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Klinik für
Urologie und
Kinderurologie

Becken- und Blasenschmerzsyndrom

Beckenschmerzsyndrom

Schmerzen in der Beckenbodenregion können die Harnblase, die Harnröhre, die Scheide und den Beckenboden selber betreffen. Treten die Schmerzen länger als sechs Wochen auf, spricht man von einem chronischen Beckenschmerz bzw. bei Auftreten in der Harnröhre vom Urethralsyndrom, in der Harnblase vom chronischen Blasenschmerzsyndrom. Lange Zeit war die Meinung führend, dass es sich bei den Schmerzen um eine psychiatrische oder psychosomatische Erkrankung handelt. Heutzutage kann aber oft eine organische Störung als Ursache erkannt und gezielt behandelt werden.  

Beckenschmerzsyndrom | Ursachen

Einige der häufigsten und relevantesten behandelbaren Ursachen von Schmerzen im Beckenboden und/oder Harntrak sind:

  • Harnwegsinfektionen (oft chronisch und nicht immer im Urin nachweisbar)
  • Beckenbodeninsuffizienz mit Senkungsbeschwerden
  • Nervenstörung  (z.B. Bandscheibenvorfall, Nervenengpasssyndrom (N.Pudendus), Wirbelgleiten, Multiple Sklerose)
  • Endometriose (versprengte Gebärmutterschleimhaut)
  • Östrogenmangel der Scheidenschleimhaut
  • Harnsteine

Beckenschmerzsyndrom | Symptome

Viele Patient*innen haben eine schwere Blasenentzündung durchgemacht und berichten seitdem, trotz immer wieder unauffälligen Urins und erfolgloser Antibiotikagabe, das Gefühl zu haben, die Entzündung sei nicht ausgeheilt. Operationen im Beckenbereich (Gebärmutterentfernung, Netzimplantation, Enddarmoperation) oder Bestrahlungen sind in der Vorgeschichte ebenfalls häufig zu finden. Es gibt aber auch Überlappungen zu anderen Schmerzerkrankungen (Fibromyalgie, Reizdarm, chronischer Rücken- und Kopfschmerz) und Autoimmunstörungen (Rheuma, chronisch entzündliche Darmerkankungen, Schilddrüsenerkankungen u.a.). Teilweise stellt der Schmerz auch eine Überlastungsreaktion des Körpers dar. Stress, sowohl physisch als auch psychisch, triggert die Symptome.

Therapieansätze

Osteopathie, Akkupunktur, Physiotherapie

Patient*innen mit chronischen Becken(-boden)schmerzen sprechen meist gut auf eine Osteopathie, Akkupunktur, Physiotherapie oder Entspannungsmaßnahmen an. 

Medikamentöse Behandlung

Östrogen, in der Scheide verabreicht, hilft ein mögliches Hormondefizit auszugleichen. Das Medikament Amitriptylin senkt die Schmerzwahrnehmung und wirkt als Antidepressivum auch noch stimmungsaufhellend. 

Blasenschrittmacher

Eine weltweit sehr verbreitete operative Behandlungsmethode zur Linderung der Dranginkontinenz ist der Einsatz eines Blasenschrittmachers (Beckenbodenschrittmacher, Interstim). Nach Einsatz des Blasenschrittmachers gibt dieser immer wieder schwache, elektrische Impulse ab und reizt so die Nerven, die zur Blase und ihren Muskeln ziehen, um die Symptome zu lindern.

Ablauf: In einem ersten Schritt wird bei einem minimalinvasiven Eingriff eine Probeelektrode im Bereich des Sitzbeins angebracht. Die Neven im Bereich des Sitzbeins werden über einen außen liegenden, kleinen portablen Schrittmacher gereizt. Bei 70 bis 80 Prozent der Patienten kommt es in der "Testphase" zu einer deutlichen Verbesserung, häufig auch zu einem kompletten Rückgang der Beschwerden. Dann kann die Implantation eines Schrittmachers unter die Haut des Gesäßes erfolgen. Alle Eingriffe sind kurz und mit einem sehr geringen Komplikationsrisiko verbunden. Der Schrittmacher leistet im Anschluss kontinuierlich seine Arbeit. Jährliche Kontrollen sind ausreichend, die Batterie muss nur alle ca. 5-8 Jahre ausgetauscht werden.

Blasenschmerzsyndrom (Bladder-Pain-Syndrom (BPS))

Beim Blasenschmerzsyndom (Bladder-Pain-Syndrom (BPS)), einer Sonderform des chronischen Beckenschmerzsyndroms, werden die Symptome stark Harnblasen-bezogen geäußert. Betroffene leiden unter einem starken,  schmerzhaften Harndrang, in 10% der Fälle kommt es zu der schweren Verlaufsform mit Entwicklung einer Schrumpfblase.

Therapieansätze

Vielen Patient*innen hilft, neben den bereits beim chronischen Beckenbodenschmerz erwähnten Maßnahmen, eine basische, histaminarme Diät.  Bei leichteren Verlaufsformen kann die Gabe von Pentosan-Polysulfat (Kapseln) oder Heparin (Spritze unter die Haut) helfen. Beides kleidet die Schleimhaut der Harnblase aus und beruhigt so das gereizte Urothel. Das gleiche Prinzip machen sich die Installationstherapien zu nutze. Über einen Katheter werden in einer ambulanten Behandlung  Glykosaminoglykane in die Harnblase verbracht.

Eine stationäre Therapie mit dem E.M.D.A.-Verfahren (electromotive drug administration) kann die Wirksamkeit der installierten Medikamente (Cortison, Lokalanästhetikum, gefäßerweiterndes Medikament, Glykosaminoglykane) verbessern. Über einen Katheter mit Reizstromanschluss können die verabreichten Wirkstoffe auch tiefere Blasenschichten erreichen.

Die Durchführung einer Blasenspiegelung in Narkose kann Aufschluss über die Schwere der Erkrankung geben, aber auch gleichzeitig einen therapeutischen Effekt haben. Die Hydrodistension (Dehnung der Harnblase in Narkose) kann alleine oder in Kombination mit der Fulguration von entzündlichen Arealen (z.B. Hunner-Ulzerationen) eine langanhaltende Schmerzlinderung erreichen. Die Injektion von Onabotulinumtoxin A in Narkose ist eine weitere Möglichkeit, ebenso wie die bereits schon erwähnte sakrale Neuromodulation.

Bei schwersten Verlaufsformen (Schrumpfblase) ist in Einzelfällen eine Operation notwendig, bei der der Großteil der Harnblase entfernt und durch Darmanteile ersetzt wird (Supratrigonale Zystektomie und Augmentation mit Darm). Dieses zwar aufwendige, aber letztendlich Beschwerdefreiheit vermittelnde Verfahren wird in unserer Klinik schon seit 20 Jahren sehr erfolgreich durchgeführt.

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UKM Urologie | Fabian Queißert

Dr. med. Fabian Queißert

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Dr. med. Benedict Brücher

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Facharzt für Urologie 
Stellvertretender Leiter Kontinenz- und Beckenbodenzentrum

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