Tag; 0-1 Toilettengänge nachts; Harndrang rechtzeitig (Hälfte des maximalen Blasenvolumens)
Bestehen Störungen im Gehirn, Rückenmark oder auf Nervenebene kann die Kontrolle über die Harnblase verloren gehen. Der Defekt kann sich ganz unterschiedlich auswirken. Mögliche Störungen sind die Dranginkontinenz (Urinverlust im Harndrang oder diesem unmittelbar folgend), Stressinkontinenz (Urinverlust beim Husten, Laufen, Hüpfen etc.), die Restharnbildung / Harnverhaltung (fehlende oder unzureichende Kontraktion des Blasenmuskels) und die Entwicklung einer Hochdruckblase (Druckbelastung der Harnblase durch Zusammenziehen der Muskulatur ohne Urinabgang). Potenz/Gefühlsstörungen und Stuhlentleerungsstörungen treten ebenfalls auf.
Drangharninkontinenz
(Reflexinkontinenz)
Bei neurologischen Erkrankungen/Schäden kommt es häufiger zu einer motorischen, reflexgesteuerten Dranginkontinenz. Das bedeutet, der Blasenmuskel zieht sich unkontrolliert zusammen, was zu einem starken Harndrang mit Urinverlust führt.
Mit Hilfe eines Miktionsprotokolls kann das Ausmaß der Störung abgeschätzt und ein Therapieerfolg überwacht werden.
Stressharninkontinenz
Ein seltenes neurourologisches Problem ist der Urinverlust basierend auf einer Schließmuskelfunktionsstörung. Angeborene Erkrankungen (z.B. Spina bifida) und die Multiple Sklerose sind mögliche Auslöser. Immer sollte jedoch eine zusätzliche anatomische Störung, insbesondere bei Frauen untersucht und ausgeschlossen werden.
Restharnbildung/Harnverhaltung
Eine Restharnbildung kann sowohl durch einen ausbleibenden Nervenimpuls zum Start und Aufrechterhalten der Blasenentleerung, einer Fehlkoordination von Blasen- und Schließmuskel oder einem geschädigten Blasenmuskel verursacht werden. Nicht neurogener Genese und immer auszuschließen ist die Verengung der Harnröhre durch eine vergrößerte Prostata oder Striktur.
Das Ausmaß des Restharns kann hierbei ganz unterschiedlich sein. Nicht selten besteht eine unbemerkte schlaffe Riesenblase (Megazystis) mit teilweise mehreren Litern Fassungsvermögen und Restharn. Hier liegt immer auch ein muskulärer, schwer behebbarer Schaden vor. Patienten verspüren oft keinen Harndrang und entleeren die Blase nur über die Bauchpresse. Auch wesentlich niedrigere Restharnwerte unter 100ml können bereits zu Symptomen wie rezidivierenden Blasenentzündungen oder gehäuftem Harndrang führen.
Hochdruckblase
(organisch fixierte Low Compliance-Bladder, Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie)
Die schwerste Form der fehlenden Absprache von Harnblasen- und Schließmuskel stellt die Hochdruckblase dar. Hierbei presst der Blasenmuskel gegen den gleichzeitig kontrahierten Schließmuskel, sodass eine ausgeprägte Druckbelastung mit möglicher Schädigung des gesamten Harntraktes führt. Der Blasenmuskel verdickt und wird narbig umgebaut, der Urinabfluss kann wesentlich gestört und die Nierenfunktion so beeinträchtigt werden.
