Herkömmliche transkranielle Zugangswege (über eine Schädeleröffnung) für die Resektion von Tumorentitäten der Schädelbasis sind häufig mit erhöhter Morbidität und Mortalität verbunden. Viele dieser Tumore können jedoch transnasal auf schonendere Art ebenfalls erreicht und entfernt werden. Der in den letzten 20 Jahren etablierte endoskopische transnasale Zugang zum infra-, para-, und suprasellären Raum, sowie zur Orbita (Augenhöhle) bietet einen minimal-invasiven Zugang zu dieser Region mit geringerer Morbidität und Mortalität.
Differentialdiagnose selläre, infra-, para- und supraselläre Raumforderungen
Metastasen
Metastasen im Bereich des Hypothalamus und der Hypophyse machen ein Prozent der Raumforderungen in dieser Region aus. Am häufigsten treten sie bei Frauen mit Brust- oder Männern mit Lungenkarzinom auf, aber auch andere Tumorprimärerkrankungen können sich in der Sella manifestieren. Metastasen verursachen häufiger Lähmungen der Augenmuskeln und retroorbitale Schmerzen als Hypophysenadenome. Bei Verdacht auf Metastase wird insbesondere bei vermuteter Invasion in den Sinus cavernosus bei hoher Carotisrupturgefahr keine vollständige Resektion angestrebt, sondern eine Gewebegewinnung und Entlastung der Sella. Eine adjuvante Therapie mit Strahlentherapie ist dann in der Regel notwendig.
Zysten
Unterschiedliche zystische Formationen können in der sellären und suprasellären Region entstehen, z.B. Rathke-Zysten, Kolloid-, Arachnoidal- und Dermoidzysten. Rathke-Zysten sind die häufigsten zystischen Formationen und entstehen aus Resten der Rathke-Tasche - die gleiche Struktur, aus der auch Kraniopharyngeome entstehen können. Das klinische Bild ist bei all diesen Entitäten sehr ähnlich. Die meisten Zysten werden per Zufall im Rahmen von MRTs entdeckt. Radiologisch sieht man selläre oder supraselläre Strukturen, in der Regel symmetrisch, klein, rund und häufig hyperintens in der T1- und T2-Wichtung ohne pathologische Kontrastmittelaufnahme. Größere Zysten können Kopfschmerzen, Visusstörungen und/oder eine Hypophysenvorderlappenunterfunktion verursachen. Sehr selten können diese einbluten oder rupturieren und dabei einen Hypophysenapoplex, bzw. eine aseptische Meningitis verursachen.
Abszesse
Arteriovenöse Fisteln des Sinus cavernosus
Arteriovenöse Fisteln des Sinus cavernosus können eine leichte Vergrößerung der Hypophyse verursachen, die nach Ausschaltung des pathologischen Flusses, z.B. durch die Kollegen der interventionellen Neuroradiologie, rückläufig ist.
Hypophysitis (Entzündung der Hirnanhangsdrüse)
Hypophysitiden unterschiedlicher Ätiologien können eine Vergrößerung der Hypophyse verursachen. Typischerweise kann eine Hypophysitis am Ende oder kurz nach der Schwangerschaft kann auftreten, ist aber auch unabhängig von einer Schwangerschaft oder selten auch bei Männern beobachtet worden. Hypophysitiden sind häufig von starken Kopfschmerzen, die nicht proportional zur Größe der Raumforderung sind, und einer Hypophysenunterfunktion begleitet.
Tumore
Am häufigsten werden Hypophysenadenome in dieser Region behandelt. Ferner können Meningeome, Chordome, Chrondrosarkome, Neurinome, sowie andere seltene Pathologien hier entstehen.