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Anja Wengenroth
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Pressemeldungen Archiv 2014

Schädelhirntrauma: Fahrradfahrer sowie Jungen und Frauen in höherem Alter am meisten betroffen

Um die Verbesserung der Versorgung mit Patienten mit Schädelhirntrauma ging es bei einer Podiumsdiskussion im Schloss in Münster. Neben Medizinern, Vertretern der Deutschen Rentenversicherung und der Barmer GEK nahm auch Oberbürgermeister Markus Lewe (4.v.r.) an der Veranstaltung teil.
Bei einer Podiumsdiskussion (28.11.) sowie Fachveranstaltung (29.11.) im Schloss werden erste Ergebnisse des EU-geförderten Schädelhirntrauma-Registers vorgestellt und diskutiert
ukm/mdr
Münster ist Fahrradstadt – und damit ein Ort, an dem es eine Vielzahl an Patienten mit Kopfverletzungen gibt. Alleine im vergangenen Jahr waren es fast 1.100. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Schloss der Stadt Münster wurden heute erste Zahlen des klinischen Registers für Patienten mit Schädelhirntrauma (SHT) vorgestellt, das zur verbesserten Versorgung von Betroffenen beitragen soll. Sechs Partner der Versorgung von SHT bei Kindern und Erwachsenen im Münsterland hatten vor knapp zwei Jahren den Zuschlag von der EU und dem Land NRW für das auf drei Jahre angelegte Projekt bekommen, das mit 1,25 Million Euro gefördert wird. Waren es in Münster knapp 1.100 Menschen, erlitten im vergangenen Jahr in NRW insgesamt rund 66.000 ein Schädelhirntrauma. Detailliert erhobene Daten der Barmer GEK und des UKM (Universitätsklinikum Münster) zeigen dabei deutlich zwei Alters-Hochpunkte: Unfälle treten vermehrt im Kindesalter (0-5 Jahre) wie auch im höheren Alter (> 70 Jahre) auf. In der Fahrrad- und Studentenstadt Münster zeichnet sich eine zusätzliche Spitze in der Altersspanne zwischen 15-24 Jahren ab. Unterschiede gibt es beim Geschlecht: Während im Kindesalter mehr Jungen ein SHT erleiden als Mäd-chen, kehrt sich dieses Merkmal im Erwachsenenalter um. In Münster sind bei Kindern Fahrradunfälle die häufigste Ursache für ein leichtes Schädelhirntrauma, die häufigsten Ereignisse für ein schweres SHT sind Stürze aus einer Höhe von über zwei Metern. Aktuell liegt die Krankenhaus-Verweildauer statistisch bei zwei bis sechs Tagen, Kinder mit besonders schweren Fällen müssen sogar länger in der Klinik bleiben – und haben oftmals mit Langzeitfolgen zu kämpfen. „Gerade bei Kindern und Jugendlichen bzw. bei Patienten mit leichten oder nicht erkannten bzw. nicht primär diagnostizierten Schädelhirntraumen sind diese Schäden oftmals erst im Laufe der weiteren Entwicklung erkennbar und dann nur aufwändig zu therapieren“, sagt Prof. Dr. Heymut Omran, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (Allgemeine Pädiatrie) am UKM und Koordinator des SHT-Registers, das im ersten Schritt auf Verletzungen im Kindesalter ausgelegt ist, im weiteren Verlauf dann auf Erwachsene ausgeweitet werden soll. „Es geht um eine verbesserte Akutversorgung, wie auch um Prävention, Rehabilitation und Nachsorge.“ Mit den Daten des SHT-Registers, in dessen Rahmen Partner aus Akutversorgung (Klinik für Kinder- und Jugendmedizin & Klinik für Neurochirurgie des UKM), Frührehabilitation (Clemenshospital Münster), weiterführender Rehabilitation (HELIOS Klinik Holthausen), ambulanter Rehabilitation (Zentrum für Ambulante Rehabilitation Münster) und Koordinatoren der Nachsorge (Kinderneurologie-Hilfe, Sozialpädiatrische Zentren NRW) kooperieren, sollen ein standardisierter Behandlungspfad entwickelt und Qualitätssicherung betrieben werden. Darunter fällt auch, dass doppelte Untersuchungen und Behandlungen sowie Mehrkosten für Versorgung, Rehabilitation und Reintegration vermieden und Schnittstellen zwischen den stationären und ambulanten Disziplinen verbessert werden. Schon jetzt werden Informationsmaterial für Betroffene und Ärzte sowie Präventionskonzepte innerhalb des Projekts erarbeitet; auch Fort-bildungsveranstaltungen werden regelmäßig durchgeführt.
Weitere Statements der Podiumsdiskussion: PD Dr. Otfried Debus
Chefarzt Kinderklinik Clemenshospital Münster
„Schwerst Schädelhirn-traumatisierte Kinder, die noch einer intensivmedizinischen Behandlung und Überwachung bedürfen, können noch nicht in eine konventionelle Rehabilitationsklinik übernommen werden. Diese Lücke schließt das Clemenshospital mit seinen Stationen für die neurologische Frührehabilitation neuerdings auch im Bereich der Kinderheilkunde. So können Kinder, die teilweise noch beatmet werden müssen in die Rehabilitationstherapie aufgenommen werden, um das Regenerationspotenzial der teilweise noch sehr kleinen Patienten frühestmöglich zu nutzen.“ Dr. Axel Petershofer
Ärztlicher Direktor Helios Klinik Holthausen
„Die stationäre Rehabilitation von SHT-Patienten bietet die Möglichkeit auf vielfältige Funktionsstörungen, wie sie nach solchen Verletzungen auftreten können, individuell einzugehen, und im multiprofessionellen Behandlungsteam eine größtmögliche Teilhabe an Gesellschaft, Beruf, Schule, Freizeit und Familie zurückzuerobern. Hierbei ist bei der Rehabilitation von Kindern zu berücksichtigen, dass eine sich in Entwicklung befindliche Persönlichkeit mit einem oft nicht ausgereiften und daher besonders sensiblen Gehirn  durch ein Schädelhirntrauma aus diesem natürlichen Entwicklungsprozess herausgerissen wird.  Es geht um Verbesserungen auf der Funktionsebene und die optimale Förderung von allen Aktivitäten und der Teilhabe. Die altersentsprechende "normale Entwicklung" muss weiter gefördert und begleitet werden. Kinder in der Klinik oder Praxis sind hierbei keine kleinen Erwachsenen. Sie benötigen intensive Begleitung, angepasste „kindgerechte“ Diagnoseinstrumente und Therapie.“ Gertrud Wietholt
Vorsitzende Kinderneurologiehilfe Münster e.V.
„Die Zahl betroffener Kinder und Jugendlicher, im Laufe ihrer Biographie eine erworbene Hirnschädigung zu erleiden, ist weitaus größer als angenommen. Gleichwohl ist das Wissen um die Langzeitfolgen dieser Ereignisse noch wenig verbreitet. Kinder und Jugendliche und ihre Familien haben einen besonderen Beratungsbedarf. Medizinisch wiederhergestellte Erfolge müssen dauerhaft gesichert sein und die Teilhabe in Schule/Beruf und sozialem Umfeld ermöglichen. Es fehlen wohnortnahe Beratungsangebote, die niederschwellig, neurokompetent und Trägerübergreifend neutral arbeiten. Zudem wird eine gesicherte Datenlage zu Langzeitverläufen benötigt. Vorhandene Strukturen im Netz der Anbieter müssen besser miteinander verbunden werden. Die Ergebnisse des SHT-Registers sind ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg.“ Thomas Keck
Erster Direktor Deutsche Rentenversicherung Westfalen

„Die Deutsche Rentenversicherung unterstützt Schädelhirntrauma-Patienten im Kindes- und Jugendlichenalter mit Leistungen der stationären Kinder- und Jugendlichenrehabilitation, die einer Akutbehandlung oder Anschlussheilbehandlung zeitlich nachfolgen. Wesentlicher Schwerpunkt der neurologischen Kinderrehabilitation ist die Sicherstellung der Erwerbsfähigkeit durch Wiederherstellung der vorbestehenden Schul- bzw. Ausbildungsfähigkeit. Es gilt, den Einzelnen bei der Wiedererlangung seiner Fähigkeiten gezielt zu fördern, damit der Eintritt in das Erwerbsleben möglichst nahtlos erfolgen kann.“ Dr. Ursula Marschall
Kompetenzzentrum Medizin und Versorgungsforschung Barmer GEK
„Ein Schädel-Hirntrauma ist nicht nur in der Aktuphase eine große Herausforderung für alle Beteiligten – für die kleinen Patienten und ihre Angehörigen, für die behandelnden Ärzte, Pfleger und andere an der Therapie beteiligten Berufsgruppen, aber auch für uns Kostenträger. Dabei ist das Ziel, die Lebensqualität der betroffenen Kinder so gut wie möglich wiederherzustellen, für alle Beteiligten gleich. Dass dies in unserem weiterhin sektorbestimmten Gesundheits- und Finanzierungssystem nicht immer leicht ist, erleben wir alle fast jeden Tag. Es braucht Konzepte, die die bestehenden Versorgungsdefizite benennen, um im gemeinsamen Dialog Lösungen zu entwickeln.“
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