Körperbildstörungen bei Anorexia Nervosa im Jugendalter
Patientinnen mit Anorexia Nervosa (Magersucht) erleben eine ausgeprägte Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, die nicht nur als zentrales Symptom der Erkrankung gilt, sondern häufig auch als Auslöser für den Wunsch nach einer Gewichtsabnahme zu Beginn der Erkrankung benannt wird. Empirische Forschungen bestätigen, dass eine solche Körperbildstörung der Entwicklung einer Essstörung vorausgehen und den Störungsverlauf vorhersagen kann. Mit der Beurteilung des eigenen Körpers sind für die Patientinnen nicht nur starke negative Gefühle und Gedanken verbunden, sie nehmen ihn auch als „zu dick“ wahr und zeigen dabei meist eine deutliche Überschätzung der eigenen Körpermaße. Bisher ist noch wenig darüber bekannt, wie es zu dieser Fehlwahrnehmung kommt, ob es sich um eine visuelle und/oder somatosensorische Wahrnehmungsstörung handelt und inwiefern neurobiologische Veränderungen dem zugrunde liegen. Ein aktueller Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe ist daher die Untersuchung des Körpererlebens und der Körperwahrnehmung bei Patientinnen mit Anorexia Nervosa und gesunden Vergleichsgruppen.
Während auf den eigenen Körper bezogene negative Gefühle und Gedanken i.d.R. von den Patientinnen gut beschrieben werden können, sind viele Teilprozesse der Körperwahrnehmung und -repräsentation vermutlich zumeist unbewusst. Erst über die Bewegung und Lokalisierung des Körpers im Raum bzw. eine aktive visuelle und taktile Wahrnehmung des Körpers können diese Prozesse bewusstgemacht und über verschiedene Methoden objektiv erfasst werden. Hier setzen wir sowohl verschiedene Verhaltensmaße (Test für Körperbildstörungen bei Kindern und Jugendlichen [BID-CA; Schneider, Martus, Ehrlich, Pfeiffer, & Lehmkuhl, 2009], Test zur visuellen Körpermaßschätzung) als auch neurowissenschaftliche Methoden (EEG, MEG, MRT) ein.
Die Studien finden in Kooperation mit dem Institut für Biomagnetismus und Biosignalanalyse sowie mit dem Institut für klinische Radiologie des UKM statt.